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Nachhaltigkeit – omnipräsent und wenig greifbar

„Smart society for innovative and sustainable cities.“ So lautete der Slogan zum ersten Smart City Expo Word Congress (SCEWC) im Jahr 2011 in Barcelona. Heute, ein Jahrzehnt später, haben Begriffe wie innovativ sowie nachhaltig nichts an Attraktivität verloren. Den Beweis treten aktuell die weltweit angereisten Aussteller und Sprecher im Rahmen der zehnten Auflage des SCEWC an. Und wer nicht vor Ort ist, wird per Stream zugeschaltet.

SCEWC 2021: Pflanzen, Menschen und Computer. Bild: Andreas Eicher

Ganz nach dem Motto: Viele Köpfe helfen viel. Den Städte-Rundumschlag vermitteln die SCEWC-Macher so: „Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens wird der SCEWC die Bürgermeister von Ankara, Barcelona, Den Haag, Kasan, L'Hospitalet de Llobregat, Medellín, Montevideo, Prag, Quito und Vilnius sowie Vertreter von Städten wie Amsterdam, Berlin, Buenos Aires, Frankfurt, Kiew, Madrid, Málaga, Mailand, New York, Paris, Philadelphia, São Paulo, Santiago de Chile, Stockholm und Rio de Janeiro zusammenbringen, um Erfahrungen auszutauschen und neue Initiativen zur städtischen Transformation zu fördern.“


Doch damit nicht genug: „Auf dem internationalen Gipfeltreffen werden auch Delegationen aus anderen Städten und Regionen vertreten sein, darunter aus Antioquia (Kolumbien), Bochum (Deutschland), Bordeaux (Frankreich), Braunschweig (Deutschland), Dresden (Deutschland), Flandern (Belgien), Podgorica (Montenegro), Pune (Indien), dem Bundesstaat Rio de Janeiro (Brasilien), Tampere (Finnland), Toulouse (Frankreich) und Wolfsburg (Deutschland) sowie aus Ländern wie Brasilien, Kanada, Kolumbien, Indonesien, Indien, der Türkei, Portugal und Puerto Rico.“

Viele, aber nicht alle

Was dem internationalen Gipfeltreffen indes in diesem Jahr fehlt, das sind ausstellenden Teilnehmer aus China, oder den Arabischen Emiraten – gerade weil sich in diesen Regionen der Welt die großen Räder zu intelligenten Stadtprojekten drehen. Zumindest finden sich diese „Big Player“ im Smart-City-Umfeld nicht auf den Veranstaltungsseiten.

Ob die Covid-Pandemie ein Hindernisgrund ist oder die angestrebte „Internationalisierungsstrategie des Smart City Expo World Congress“, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die SCEWC-Organisatoren mit der Smart City Expo Shanghai (SCES) im Oktober 2021 zum zweiten Mal eine vergleichbare Veranstaltung auf dem asiatischen Kontinent durchführte. In einer Presseverlautbarung heißt es mit Blick auf Shanghai: „Was die Ausstellung betrifft, so werden führende Unternehmen wie Huawei, China Mobile Limited und Cloudwalk Technology im Ausstellungsbereich der Messe teilnehmen und innovative Lösungen im Bereich der Intelligenz und der städtischen Innovation anbieten.“ Nun muss man als Besucher beispielsweise den chinesischen Weg einer zentralistischen Smart-City-Verordnung von oben nicht teilen. Doch neue Impulse, Ideen und Wege in unserer eurozentristischen Denkweise können nicht schaden. Und so bleibt den Besuchern nur das Gespräch mit vielen, aber nicht allen.

Der Klimawandel im technokratischen Orbit

Zurück zu den drängenden Themen, die die Teilnehmer des SCEWC in Barcelona bewegen. Dort steht die Frage nach dem nachhaltigen Auf- und Umbau der Städte von heute und morgen. Die teils unbefriedigenden Ergebnisse der Weltklimakonferenz von Glasgow wirken nach und so sprechen die Anwesenden viel von Veränderung im Sinne heutiger und nachfolgender Generationen. Und davon, dass es fünf vor zwölf ist. Begriffe und Phrasen, zu oft in der Vergangenheit gehört. Hierzu zählt auch die Vokabel der Nachhaltigkeit – omnipräsent und doch wenig greifbar, verliert sich der verheerende Klimawandel in einem technokratischen Orbit aus IT-Lösungen, Plattformen und Standardisierungsfragen. Garniert, um Absichtserklärungen, es endlich ganzheitlich anzupacken und den Klimawandel, wenn nicht zu stoppen, dann wenigstens zu minimieren. Ganz nach dem deutschen Sinnbild: Wir schaffen das. Ob und wie bleibt vielfach unbeantwortet. Die Krux: Mit jeder neuen digitalen Lösung tun sich neue Fragen auf. Und somit helfen viele Köpfe nicht zwingend viel. Es kommt auf die Richtigen an und darauf, Städte endlich abseits multinationaler Digitalkonzerne zu denken. Denn Technik ist wahrlich genug vorhanden. Und die, die diese Technik liefern, fahren meist ihre eigene Agenda.

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