Wissenschaft & Forschung

Einzigartige 3D-Unterwasserperspektiven eines mittelalterlichen Lastenschiffs

Das Fraunhofer IOSB-AST unterstützt mit wegweisender Technologie Unterwasserarchäologen in Deutschland. 3D-Photogrammetrie macht kleinste Details für spätere Rekonstruktionen sichtbar.

 

3D-Photogrammetrie der mittelalterlichen Prahm im Arendsee. Bild: Fraunhofer IOSB-AST

Mehr als 700 Jahre lag ein Lastenschiff – auch als Prahm bezeichnet – unentdeckt, aber hervorragend konserviert auf dem Grund des Arendsees in Sachsen-Anhalt. Schlechte Sicht, begrenzte Tauchzeiten und große Tiefen: Einschränkungen, die Unterwasserroboter nicht tangieren. Unterwasserfahrzeuge des Fraunhofer IOSB-AST, ausgestattet mit einer optimierten Kameraoptik von Zeiss, unterstützen Archäologen bei der Sicherung kulturhistorischer Funde in Mitteldeutschland.

3D-Photogrammetrie unterstützt Archäologen

Über 1000 Seen mit einer Fläche von mehr als 50 Fußballfeldern existieren in Deutschland: Ein riesiges und weitestgehend unerschlossenes Potenzial im Bereich der Unterwasserarchäologie, wie die Ergebnisse im Arendsee/Sachsen-Anhalt zeigen. Der mittelalterliche Prahm ist ein wahrer Schatz, der erst mit Hilfe der 3D-Photogrammetrie wissenschaftlich erschlossen werden kann.

„Die detailscharfe 3D-Erfassung des mittelalterlichen Prahms stellt einen gewaltigen Fortschritt für die archäologische Forschung da. Vor allem die Möglichkeit einer originalgetreuen digitalen Rekonstruktion des Schiffes ist atemberaubend“, erklärt Sven Thomas vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

Das 3D-Photogrammetrie-Modell des mittelalterlichen Prahms vom Arendsee besteht dabei aus über 7000 Bildern und über 185 Millionen Einzelflächen, die auf einem speziellen GPU-Server zusammengesetzt wurden. Tatsächlich ermöglicht das Modell des Fraunhofer IOSB-AST neue Erkenntnisse für die Archäologen, die bisher nur wenig Wissen über die bau- und funktionsweise hochmittelalterlicher Binnenschiffe verfügten: „Das liegt daran, dass fast immer nur Wracks gefunden wurden, von denen selten mehr als der Rumpf erhalten blieb. Im Arendsee liegt jedoch ein fast vollständiges Schiff. Zum ersten Mal in Deutschland konnten Metallbeschläge auf der Bordwand, handgearbeitete Metallschienen und -beschläge am und unter dem Bug, Mastbänke, Teile der Rah und der Takelage, der Inneneinbauten und der Ladung des Schiffes untersucht werden.“, erklärt Thomas.

Die Unterwasserrobotik-Lösungen des Fraunhofer IOSB-AST unterstützten bei den Untersuchungen im Arendsee aber noch weit darüber hinaus: Etwa bei Taucherüberwachung bei schlechten Sichtverhältnissen unter Wasser, der gezielten Führung der Taucher zum Missionsziel sowie bei der Unterstützung für die Dokumentation des Tauchgangs für den Tauchleiter.

Ein Video ist abrufbar.

Weitere Informationen unter www.iosb-ast.fraunhofer.de/

 

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