Nach dem erfolgreichen Neustart als Live-Veranstaltung im vergangenen Jahr in Hannover versprechen sich die Initiatoren der Intergeo in diesem Jahr einen weiteren Aufschwung. Nicht umsonst sprechen die Intergeo-Macher mit Blick auf die Messe von „vorpandemischen Dimensionen“. Daniel Katzer, Projektleiter der Intergeo, sieht einen Gradmesser unter anderem im „Buchungsverhalten sowohl der internationalen wie auch nationalen Firmen“. Der digitale Ausstellerkatalog verweist denn auch auf über 450 Aussteller (Stand 30. September 2022, Anm. d. Red.), die sich zur mittlerweile 28. Ausgabe der Intergeo angekündigt haben.
Von der smarten Welt …
Etwas weitergedacht, als die reinen Ausstellerzahlen in den Fokus zu nehmen, muss es auch um Inhalte gehen – sprich Themen und Trends in den Bereichen Geodäsie, Geoinformationen und dem Landmanagement. Einen Schwerpunkt der Fachmesse bilden Lösungen rund um digitale Zwillinge. Nicht umsonst titelt die Intergeo in ihren News: „Die Power der Digitalen Zwillinge: 3D-Modelle machen die Welt smarter.“ Und die Meldung führt an: „Von Stadtvierteln über ganze Bauvorhaben bis hin zu Verkehrs- oder Klimaschutzmaßnahmen: Digitale Zwillinge zeigen Planung, Instandhaltung und Zukunftsszenarien interaktiv und realitätsnah in einem 3D-Modell. Gleichzeitig ist das dreidimensionale Abbild, der sogenannte Digital Twin, an reale Parameter wie Umgebung, Zeit und Zustand geknüpft.“ Doch was heißt das, abseits der teils inflationär genutzten Marketing-Floskel des „smarten“?
Grundsätzlich ist das Thema der digitalen Zwillinge per se nicht mehr neu, aber aktuell. Und hier liegt eine mögliche Antwort, die lautet: Gerade hinsichtlich der Herausforderungen städtischer und ländlicher Infrastrukturvorhaben, aber auch in Unternehmen sind digitale Lösungen unentbehrlich. Nicht nur, um besser Planen, Bauen und Verwalten zu können. 3D-Modelle finden in immer mehr Bereichen ihren Einsatz. Städte und Kommunen können bei einem zielgerichteten Einsatz von Digital-Twin-Lösungen beispielsweise den Energieverbrauch in Quartieren, Stadtteilen oder der ganzen Stadt analysieren. Auch bei Partizipationsverfahren profitiert die Verwaltung von digitalen Zwillingen, mithilfe derer wichtige Impulse für mehr Bürgerbeteiligung möglich sind. Für Stadtverantwortliche ein Mehrwert, um bei Planungsvorhaben frühzeitig und transparent mit der Bevölkerung in den Austausch zu treten. Auf die Frage, in welchen Bereichen digitale Zwillinge aktuell eingesetzt werden, antwortet Dr. Richard J. Vestner, Senior Director für Industry Solutions bei Bentley Systems, gegenüber der gis.Business: „Wir wissen aus Smart-City-Reports, dass die Vordenker unter den Städten und Kommunen bereits viele Geschäftsbereiche mit digitalen Zwillingen optimieren und mit Nachhaltigkeitszielen verbinden.“ Zu diesen Vordenkern digitaler Zwillinge zählen unter anderem Hamburg, Stuttgart und München. „Am Anfang priorisieren Städte Investitionen in Bereichen wie Gesundheit ihrer Bürger und Umwelt, zum Beispiel Luftqualität, Verschattung und Lärmemissionen (…)“, so Dr. R. J. Vestner. Dass dies für Entwickler und Anwender nur der Anfang bedeutet, unterstreicht Prof. Dr. Volker Coors, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Forschung an der Hochschule für Technik Stuttgart. „In Zukunft stelle ich mir den digitalen Zwilling als integriertes Werkzeug zur Datenanalyse vor, um damit beispielsweise Simulationen von Stadtquartieren durchzuführen.“ Und er fügt hinzu: „Gleichzeitig ist der digitale Zwilling nicht nur ein Abbild der Realität, sondern er beeinflusst auch die Realität.“ Gerade an dieser Stelle brauche es nach Prof. Dr. V. Coors Worten Prognosemöglichkeiten sowohl für automatisierte Steuerungsprozesse als auch zur Entscheidungsunterstützung durch eine bessere Visualisierung.
… und nachhaltigen Entwicklungen
Im Umkehrschluss heißt das: „An den digitalen Zwillingen führt kein Weg vorbei“, wie es Christiane Salbach, Geschäftsführerin DVW GmbH und Intergeo-Verantwortliche, formuliert. Das heißt: „Von der Entwicklung städtischer und ländlicher Räume über ganze Bauprojekte bis hin zu Verkehrs- oder Klimaschutzmaßnahmen: Digitale Zwillinge zeigen Planung, Instandhaltung und Zukunftsszenarien interaktiv und realitätsnah in einem 3D-Modell.“ Vor allem der Klimaschutz steht im Mittelpunkt des Denkens und Handelns im urbanen Umfeld, aber auch in Unternehmen. Und auch weitere Technologien und Lösungen im Rahmen der Intergeo – von Drohnen und der Fernerkundung über das Building Information Modeling (BIM) bis zu Web Services – können nachhaltige Entwicklungen fördern. Dies setzt aber voraus, dass digitale Lösungen keinem Selbstzweck folgen, sondern im Dienst der jeweiligen Ziele stehen. Und das übergeordnete Ziel formuliert die Intergeo als „Inspiration for a smarter World“.
Also auf ein Neues, wenn die Blätter sich rot und golden färben und der Herbst in Essen angekommen ist. Dann öffnet die Intergeo 2022, 18. bis 20. Oktober, Messe Essen. Übrigens ist auch der Wichmann Verlag vor Ort. Wo? Halle: 3, Stand: C3.079. Und bitte nicht vergessen: Ihre Stimme zählt. Bereits zum zehnten Mal verleiht der Wichmann Verlag den begehrten Wichmann Innovations Award in den Kategorien Hardware und Software.
Das Team vom Wichmann Verlag freut sich auf Sie – sei es auf einen Handschlag, ein Voting oder ein tiefer gehendes Gespräch. Bis dahin und „Glück auf“.