Wissenschaft & Forschung

Mobilität im zweiten Lockdown

Im Rahmen einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurden 1.000 Personen befragt, wie sich ihr Mobilitätsverhalten im erneuten Lockdown verändert hat.

DLR-Studie zu den Auswirkungen von Corona auf Mobilität. Bild: Georg Marinschek/Pixelio

Wie hat sich das Mobilitätsverhalten in Deutschland während des zweiten Corona-Lockdowns verändert? Dieser Frage geht das DLR in einer Studie nach. Von Ende November bis Anfang Dezember befragten die Wissenschaftler des DLR zum dritten Mal rund 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen. Wie bei den ersten beiden Umfragen im Frühjahr und Sommer 2020 interessierten sie sich für das Mobilitätsverhalten in den Bereichen Arbeit, Freizeit, Einkaufen und Reisen. Erneut habe man Veränderungen festgestellt: Der Trend zum Online-Shopping bleibe bestehen – und der dramatische Rückgang bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel setze sich fort, fasst Dr. Claudia Nobis vom DLR-Institut für Verkehrsforschung die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Weihnachtseinkäufe: Trend zum Online-Shopping

Corona wirkt sich nach wie vor stark auf das Einkaufsverhalten der Deutschen aus: Der Anteil der Personen, die seit dem ersten Lockdown im Frühjahr Produkte im Internet kaufen, steigt weiter. 50 Prozent gaben an, in den letzten vier Wochen ein bis drei Mal online bestellt zu haben. 36 Prozent tun das wöchentlich. Nur 14 Prozent haben nichts bestellt. Gleichzeitig ist die Zahl der Befragten, die sich beim Einkaufen in Geschäften unwohl fühlen, seit Sommer gestiegen.

Auch beim Kauf von Weihnachtsgeschenken war das Internet wichtiger als im Vorjahr: 37 Prozent erklärten, ihre Präsente größtenteils online zu kaufen. Im Vorjahr waren es 22 Prozent.

Auto versus Öffentliche, geringeres Wegeaufkommen

Das Mobilitätsverhalten sei geprägt von Routinen. Diese wiesen selbst in der Krise eine hohe Stabilität auf, so Nobis. Allerdings beobachte man, dass sich in der anhaltenden Coronasituation auch neue Routinen bildeten. Dazu gehört, dass immer mehr Menschen den privaten PKW nutzen – und zwar unabhängig vom normalen jahreszeitlichen Anstieg im Winter. Gleichzeitig setzt sich der dramatische Rückgang bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fort. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer legt weniger Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Der Anteil an Personen, die sogar viel weniger Wege mit den Öffentlichen zurücklegen, ist auf 37 Prozent gestiegen. Das sind 16 Prozent mehr als im Sommer. Der Hauptgrund dafür ist, dass das Unbehagen in öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zugenommen hat. Das Auto verzeichnet hingegen nach wie vor einen deutlichen Wohlfühlfaktor.

Während des Lockdowns im November haben die Befragten ihre Mobilität nochmals deutlich reduziert: 56 Prozent haben in den letzten sieben Tagen weniger oder viel weniger Wege zurückgelegt als sonst üblich.

Zum ersten Mal hat das DLR die Befragten um eine Einschätzung gebeten, welche Verkehrsmittel sie in Zukunft nutzen werden. Die Antworten spiegeln sehr deutlich das während der Pandemie entwickelte neue Verhalten wider. 18 Prozent wollen mehr zu Fuß gehen, sechs Prozent mehr Fahrrad fahren und neun Prozent mehr das Auto nutzen. 19 Prozent gaben an, den öffentlichen Nahverkehr seltener nutzen zu wollen.

Veränderungen auch bei Homeoffice und Freizeitaktivitäten

Das Arbeiten von zu Hause spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Der Anteil der Berufstätigen im Homeoffice ist weiter leicht gestiegen: 40 Prozent der Befragten arbeiten teilweise oder immer von daheim. Auch in eher ländlich geprägten Regionen scheint dies zuzunehmen, in Städten wird generell mehr im Homeoffice gearbeitet. Die Zufriedenheit mit dem Arbeiten von zu Hause ist allerdings gesunken: Im Sommer bewerteten rund 75 Prozent diese Option als positiv, nun sind es 66 Prozent.

Auch bei Freizeitaktivitäten gaben viele Menschen an, sich unwohl zu fühlen. Dies trifft besonders auf Treffen mit Freunden, Verwandten oder Bekannten zu. Aufgrund des Lockdowns haben 37 Prozent in den letzten sieben Tagen draußen keine Freizeitaktivitäten mehr unternommen. 63 Prozent sind mindestens ein Mal rausgegangen – häufig für einen Spaziergang oder für Sport im Freien.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

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