Wissenschaft & Forschung

Projekt „MapInWild“: Natürlichkeitskarte der Erde

Der Eingriff des Menschen in die Natur ist seit Jahrhunderten gravierend und nimmt stetig zu. Die Folgen eines vielfach ungehemmten Raubbaus an der Natur fallen der Menschheit mit wachsenden Konsequenzen auf die Füße.

Unberührte Natur und die Abwesenheit des Menschen und seiner Einflüsse. Bild: stock.adobe.com (malp)

Nicht umsonst schreibt die Aachener Stiftung Kathy Beys: „Im Laufe der letzten Jahre hat der Eingriff des Menschen in die Umwelt stetig zugenommen. Dabei wurden weite Teile der Natur unwiederbringlich zerstört. Mittlerweile sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.“ Mehr noch geht nach Ansicht der Kathy-Beys-Stiftung das Wirken des Menschen so weit, „dass das ganze Ökosystem Erde gefährdet ist“. Mit anderen Worten: „Obwohl die erste internationale Konferenz für Naturschutz schon 1913 in Bern stattfand, hat sich der Zustand der Umwelt global weiter verschlechtert.“

Wen wundert es, wenn das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) düstere Aussichten mit Blick auf die Natur skizziert: „Der Zustand der Natur verschlechtert sich dramatisch. Weltweit sind bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Wertvolle Ökosysteme sind gefährdet und somit auch ihre Leistungen für den Menschen.“ Doch gerade diese „Leistungen für den Menschen“ durch Ökosysteme sind vielfach ausgereizt, weil wir mehr als über unsere Verhältnisse leben. Hier die Losung des angeblich permanenten Wachstums. Dort der Auf- und Ausbau der Wirtschaft – komme, was wolle.

Im Grunde stellt sich bei dieser globalen Gefährdungslage für Natur und Tier die Frage, wo es überhaupt noch Gebiete mit wenigen bis keinen Eingriffen des Menschen in die Umwelt gibt. Antworten darauf suchen Forschende des Instituts für Raumfahrttechnik und Weltraumnutzung (ISTA) Universität der Bundeswehr München. Im Rahmen des Projekts zur Kartierung und Interpretation von Wildnis aus dem Weltraum, kurz
„MapInWild“, haben sich die ISTA-Wissenschaftler das Ziel gesetzt, eine Natürlichkeitskarte der Erdoberfläche zu erstellen. Damit verbunden ist zudem die Definition des Begriffs „Natürlichkeit“. Für die Wissenschaftler heißt die im konkreten Fall „die Abwesenheit von menschlichen Einflüssen“. Unter der Leitung von Prof. Michael Schmitt soll anhand „eines Index die Erde bewertet und in Kategorien von sehr natürlich bis kaum natürlich unterteilt“ werden. In einer Presseverlautbarung vom 20. Januar 2022 heißt es weiter: „Als ersten Schritt auf dem Weg zu dieser Karte fusionieren Prof. Schmitt und sein Team verschiedene Daten, die es bereits gibt, z. B. aus Satellitendaten, dem freien Kartendienst ‚OpenStreetMap‘ oder der Landbedeckungskarte der ESA.“ Neben der Klassifizierung nach Art der Landbedeckung – unter anderem Wald oder Stadt, fließen weitere Daten ein. Hierzu zählen unter anderem die Nähe zur nächsten Straße sowie die Bevölkerungsdichte. „Diese Daten werden zunächst aus bereits vorhandenen Karten und Beobachtungen zusammengetragen“, heißt es von Wissenschaftsseite. Flankiert wird das Vorhaben mithilfe einer neuen Methode, basierend auf der künstlichen Intelligenz (KI).

Die KI-Anwendung soll es ermöglichen, aus den vorhandenen Satellitendaten direkt den Natürlichkeitsindex zu erstellen. Der Wunsch des Forscherteams: „Diese Methode wird zu viel schnelleren Ergebnissen führen als bisherige Techniken, da nur noch ein einziges aktuelles Bild benötigt wird.“

Das MapInWild-Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und hat eine Laufzeit bis 2024.


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