Location Intelligence, Öffentliche Geodaten

Videoüberwachung: Wider besseres Wissen

2019 titelte das Wall Street Journal: „A World With a Billion Cameras Watching You Is Just Around the Corner [1].“ Nun ist diese Welt voller Kameras, die uns beobachten und überwachen, nach Expertenmeinung mittlerweile Realität. Genauer: Seit Ende 2021 sollen es eine Milliarde sogenannter Closed-Circuit-Television-(CCTV-)Kameras sein, die in den Städten global eingesetzt werden.

Die öffentliche Videoüberwachung schreitet voran. Bild: stock.adobe.com (vectorfusionart)

Führend im „Überwachungsranking“ ist nach Aussagen des Statistikportals Statista China. So heißt es, „dass die Volksrepublik 18-mal in den Top 20 der am stärksten überwachten Großstädte der Welt auftaucht“. Statista beruft sich auf eine Auswertung des Unternehmens Comparitech vom Mai 2021. Demnach führen die chinesischen Metropolen Taiyuan mit 117 Kameras je 1000 Einwohner und Wuxi mit über 90 Kameras pro 1000 Einwohner das Ranking an.

London auf Platz eins in Europa, Berlin mit Auf- und Ausbau

Doch nicht nur in Asien sind Überwachungstechnologien in den Städten auf dem Vormarsch oder bereits fest etablierte Systeme, um Mensch und Maschine zu verfolgen. Auch europäische Metropolen tun einiges für die vermeintliche Sicherheit in ihren Zentren. Bestes Beispiel ist die britische Hauptstadt London, wo über 73 Kameras pro 1000 Einwohner das Verhalten der Bürger überwachen. Damit steht London unangefochten an Platz eins innerhalb Europas. Im Vergleich dazu folgen Städte wie Moskau, mit über 16 Kameras, oder Berlin, wo über sechs Kameras pro 1000 Einwohner eingesetzt werden.
Apropos Berlin: In der Bundeshauptstadt setzen die Verantwortlichen seit Jahren auf den Auf- und Ausbau der Überwachung per Kameras. Statista kommt mit Blick auf Berlin zu dem Schluss: „Im Vergleich zum Vorjahr hat die flächendeckende Überwachung allerdings deutlich zugenommen – innerhalb eines Jahres wurden in Berlin knapp 4.800 zusätzliche Kameras installiert.“ Damit rüstet sich Berlin gegen die vermeintliche Verbrechensbekämpfung im großen Stil.

Infografik: Image_Videoüberwachung
Bild: Comparitech/Statista (https://de.statista.com)

Pro und Kontra der Überwachung

Dass diese Überwachungsmaßnahmen auf Pro und Kontra stoßen, steht außer Frage. Hier die, die für eine härtere Hand gegen Straftäter eintreten und die flächendeckende Überwachung begrüßen. Allen voran staatliche Stellen, Analysefirmen und Hersteller der notwendigen Hardware. Laut dem Verein Digitalcourage nutzt die Videoüberwachung vor allem zwei Gruppen. Erstens den im Zentralverband der Elektronik- und Elektroindustrie (ZVEI) „organisierten Unternehmen, die an Videoüberwachung verdienen wollen.“  Zweitens „Politikerinnen und Politiker, die sich oft wider besseres Wissen nicht gegen gängige Populismen stellen (…).“

Für die Mahner vor zu viel Überwachung mittels Kameras im öffentlichen Raum geht es auch um die Verletzung des Datenschutzes. Haufe schreibt hierzu: „Kann eine Datenverarbeitung ein hohes Risiko für die Rechte und Freiheiten natürlicher Personen zur Folge haben, besteht für den Verantwortlichen die Pflicht zur Durchführung einer Datenschutz-Folgenabschätzung.“ Doch wo kein Kläger, da kein Richter. Mit Blick auf die Kritik schreibt Digitalcourage: „Es gibt immer weniger öffentliche Orte, an denen man sich bewegen kann, ohne dabei von einer Videokamera aufgezeichnet zu werden.“ Und weiter heißt es: „Das Problem dabei ist: Den kleinen Videoaugen ist nicht anzusehen, ob sie aufzeichnen und um welche Bildqualität es sich handelt. Ebenso wenig erfährt man meist über die Verwendung der Bilder, wie lange sie gespeichert werden und ob sie weitergegeben werden.“

Mit im Boot bei neuen Analyseverfahren sind immer auch Geoinformationen. Mittels Zeit und Ort wird aus den einzelnen Puzzlestücken das sogenannte „Big Picture“. Und von dem profitieren nicht nur staatliche Stellen, sondern vor allem Datenanalysefirmen.

 

Videoüberwachung: Viel hilft (nicht immer) viel

Sie interessieren sich für das Thema der Videoüberwachung im größeren Kontext? Dann schauen Sie in die Ausgabe 3 der gis.Business. Die erscheint Ende Juni 2022.

 

 

Quelle:

[1] https://www.wsj.com/articles/a-billion-surveillance-cameras-forecast-to-be-watching-within-two-years-11575565402

Keywords: Geo-IT, Geoinformation, Geo, Geoinformatik, GI, Geodaten, Videoüberwachung