In der kommenden Woche startet die Intergeo 2024 vom 24. bis 26. September in Stuttgart. Das nach eigenen Aussagen weltweit führende Event für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement „versammelt Experten und Visionäre aus aller Welt“. Mehr noch: „Mit 600 internationalen Brands, Branchenführern, Verbänden und Start-ups“ fördert die Intergeo „den Austausch zwischen diesen Akteuren, um sich zu vernetzen, zu kooperieren und gemeinsam an der Gestaltung der Zukunft zu arbeiten“. Die Gestaltung der Zukunft, wie auch immer diese aussehen mag, ist ein gutes Stichwort. Denn die drängenden Probleme in unseren Städten auf dem Land und den unterschiedlichen Kontinenten sind weder gelöst noch mit klaren Perspektiven zur Lösung der Miseren versehen. Zu tief sind die Gräben der Staatenlenker zwischen wirtschaftlichem Wachstum, dem gesellschaftlichen Ausgleich und einem dringend notwendigen Klimaschutz. Kurzum: Mit Blick auf den Klimaschutz reichen die bis dato eingeleiteten Maßnahmen bei Weitem nicht aus. Wen wundert es, wenn die Tagesschau bereits im November 2023 zu dem Schluss kommt: „Es passiert zu wenig für den Klimaschutz – darin sind sich viele Wissenschaftler und Aktivisten einig. Doch woran liegt das – und wird sich daran jemals etwas ändern?“ Eine Antwort liefert die Tagesschau gleich mit und zitiert in diesem Zuge den Neurowissenschaftler Henning Beck: „Das Gehirn kann zwar eine Vorstellung von der Zukunft aufbauen. Aber wir sind in dieser Zukunft eine fremde Person.“ Weiter folgert H. Beck, dass das Gehirn nicht auf Verzicht eingestellt sei, sondern auf Gewinn und Maximierung. Hinzu kommt laut Tagesschau ein Mix aus Falschinformationen und Lobbyismus rund um den Klimawandel.
Einen ausführlichen Beitrag zur Intergeo finden Interessierte in der aktuellen Ausgabe 4/2024 der gis.Business.
Das menschliche Versagen, sich der eigenen Rolle im Umgang mit Natur und Tier bewusst zu werden, ist nichts Neues. Seit Jahrhunderten betreiben manche Länder Raubbau auf Kosten der Mehrheit. Denn die oben beschriebene Gewinnmaximierung und der Glaube an ein permanentes Wachstum herrscht noch immer und vielleicht stärker denn je in unseren scheinbar so modernen Gesellschaften vor. Wie gut, dass es die digitale Spielwiese und mit ihr immer neue Lösungen und Versprechungen gibt. Heruntergebrochen auf unsere urbanen Herausforderungen soll es die Digitalisierung als Partner der urbanen Zentren und letztendlich des Menschen richten.
Mit ihr kommen jede Menge technologischer Lösungen im Gepäck daher. Neben digitalen Zwillingen, urbanen Datenplattformen und der wachsenden Bedeutung der künstlichen Intelligenz (KI) spielen vor allem Geoinformationen eine entscheidende Rolle auf dem Weg in Richtung intelligenter Städte. Die Intergeo-Macher folgern in diesem Zuge: „Geoinformationen sind heute unverzichtbar für validierte Entscheidungen in Stadt-, Verkehrs- und Energieplanung. In den Bereichen Katastrophenvorsorge, Umweltschutz und Ressourcensicherung spielen sie eine entscheidende Rolle.“ Und weiter heißt es: „Technologien wie künstliche Intelligenz, Cloud-Lösungen und verbesserte Rechenleistungen beschleunigen diese Entwicklung.“
Was manch ein Stratege, Unternehmenslenker, Stadtverantwortlicher, Planer und Politiker vergisst, ist, dass es zunächst den absoluten Willen zur gemeinsamen Veränderung braucht. Denn ohne den Menschen und einem klaren Bekenntnis zur Umkehr in puncto eines nachhaltigeren Wirtschaftens wird es keine Verbesserungen geben, wird der Status quo des digitalen Glaubens zum Strohhalm in einem aussichtslosen Kampf um eine nachhaltigere Welt. Und daran wird auch die Digitalisierung mit all ihren Versprechungen in dieser Form nichts ändern – trotz aller Beteuerungen. Eine Tatsache, die auch im Zeichen der Intergeo einen Gedanken mehr verdient – abseits digitaler Lobeshymnen.