Fachbeiträge

SMEC entwirft die Anschlussstelle N4 Montrose in Südafrika zur Verbesserung der Verkehrsmobilität

Erstmals seit über 30 Jahren wurde die Anschlussstelle N4 Montrose modernisiert, wobei eine höhengleiche T-Kreuzung durch eine planfreie Anschlussstelle ersetzt wurde. SMEC erstellte und übergab Konzept- und Feinentwürfe mithilfe von Bentley-Anwendungen zur 3D-Modellierung und VR-Visualisierung.

Die Anschlussstelle N4 Montrose wurde zum ersten Mal seit über 30 Jahren modernisiert, wobei eine höhengleiche T-Kreuzung durch einen planfreien Knotenpunkt ersetzt wurde. Bild: SMEC South Africa

Autorin: Oana Crisan

Die Anschlussstelle Montrose liegt an der einzigen Ost-West-Verbindung zwischen Südafrika, Mosambik und Botsuana und ist Teil des N4-Korridors, der die Hauptstädte dieser drei Länder miteinander verbindet. Die ursprünglich in den 1970er-Jahren gebaute Straße und die Kreuzung konnten dem heutigen Verkehrsaufkommen nicht mehr gerecht werden. Um die Mobilität und Sicherheit des Verkehrs zu verbessern, initiierte der Konzessionär Trans African Concession (TRAC) ein Projekt zum Ausbau der bestehenden, höhengleichen Kreuzung zur neuen Anschlussstelle Montrose. Die 240 Mio. ZAR (ca. 11,69 Mio. Euro) teure Rekonstruktion soll nicht nur den Tourismus und die Wirtschaft Südafrikas und seiner beiden Nachbarländer ankurbeln, sondern auch die Bedingungen für lokale Kraftfahrer, Fußgänger, Unternehmen und Gemeinden in der Provinz Mpumalanga revolutionieren.

Entwurf einer neuen zentralen Anschlussstelle

Das Projekt umfasste die umfassende Umgestaltung eines Teils der zweispurigen Fahrbahn in eine ungeteilte vierspurige Schnellstraße. Das Team würde die Crocodile River Bridge verbreitern, zwei neue Bogenbrücken bauen und eine Hochmastbeleuchtung zur Beleuchtung der neuen Anschlussstelle installieren müssen. SMEC South Africa wurde mit der Erstellung von Entwürfen des neuen planfreien Knotenpunkts beauftragt. „Die Vorgabe war, kosteneffiziente Lösungen zu entwickeln, die den Verkehr zwischen Emalahleni und Mbombela ungehindert fließen lassen, und so die bestehende höhengleiche T-Kreuzung zu ersetzen“, so Warren McLachlan, Professional Engineer bei SMEC.

Konzeptentwurf und 3D-Visualisierung

Die Anschlussstelle befindet sich an einer schmalen Stelle zwischen den Flüssen Crocodile und Elands inmitten der steilen Täler der Drakensberge. Das Gelände war für die Realisierung eines planfreien Knotenpunkts schwierig. Um einen Großteil der bestehenden Infrastruktur und Elemente der Brücke über den Crocodile River zu erhalten und in den neuen Entwurf zu integrieren, musste SMEC zunächst einen kosteneffizienten Konzeptentwurf entwickeln und zur Genehmigung vorlegen. Da es jedoch keine vorhandenen Vermessungsdaten des Projektgebiets gab, stand SMEC vor Schwierigkeiten bei der Erstellung eines Konzeptentwurfs. „Während der Konzeptentwurfsphase waren keine bestehenden Vermessungsdaten verfügbar, und die Beschaffung von Vermessungsdaten würde erst nach Annahme eines praktikablen Konzeptentwurfs erfolgen, was uns vor eine schwierige Aufgabe stellte“, so W. McLachlan. Obwohl SMEC über jahrzehntelange Erfahrung bei der Durchführung von Verkehrsprojekten im ländlichen Raum verfügt, war der Zeitrahmen für die Anschlussstelle Montrose knapp bemessen, und angesichts der fehlenden Vermessungsdaten war die Erstellung eines Konzeptentwurfs im Rahmen der üblichen Vorgehensweise eine große Herausforderung.

Als SMEC ein Angebot für den Auftrag einreichte, wurde schnell klar, dass die bisherigen manuellen 2D-Methoden den Herausforderungen des Projekts und den Anforderungen, einen Großteil der bestehenden Infrastruktur zu nutzen, nicht gewachsen sein würden. „In der frühen Konzeptentwurfsphase, in der die Berater konkurrierende Vorschläge einreichten, hätte unser typischer Arbeitsablauf darin bestanden, Alternativen auf einem 2D-Plan zu skizzieren und einige rudimentäre Berechnungen durchzuführen, um die geometrische und bautechnische Machbarkeit der verschiedenen Optionen zu bewerten. Angesichts des schwierigen Geländes erkannte SMEC, dass dieser typische manuelle Ansatz nicht funktionieren würde“, so W. McLachlan. Damit der Kunde die Entwurfsabsicht vollständig nachvollziehen und das gesamte Projekt vor dem Bau visualisieren konnte, und um die multidisziplinären Arbeitsabläufe für den Feinentwurf zu optimieren, entschied sich SMEC für Reality Modeling mit 3D-Photogrammetrie und einen kollaborativen digitalen Entwurf.

Reality Modeling, kollaborativer Entwurf und VR-Technologie

Zu Beginn des Entwurfsprozesses entschied sich SMEC für den Einsatz von Drohnen, um Bilder des Geländes aufzunehmen und aus den Fotos mit iTwin Capture Modeler ein Reality Mesh zu erstellen, das einen genauen Kontext der Topographie und der Logistik des Standorts lieferte, um mögliche Alternativen für den Entwurfsvorschlag zu bewerten. „Wir haben dieses skalierbare Netz als Hintergrund für unsere Konzeptentwürfe verwendet, ohne das wir nicht in der Lage gewesen wären, Mengen genau zu berechnen oder sogar die geometrische Machbarkeit verschiedener (Entwurfs-)Optionen zu beurteilen“, sagte W. McLachlan. Die digitale Umstellung von der 2D- auf die 3D-Umgebung eröffnete den Konstrukteuren von SMEC neue Möglichkeiten zur Wertsteigerung, da sie die erfassten und Entwurfsdaten auf eine Art und Weise modellieren konnten, die sich mit traditionellen gedruckten Zeichnungen nicht wiedergeben lässt. Die Integration von LumenRT bot eine Umgebung mit virtueller Realität (VR), um dem Kunden den Konzeptentwurf in einem realen Kontext visuell zu präsentieren und zu vermitteln und so ein besseres Verständnis für das gesamte Umbauprojekt der Anschlussstelle zu schaffen.

Während der Feinentwurfsphase richtete SMEC eine kollaborative Modellierungsumgebung mit OpenRoads ein, um die Brücken- und Korridormodellierung zu integrieren, und überlagerte das 3D-Entwurfsmodell mit dem skalierbaren Reality Mesh. Die vernetzte digitale Lösung erleichterte die Kollisionserkennung, die Bausimulation, die Berechnung der Material- und Erdbaumengen und die Integration der Entwurfsabläufe innerhalb des multidisziplinären Teams. Vor der Digitalisierung stand SMEC vor der Mammutaufgabe, die umfassenden Arbeitsabläufe und Daten zu koordinieren und zu integrieren, die nun in einem digitalen Modell zentralisiert und optimiert vorliegen, welches im Zuge des Projektfortschritts automatisch aktualisiert werden kann. Der Export des digitalen Modells in eine Umgebung mit VR ermöglichte es SMEC, den Input und die Zustimmung der Interessengruppen in Echtzeit einzuholen und das Modell im Laufe der Entwurfsentwicklung entsprechend weiter zu verfeinern, um schließlich einen vollständig digital gesteuerten Bau zu realisieren. „Die Übertragung des gesamten Projekts in den 3D-Bereich und insbesondere in VR ermöglichte es allen Beteiligten, das fertige Projekt noch vor Baubeginn zu erleben“, so W. McLachlan.

Digitale Innovation setzt Maßstäbe für zukünftige Verkehrsprojekte

Die Anwendungen von Bentley trugen dazu bei, die Entwurfsiteration durch sehr schnelle Verarbeitungs- und Ausgabezeiten sowie erweiterte Modellierungsfunktionen zu beschleunigen. „Dadurch war es möglich, in Rekordzeit einen finalen praktikablen Entwurf zu erstellen, sodass die Beschaffung für den Bau innerhalb eines kurzen Zeitrahmens erfolgen konnte“, so W. McLachlan. Im Verlauf des Feinentwurfs ermöglichten die leistungsstarken Funktionen für Korridormodellierung und die Interoperabilität von OpenRoads genaue Berechnungen für Erdarbeiten und Fahrbahnbeläge. Außerdem wurde dadurch eine reibungslose Koordinierung mit dem Entwurfsteam für die Brückenbauwerke ermöglicht. So konnte die Verwendung von Beton auf ein Minimum reduziert werden, was wiederum den CO2-Fußabdruck des Projekts insgesamt verringerte. Die Arbeit in einer vernetzten digitalen Umgebung straffte die Arbeitsabläufe und reduzierte die benötigte Modellierungszeit um etwa 2.500 Stunden, wodurch 2,5 Mio. ZAR (ca. 121.844 Euro) an Entwurfskosten eingespart wurden. In Kombination mit iTwin Capture Modeler trug die integrierte digitale 3D-Entwurfslösung auch dazu bei, den Entwurf des Knotenpunkts so zu gestalten, dass die Auswirkungen auf die Umwelt minimiert wurden, da geschützte Bäume und Vegetation geschont wurden.

Zu Beginn des Projekts beabsichtigte SMEC, den Entwurf mit einer 3D-Visualisierung als Endprodukt zu entwickeln und traditionelle 2D-Zeichnungen für den Bau zu erstellen. Die Herausforderungen bei der Umsetzung eines Konzeptentwurfs veranlassten SMEC dazu, innovative digitale Lösungen mit 3D-Modellierung und VR zu finden. Das Unternehmen änderte seine Denkweise und betrachtete die Visualisierung nicht mehr als Nebenprojekt, sondern als Teil des Modellentwicklungs- und Kommunikationsprozesses. Das Projekt wurde als Lern- und Entwicklungsmöglichkeit für Digital Engineering genutzt, um die digitalen Arbeitsabläufe von SMEC für 3D-Entwurf und eine Bibliothek mit 3D-Objekten – wie Straßenschilder, Entwässerungsstrukturen und Lichtmasten – aufzubauen, die bei einer Vielzahl anderer südafrikanischer Verkehrsprojekte eingesetzt werden können. Der Erfolg hat den Weg dafür geebnet, dass VR bei künftigen Projekten mit viel weniger Aufwand eingesetzt werden kann. „Der langfristige Plan sieht vor, dass der Einstieg in die virtuelle Welt nur noch eine Frage des Klickens auf die richtigen Knöpfe sein wird“, so W. McLachlan.

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