Wissenschaft & Forschung

Digitale Tools für die Landwirtschaft

Ob für Bodenbearbeitung, Düngung oder Bewässerung: Satellitendaten können für die Landwirtschaft hilfreich sein. Ein neuer Forschungsverbund arbeitet gemeinsam mit Landwirten daran, diese Daten nutzbar zu machen.

 

Der Würzburger Forscher Dr. Christian Hüttich (5.v.l.) mit dem Agrisens-Projektteam bei der Förderbescheidübergabe durch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Berlin. Bild: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft / Felix Zahn, photothek.net

Deutschland bekommt in diesen Märztagen viel Regen ab. Landwirte, die ihre Felder bestellen wollen, stehen darum vor einer wichtigen Frage: Wie nass ist es auf den Äckern? Kann man sie mit schwerem Gerät befahren oder sollte man besser abwarten?

Für diesen Fall wäre es ideal, eine Drohne mit speziellen Sensoren über die Flur zu schicken. Und aus den gewonnenen Daten schnell Karten zu erzeugen, anhand derer der Landwirt auf dem Handy oder Laptop die Bodenfeuchte auf seinen Äckern kleinräumig beurteilen kann.

Ministerium gibt 3,7 Millionen Euro

Das ist nur eines der Szenarien, an deren Realisierung der neue Forschungsverbund Agrisens arbeitet. Die beteiligten Wissenschaftler haben gemeinsam mit Landwirten verschiedene Anwendungsfälle definiert, in denen digitale Technologien hilfreich wären. Dazu gehören unter anderem das Planen der Bewässerung oder das Erstellen von Ernteprognosen mit Hilfe von Satellitendaten.

Den Startschuss für den Verbund setzte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner Anfang März 2020 in Berlin: Sie überreichte den Projektverantwortlichen die Förderbescheide. Denn das Ministerium unterstützt Agrisens in den kommenden drei Jahren mit 3,7 Millionen Euro.

Riesige Datenmengen verarbeiten und lenken

165.000 Euro davon gehen an den Lehrstuhl für Fernerkundung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Hier ist Dr. Christian Hüttich als Projektleiter zuständig: Man arbeite darauf hin, das volle Potenzial der riesigen Datenmengen auszuschöpfen, die von Erdbeobachtungssatelliten kämen. Man wolle eine Infrastruktur schaffen, mit der diese Daten möglichst schnell so prozessiert würden, dass sie für Landwirte nutzbar würden, so Dr. Hüttich.

Manche Satelliten schicken einmal in der Woche Daten zur Erde, andere sogar täglich. Es gilt, diese Informationsflut in richtige Bahnen zu lenken und sie mit Daten zu kombinieren, die am Boden erhoben werden. In diesen Prozess müssen Struktur und System gebracht werden. Dabei betritt das JMU-Team auch Neuland: Erstmals wolle man die Fernerkundungsdaten in eine Cloud bringen, in der sie auch allen anderen Projektbeteiligten zur Verfügung stünden, erklärt Hüttich.

Forschung und Landwirtschaft: Die Partner im Verbund

Der Forschungsverbund „Agrisens Demmin 4.0 (Fernerkundungstechnologien für die Digitalisierung im Pflanzenbau)“ wird vom Deutschen Geoforschungszentrum GFZ Potsdam koordiniert. Weitere Beteiligte sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR an den Standorten Neustrelitz, Oberpfaffenhofen und Jena, das Julius-Kühn-Institut Braunschweig, der Deutsche Wetterdienst, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Hochschule Neubrandenburg.

Mit im Boot sind auch Landwirtschaftsbetriebe aus dem Raum Demmin in Mecklenburg-Vorpommern sowie weitere Partnerbetriebe in Deutschland. In Demmin unterhalten GFZ und DLR Experimentierfelder, auf denen sie gemeinsam mit Landwirten neue Technologien entwickeln und erproben.

Am GFZ Potsdam koordiniert Dr. Daniel Spengler das Projekt Agrisens: Fernerkundungsdaten lieferten reiche Datenschätze, die Landwirten wichtige Informationen als Entscheidungsgrundlage für Maßnahmen zum Beispiel in der Düngung, der Aussaat oder der Bodenbearbeitung geben könnten. Aktuell sei die Hürde, diese Daten zu nutzen, für viele Landwirte leider viel zu hoch. Das betreffe vor allem den Zugang zu den Daten, die Geodäsie, Geoinformation, Geo, Geoinformatik, GI,Nutzung in einer Fülle von Softwarelösungen und unübersichtlichen Angeboten des Marktes. Man möchte hier niedrigschwellige Lösungen anbieten.

Weitere Informationen unter www.uni-wuerzburg.de

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