Öffentliche Geodaten

Studie: Unsicherer Verkehr in Berlin

Jeder vierte Einwohner empfindet den städtischen Verkehr in Berlin als gefährlich, so das Ergebnis einer Studie.

Nur etwa ein Drittel der Einwohner Berlins (32 Prozent) würde die Hauptstadt empfehlen, wenn es um die Verkehrssicherheit geht; das ist nur eines der auffälligsten Ergebnisse der Studie Urban Road Safety Index 2022. Der Bericht von Cyclomedia, das auf die digitale Visualisierung raumbezogener Daten spezialisiert ist, hat die Verkehrssicherheit in 16 europäischen Hauptstädten untersucht. Besonders auffällig: Vor allem der Zustand der Radwege und Shared Mobility wird von den Berlinern als Unfallrisiko gesehen. Siebzig Prozent der befragten Berliner, sind zudem der Meinung, dass die Stadt mehr tun müsse, um die Situation zu verbessern – das ist der höchste Wert verglichen mit allen anderen Hauptstädten in der Befragung. In Rom (24 Prozent) und Wien (27 Prozent) bemängelt dies nur ungefähr jeder Vierte.

Studie zur Verkehrssicherheit in Berlin

Als Experte für die Visualisierung urbaner Räume untersucht Cyclomedia die Situation des Straßenverkehrs in Großstädten. Mithilfe der Geodaten von Cyclomedia inklusive hochauflösender 360-Grad-Bilder können Kommunen den realen Istzustand ihrer Stadt besser einschätzen und Verbesserungen anstreben, wie beispielsweise im Ausbau der Straßen und Radwege oder in der Grünflächengestaltung. Die Untersuchung wurde von Multiscope in 16 europäischen Hauptstädten mit 3.890 Befragten durchgeführt, darunter Berlin, Amsterdam, Brüssel, London, Paris, Madrid, Wien, Budapest, Warschau, Bratislava, Prag, Kopenhagen, Stockholm, Oslo und Helsinki. Sie wurde zwischen dem 25. März und 6. April 2022 erhoben, um eine Einschätzung der Bevölkerung zur Verkehrssicherheit in den jeweiligen Städten zu erhalten.

Gefahr durch schlechte Radwege und Shared Mobility

Dass die Straßen von Berlin überfüllt sind, ist nichts Neues. Eine relativ neue Entwicklung, die das Sicherheitsgefühl im Verkehr verringert hat, ist das Aufkommen von Elektrofahrzeugen und Shared Mobility. Der Wandel hin zu mehr Elektromobilität ist per se nichts Schlechtes, doch erhöht sie das Verkehrsaufkommen durch zusätzliche Verkehrsteilnehmer enorm. Die Mehrheit der Berliner (61 Prozent) ist der Meinung, dass sich durch die Einführung von E-Bikes, Elektrorollern und Shared Mobility mehr Unfälle ereignen. Diese Fahrzeuge führen zu einer Verschiebung des Verkehrstempos, und die Radwege und Straßen sind nicht immer dafür ausgelegt. Dies kann zu gefährlichen Verkehrssituationen führen. Mehr als ein Viertel der Berliner (26 Prozent) fühlt sich im Allgemeinen unsicher im Verkehr.

Vor allem mit den Radwegen in der Hauptstadt sind die Einwohner unzufrieden: nur 41 Prozent halten die existierenden Radwege für sicher. Doch nicht nur die Gestaltung von Straßen und Radwegen – wie die Breite von Wegen und Kreuzungen – führt dazu, dass sich die Bewohner unwohl fühlen. Auch die fehlende Beleuchtung auf öffentlichen Plätzen und Wegen (34 Prozent) trägt dazu bei. Zudem meiden 40 Prozent gefährliche Kreuzungen und die große Mehrheit (71 Prozent) fühlt sich im Auto sicherer als auf dem Fahrrad. Außerdem empfinden nur 46 Prozent der Befragten die Qualität der Straßen generell als gut. Der Großteil der Berliner (74 Prozent) fühlt sich trotz allem sicher im Straßenverkehr, dennoch würde in puncto Verkehrssicherheit nur jeder Dritte (32 Prozent) anderen empfehlen, in die Hauptstadt zu ziehen. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommen auch unsere Nachbarn in Italien (23 Prozent), den Niederlanden (26 Prozent), Frankreich (32 Prozent) und der Slowakei (32 Prozent).

Top 3 Wunschliste der Berliner

Fragt man die Berliner, was sie sich zur Verbesserung der Verkehrssituation wünschen, steht die Optimierung der Radwege ganz oben (43 Prozent), gefolgt von weniger Shared Mobility (38 Prozent) und der Erneuerung von Straßenbelägen (34 Prozent).

Es gibt also mehrere Stellschrauben, um das Sicherheitsgefühl im Verkehr zu erhöhen. Amsterdam hingegen wünscht sich reduzierte Fahrgeschwindigkeiten (45 Prozent) und eine optimierte Beschilderung (34 Prozent). Shared-Mobility ist jedoch in vielen Städten ein Thema und verunsichert die Verkehrsteilnehmer vor allem auch in Oslo (49 Prozent), Stockholm (45 Prozent), Paris (40 Prozent), Brüssel (35 Prozent) und Wien (34 Prozent). Rom (83 Prozent), Bratislava (67 Prozent) und Budapest (57 Prozent) setzen die Verbesserung der Straßenbelege an erste und damit wichtigste Stelle ihrer Prioritätenliste für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Unzufrieden sind die Hauptstädter auch mit der Anzahl der verfügbaren Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Hier sind nur 16 Prozent zufrieden mit dem Angebot – das ist der niedrigste Wert aller in der Umfrage enthaltenen Hauptstädte. Vor allem in Oslo (53) Prozent) sind die Einwohner am zufriedensten mit dem aktuellen Ausbau der Ladeinfrastruktur, gefolgt von Wien (40 Prozent) und Amsterdam (39 Prozent). Auch hier gibt es also Handlungsbedarf vor allem in Deutschland.

Wie die „Vision Zero“ Realität werden kann

Vor mehr als zehn Jahren entwickelte der Verein Deutscher Ingenieure die „Vision Zero“ für den Straßenverkehr: Ab 2050 soll in Europa kein Verkehrsteilnehmer mehr bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen.

Wenn man dieses Ziel bis 2050 erreichen wolle, müssten die Kommunen alles tun, um die Städte sicherer zu machen, so Bas Brouwer, Solution Sales Manager bei Cyclomedia. Zunächst einmal müssten die Bürger wissen, wo sie gefährliche Verkehrssituationen melden könnten. Darüber hinaus sei es wichtig, die Verkehrssituation ständig zu beobachten, etwa durch die regelmäßige Erfassung und Auswertung des Verkehrsraumes, damit sie gefährliche Situationen noch vor einem Unfall beheben könnten. Man sei zuversichtlich, dass der Prozentsatz der Berliner, die sich im Verkehr unsicher fühlen, von Jahr zu Jahr abnehmen werde, wenn die Stadtplaner entsprechende Maßnahmen ergriffen.

Weitere Informationen www.cyclomedia.com/de

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