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Studium der Geoinformatik – Studiengänge, Inhalte und mögliche Berufe

Software, Automatisierung, Effizienzsteigerung, permanente Optimierung der Arbeitsabläufe – kaum eine Branche kommt an diesen Begriffen und den Konsequenzen daraus vorbei. In der heutigen Zeit haben digitale Prozesse einen immensen Stellenwert und gewährleisten die Wettbewerbsfähigkeit. Auch die Wissenschaft und Forschung müssen sich mit diesen Themen auseinandersetzen.

Geoinformatik bringt die beiden Wissenschaften Geografie und Informatik zusammen. Daraus ergeben sich attraktive Perspektiven für die berufliche Zukunft. Bild: Tobias CCO Public Domain (unsplash.com)

Informatiker sind die Berufsgruppe, die die Digitalisierung und den Optimierungsdrang in die Tat umsetzt. Ihre Kompetenzen als Software-Architekten, Analysten und Visionäre sind stets gefragt. Sie entwickeln neue Technologien, die branchenübergreifend einsetzbar sind. Ein mögliches Gebiet zur Spezialisierung für Informatiker stellt die Geoinformatik dar. Sie kombiniert die Geografie, deren Lehrinhalte und Berufsperspektiven mit denen der Informatik.

Heutige Bedeutung der Informatik

Die Informatik beschäftigt sich als Wissenschaft mit der Verarbeitung von Daten, insbesondere über Computer. Dabei entwickeln Informatiker Verfahren, mittels derer Daten über Systeme in einer bestimmten Art und Weise verarbeitet werden. Analyse-Programme, Antiviren, Spiele und sämtliche sonstigen Anwendungen basieren im Prinzip auf nichts anderem als der Verarbeitung von Daten anhand definierter Muster. Diese definierten Muster sorgen dafür, dass bei Nutzung von Anwendungen ein bestimmter Effekt eintritt. Weil Computer mehr Rechenkapazität in schnellerer Geschwindigkeit als die Menschen oder andere Systeme haben, sind sie mittlerweile unerlässlich – und damit automatisch auch der Beruf des Informatikers, der die Anwendungen betriebsfähig macht.

Die Informatik entwickelt sich im Zuge der Digitalisierung rasant weiter. Der wichtige Beruf des Informatikers bietet dadurch für die Zukunft gute Perspektiven. Zahlreiche neue Technologien bedürfen der Kompetenzen von Informatikern, um sie instand zu setzen und weiterzuentwickeln, darunter:

  • Cloud-Computing
  • Künstliche Intelligenz (KI)
  • Augmented und Virtual Reality (AR und VR)
  • Internet of Things (IoT)

Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt fällt gering aus, denn obwohl Informatiker gesucht sind, ist das Studium anspruchsvoll. Zudem sagt das Studium nicht allen Studierenden zu. Es ist tendenziell von Männern dominiert.

Des Weiteren schreckt der hohe mathematische Anteil einige Studierende ab. In diesem vordergründigen Nachteil liegt zugleich ein Vorteil für fleißige und gute Studenten: Bereits im Informatik-Studium lässt sich nebenbei gut Geld verdienen. Studierende, die sich in Informatik weiterhelfen lassen müssen, haben bei der Nachhilfe eine im Vergleich zu anderen Fächern hohe Zahlbereitschaft. Außerdem sind die Kompetenzen von Informatik-Studenten auch bei Mikrojobs im Internet gefragt und werden außerordentlich gut vergütet.

Die Tatsache, dass bereits zu Zeiten des Studiums für Informatiker gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt vorherrschen, unterstreicht die Relevanz der Wissenschaft umso mehr. Statistiken zeigen, dass unter den Umsätzen in der IT-Branche der Großteil auf die IT-Dienstleistungen entfällt. Für studierte Informatiker bedeutet es, dass nach dem Studium schon ohne Software oder Hardware, sondern nur mit der eigenen Dienstleistung, Aussichten auf gut bezahlte Stellen in Wissenschaft und Forschung berechtigt sind.

Bachelor- und Master-Studiengänge in der Geoinformatik

Geoinformatik kann als Bachelor- oder Masterstudiengang durchgeführt werden. Weil der Studiengang aufgrund der Kombination beider Fächer im Gegensatz zu einem reinen Geo- oder Informatikstudium bereits spezialisiert ist, ist ein Master-Studium üblich. Die meisten Personen entscheiden sich im Bachelor für einen allgemeineren Studiengang im Bereich der Geografie und eignen sich danach im Master Geoinformatik ihre Spezialisierung an. Nichtsdestotrotz kann ein Geoinformatik-Studium auch von vornherein als Bachelor-Studiengang absolviert werden; dann entweder als Bachelor of Engineering (B. Eng.) oder Bachelor of Science (B. Sc.).

Nur wenige Universitäten bieten einen Geoinformatik-Master mit vertiefenden Inhalten an. Meist weicht der anschließende Master dann in ein Teilgebiet von Geografie oder Informatik ab. Folgende Master-Studiengänge sind z. B. im Anschluss an den Geoinformatik-Bachelor sinnvoll: Data Science, Geophysik oder – falls von der Uni angeboten – der vertiefende Master in Geoinformatik. Aktuelle Studien und Erkenntnisse im Bereich der Datenforschung zeigen, dass vor allem in der Geoinformationsbranche die Datenerhebung und -verarbeitung sukzessive an Bedeutung gewinnen. Ein auf dem Geoinformatik-Bachelor aufbauendes Master-Studium in Data Science wäre somit besonders sinnvoll und eine besondere Spezialisierung. Die Perspektiven sowie Honoraraussichten im Beruf würde es mutmaßlich beträchtlich steigern.

Weitere Studiengänge, wie beispielsweise die Geomatik, kombinieren die Teildisziplin Geodäsie mit Informatik, sodass eine noch tiefergreifende Spezialisierung möglich ist.

Studieninhalte bilden eine Fusion aus Geografie und Informatik

In der Geoinformatik werden geografische Daten durch die Methoden und Mittel der Informatik verarbeitet. Dies umfasst mitunter Visualisierungen von Karten sowie automatisierte Auswertungen von Statistiken.

In der Geoinformatik werden geografische Daten durch die Methoden und Mittel der Informatik verarbeitet. Dies umfasst mitunter Visualisierungen von Karten sowie automatisierte Auswertungen von Statistiken. Bild: Martin Sanchez CCO Public Domain (unsplash.com)


Speziell im Bachelor liegt der Fokus auf der Verarbeitung geografischer Daten mittels Informatik. Sowohl für den geografischen als auch den Informatik-Teil sind mathematische Kenntnisse unentbehrlich. Diese Kenntnisse stehen im Rahmen mehrerer Module auf dem Lehrplan in allen Semestern des Studiums. Neben der Mathematik, die sich als Konstante durch den kompletten Lehrplan zieht, sind spezielle geografische sowie informatische Kenntnisse zu erwerben.

Die geografischen Inhalte im Studium umfassen unter anderem die Themen Geodäsie, Statistik, Vermessung, Kartografie, Hydrografie, Liegenschaftskataster, Liegenschaftsrecht, Verkehrsplanung, Infrastruktur und Landmanagement. Die informatischen Inhalte im Geoinformatik-Studium setzen sich unter anderem aus Programmiersprachen, Softwaretechnik, Bilddatenverarbeitung, 3D-Visualisierungen, Statistik und Geoinformationssystemen zusammen.

Wer sich von vornherein nicht auf einen Bachelor in Geoinformatik festlegen kann, tut gut daran, zuerst einen allgemeineren Studiengang zu wählen: Die Geodäsie als Wissenschaft zur Vermessung der Erde lässt sich auch in einem separaten Bachelor-Studiengang studieren, ebenso wie Geografie komplett in einem Bachelor-Studiengang separat studiert werden kann. Ein mögliches Szenario wäre, einen Bachelor in Geografie abzulegen und sich erst im Master auf Geoinformatik zu spezialisieren. So erhalten Studierende im Bachelor einen Eindruck vom jeweiligen Studiengang und können bis zum Master entscheiden, ob eine Spezialisierung auf Geoinformatik sinnvoll ist.

Es ist ebenfalls möglich, Informatik im Bachelor komplett separat zu studieren. Ein anschließender Master in Geoinformatik wäre aber nicht möglich. Die Voraussetzung für einen Master in Geoinformatik ist ein vorhandener Bachelor in einem Studiengang mit geografischen Inhalten. Dies stellt den Fokus des Geoinformatik-Studiums heraus: Trotz der attraktiven Kombination mit Informatik liegt die Priorität auf der Geografie.

Berufe mit einem Studienabschluss in Geoinformatik

Mit einem Studienabschluss in Geoinformatik eröffnen sich Berufsperspektiven mit Fokus auf die Geografie. Ambitionen, bei einem Softwareentwickler ohne Geo-Spezialisierung eine Anstellung zu finden, sind vergeblich. Studierende der Geoinformatik arbeiten mitunter bei:

  • Datenverarbeitungsdiensten für Geodaten
  • Behörden für Geoinformationen
  • Software- und App-Anbietern mit Spezialisierung auf Geoinformationssysteme
  • Ingenieur- und Vermessungsbüros
  • Bereichen der Forschung und Entwicklung mit Geo-Schwerpunkt
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