Die Gründung des Herbert Wichmann Verlags ist eng mit der Geschichte der allgemeinen vermessungsnachrichten (avn) verknüpft. Die Wurzeln der avn finden sich in dem damaligen Informationsblatt „Kataster-Nachrichten“, das am 15. April 1889 erstmals erschienen ist und vom Katasterangestellten und Kleinunternehmer Robert Reiss in Liebenwerda herausgegeben wurde. R. Reiss betrieb einen Versandhandel für Vermessungsbedarf und Bürohilfsmittel und auch einen Verlag, der neben den Kataster-Nachrichten geodätische und mathematische Fachbücher sowie Kataster- und Vermessungsanweisungen herausgab. 1911 verstarb R. Reiss; sein Sohn Paul Reiss führte anschließend das Unternehmen weiter. 1920 wurde das Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt, an der zu zwei Dritteln die Brüder Herbert und Erhard Wichmann beteiligt waren, die das Versandgeschäft „Gebr. Wichmann“ in Berlin führten. Nach dem Tod von P. Reiss 1930 zahlten die Brüder Wichmann dessen Gesellschafteranteil an die Hinterbliebenen der Familie Reiss aus und leiteten ab diesem Zeitpunkt die Firma bis 1933 allein. Im November 1933 gingen dann die avn sowie die Verlagsbestände und das Sortiment für technische Literatur durch Kauf an Herbert Wichmann über; der R. Reiss Verlag erlischt. Der Wechsel wird in den avn vom 6. Dezember mitgeteilt. In der Titelei ist erstmalig zu lesen: „Herausgegeben von Herbert Wichmann, Berlin – Bad Liebenwerda. Schriftleiter: Kurd Slawik, Vermessungsingenieur.“ Schon im nächsten Jahr erweiterte sich die verlegerische Tätigkeit durch die Produktion von Büchern.
