In Deutschland gibt es aktuell 34 Punkte im seit 1957 bestehenden und ständig weiterentwickelten Deutschen Schweregrundnetz (DSGN). Keiner davon lag bisher in Rheinland-Pfalz. Dies soll sich nun ändern.
In dem seit 2015 beim Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (LVermGeo) in Koblenz betriebenen Gravimetrie-Prüfraum fand im Juli 2024 die zweite Messung mit einem FG5-Absolutgravimeter (Freifall-Gravimeter) statt.
Die physikalische Messgröße „Schwerebeschleunigung“, auch allgemein als Schwere bekannt, ist eine wichtige Informationsquelle nicht nur in der Geodäsie. Ob bei der hochgenauen Bestimmung von amtlichen Gebrauchshöhen mittels globaler Navigationssatellitensysteme (GNSS) oder beim Monitoring von Massenverlagerungen im System Erde aufgrund von Umweltveränderungen - überall nutzt man „Schweremessungen“. Um all diese Anwendungen nachhaltig zu sichern, müssen die Schweremessungen auf einer abgestimmten, einheitlichen und langfristig stabilen Grundlage beruhen, dem Deutschen Schweregrundnetz (DSGN).
Möglicher Schweregrundnetzpunkt in Rheinland-Pfalz
Für die Messung bauten Alexander Lothhammer und Bastian Wiesenmayer das transportable FG-5 auf einen massiven und vom Fundament entkoppelten Schweremesspfeiler auf, prüften das Instrumentarium und starteten die Messung. Lothhammer kennt sich aus. Bereits bei der ersten Messung mit einem FG-5 im Mai 2017 auf diesem Pfeiler wurde der Schwerewert mit einer Genauigkeit von 3 µGal von ihm bestimmt.
Zur Erinnerung: 1µGal = 0,001 mGal = 0,000001 Gal = 0,00000001 m/s² sind etwa ein milliardster Teil der durchschnittlichen Erdbeschleunigung von 9,81 m/s² ~ 10 m/s². Die Sensibilität des Messsystems ist dabei so hoch, dass bereits durch die Masse eines sich in der unmittelbaren Nähe befindlichen Beobachters die Messung um 1 bis 2 µGal beeinflusst werden kann.
Hohe Anforderungen an die ausgewählten Standorte
Das vom BKG betriebene Schweregrundnetz ist ein wissenschaftliches Netz, das als Referenz für das Deutsche Hauptschwerenetz 2016 (DHSN2016) dient. Für dieses amtliche Netz wiederum sind die einzelnen Bundesländer zuständig. Damit lassen sich alle Schwerewerte in Deutschland letztlich direkt oder indirekt wieder auf dieses Netz zurückführen. Dementsprechend groß sind auch die Anforderungen an die für DSGN-Punkte ausgewählten Standorte.
Für den zukünftigen DSGN-Punkt Koblenz mit der Nummer 41 sind die Voraussetzungen gut. Der Punkt wird seit etwa neun Jahren beobachtet und für Messungen in Rheinland-Pfalz als hochpräziser Anschlusspunkt intensiv genutzt. Der Pfeiler ist massiv und der Raum klimatisiert. Nur die Seismik durch die viel befahrene Bundesstraße B9 könnte die Messung stören. Um dies zu kompensieren, werden die Absolutschweremessungen auch in der Nacht durchgeführt.
Ob letztlich der Schwerewert von 2017 bestätigt werden kann, bleibt abzuwarten. Erst mit der nachträglichen finalen Auswertung lässt sich die Schwere-Stabilität des Punktes hoffentlich bestätigen.
Weitere Informationen unter https://www.bkg.bund.de/