Wissenschaft & Forschung

Routenplanung für Katastrophen mit aktuellsten OSM-Daten

Das Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (Heigit) hat eine permanent verfügbare Variante des Online-Routenplaners Openrouteservice (ORS) für Katastrophen veröffentlicht. Ziel ist es, humanitäre Logistik in von Katastrophen betroffenen Regionen mit aktuellen Daten aus Openstreetmap nachhaltiger als bisher zu unterstützen.

 

Im Katastrophenfall soll der Openrouteservice hilfeleistende Stellen unterstützen. Bild: Heigit

Seit 2008 wurde Openrouteservice schon in mehreren Fällen spontan für konkrete Katastrophen eingesetzt, so zum Beispiel bei den Erdbeben in Haiti 2008 und 2010, in Nepal 2015 und in Ecuador 2016. Doch hierfür waren immer manuelle Aufwände für Installation und Betrieb des Systems für die spezifische Katastrophe notwendig. Dies kostete Zeit und Arbeitskraft, was nicht immer spontan und zeitnah geleistet werden kann.

Aus diesem Grund sind solche Aktivitäten leider nur für einzelne größere Katastrophen realisierbar. Um dieses hilfreiche Werkzeug für humanitäre Organisationen und betroffene Menschen dauerhafter, zuverlässiger und automatisiert mit den aktuellsten OSM Daten zur Verfügung zu stellen, haben die Routing- und Katastrophen-Teams des Heigit gemeinsam eine neue dedizierte Version eines „Disaster Openrouteservice“ entwickelt. Da dieser Dienst dauerhaft läuft und immer mit neuen Daten aktualisiert wird, können auch kleinere Katastrophen ohne manuelle Eingriffe unterstützt werden.

Grundsätzlich ist der Disaster Openrouteservice eine angepasste Version des Openrouteservice, der Routenplanung unter Berücksichtigung spezifischer Informationen über passierbare oder zerstörte Wege auf Basis der von der Community aktualisierten Daten von Openstreetmap bedient. Das System läuft ständig für drei ausgewählte Regionen in einem Rechencluster. Im Moment decken diese drei dauerhaft laufenden Instanzen zunächst die Regionen Afrika, Südamerika und Indonesien ab.

Das System navigiert jeweils auf den aktuellsten Openstreetmap Daten, die von Disaster Mappern hinzugefügt wurden, da Aktualisierungen für die gesamten betroffenen Regionen täglich vorgenommen werden. Dies ist notwendig, da während Katastrophen sowohl die reale Situation als auch die Daten in OSM sich sehr dynamisch verändern. In Zukunft sollen noch häufigerer Aktualisierungszyklen bereitgestellt werden, damit den Katastrophenhilfeorganisationen, dem Humanitären Openstreetmap Team (HOT) als Partner von Heigit und betroffenen Personen jeweils die besten und aktuellsten OSM-Daten so schnell wie möglich automatisiert zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus bietet der Disaster Openrouteservice ähnlich wie der konventionelle ORS auch eine Erreichbarkeitsanalyse (Berechnung von Isochronen) an, zudem die Möglichkeit GPS-Tracks zu exportieren, die offline in mobilen Geräten verwendet werden können, als auch ein Werkzeug mit dem zu vermeidende Gebiete interaktiv in die Karte eingezeichnet werden können. Diese Polygone kennzeichnen stark beeinträchtigte, nicht mehr passierbare Bereiche oder Straßenabschnitte, die für die Navigation vermieden werden sollen, aber für Such- und Rettungseinheiten (SAR) besonders interessant sind.

Ähnlich wie der Openrouteservice sind die Webanwendung und die Wegbeschreibung bereits in sieben Sprachen verfügbar, nämlich Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch und Chinesisch. Andere Sprachen wie Griechisch, Ungarisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch, Tschechisch oder Nepali sind für die Routinganweisungen vorhanden.

Weitere Informationen unter https://disaster.openrouteservice.org

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