Zu laut, zu teuer, zu groß versus freie Fahrt für freie Bürger. So oder ähnlich lässt sich seit Jahrzehnten die hiesige Diskussionsbrücke schlagen, um des Deutschen liebstes Kind – das Automobil. Hinzu kommen Ängste der Automobilwirtschaft, dass Zölle und ein verschärfter Wettbewerb der deutschen Autoindustrie schadet. Ein Thema, bei dem sich Wirtschaftsvertreter, Politiker und Lobbyisten in gewohnter Regelmäßigkeit aus der Deckung trauen und vor dem Kollaps einer in die Jahre gekommenen Industrie warnen. Und das meist dann, sobald der Pkw-Verkehr in irgendeiner Art und Weise infrage gestellt wird. Dabei gibt es stets zwei Seiten einer Medaille. Die eine zeigt eine Automobilindustrie, deren Vorsprung in die Entwicklung und Technologie im internationalen Vergleich in den letzten Jahren zunehmend schwindet. Damit einhergehen Markt- und letztendlich Gewinnverluste. Auf der anderen Seite zeigt sich die über Dekaden vernachlässigte Anpassungsfähigkeit im ehemaligen Automobilwunderland Deutschland. Die Verantwortlichen dachten wohl, dass Erfolge ewig währen. Doch nichts ist für die Ewigkeit.
Nun ist der Katzenjammer groß, vorgetragen in den immer gleichen Floskeln und Titeln – angefangen bei „Gewinn bei BMW bricht um mehr als ein Drittel ein“ über „Nach Gewinneinbruch: Das sind die Baustellen bei Porsche“ bis zu „EU-Kommission überprüft Verbrenner-Aus früher als geplant“.
Die Misere daran: Mit allen möglichen technologischen sowie digitalen Spielereien versucht die Autoindustrie den (Erlebnis-)Wert des eigenen Fahrens seit Jahrzehnten hochzuhalten. Gesamtlösung? Um- oder Neudenken der Mobilität? Dürftig, wie gehabt. Bestes Beispiel ist das Versagen rund um die Elektromobilität (E-Mobilität) hierzulande. Versäumnisse, die sich nicht nur in puncto der Produktvielfalt zeigen, sondern auch hinsichtlich der Infrastruktur sowie des politischen Grundrauschens zu diesem Thema – quer durch die Parteienlandschaft. Somit endet die E-Mobilität meist in einem Debattierclub, in dem vieles zerredet, satt mit klaren Leitplanken versehen wird. Und wer nun als Pkw-Hersteller oder Digitalanbieter in diesem Dunstkreis ein neues Gadget, eine App oder sonst eine smarte Spielwiese im E-Mobilitätsumfeld auf den Markt wirft, ist plötzlich eine Art einäugiger König unter den Blinden. Das heißt: Es erscheint auch das Mittelmäßige gut im Vergleich mit dem Schlechten. Übrigens kein neues Phänomen in unserem Land, nicht nur in Bezug auf ganzheitliche Mobilitätsstrategien.
Diese fehlen indes trotz massiver Forderungen von Wissenschaft und Umweltverbänden nach weitsichtigen Mobilitätskonzepten. Woran das liegt? Vor allem an der Politik. Diese muss die Ziele vorgeben und mittel- bis langfristig verankern. Es nutzt niemanden, wenn die Verkehrswende in regelmäßigen Abständen über den Haufen geworfen wird, je nachdem, welche politische Ansicht gerade im Bundestag sowie den Landtagen vorherrscht. Und daran können auch Geo-IT-Lösungen per se wenig ändern, sind sie maximal Wegbegleiter der jeweiligen Verkehrspolitik und damit des möglichen Mobilitätsgedankens in Bund, Ländern und Kommunen. Leidtragende sind meist die Verantwortlichen in den Rathäusern der Städte und auf dem Land. Denn ihre Einflussnahmen sind begrenzt auf den jeweiligen Wirkungskreis.
Es braucht die vielfach strapazierte Gesamtstrategie. Das heißt, einen Grundkonsens – quer durch die Republik, was Mobilität zukünftig überhaupt leisten soll und vor allem kann. Denn genau diese Strategie ist für eine Stadt notwendig, will sie den Spagat zwischen steigenden Anforderungen und mehr Lebensqualität im urbanen Umfeld bewältigen. Zu dieser Strategie gehört auch, dass es einen einheitlichen Rahmen des Begriffs der intelligenten Städte bräuchte. Das Ganze steht allerdings bis dato im Konjunktiv – was selbst den Bundesverband Smart City zu der Aussage bewegt: „Die digitale Transformation von Städten und Kommunen ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Ob ‚Smart City‘, ‚Resilient City‘, ‚Sustainable City‘, ‚Cognitive City‘, ‚Digitale Stadt‘, ‚15-Minuten-Stadt‘, ‚zirkuläre Stadt‘ – die Begriffe, die diese Entwicklungen beschreiben, sind vielfältig und oft uneinheitlich definiert.“ Und in dieser Gemengelage aus Begriffen, möglichen Erklärungsversuchen und Strategieansätzen ist die Mobilität nur ein Teil des Ganzen.
Einen aktuellen Beitrag zum Thema Smart City finden Interessierte unter dem Titel „Alte Stadt, neue Stadt“ in der Ausgabe 1-2/2025 der gis.Business.