Anlässlich seines Bundeskongresses vom 16.-19. Mai in Bayreuth warnt der Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) – Berufsverband für Geodäsie und Geoinformatik – eindringlich vor wirtschaftlichen Problemen. Der Ingenieurmangel bremse Deutschland massiv aus, so Wilfried Grunau, Präsident des Ingenieurverbandes. Ob nachhaltige Mobilitätslösungen, der Umbau der Energieversorgung oder die dringend notwendige Digitalisierung: Ohne Ingenieure lassen sich die Herausforderungen der Zeit nicht bewältigen.
Ingenieurmangel in Deutschland entgegenwirken
Besonders für Deutschland sind Personen mit technologischen Kompetenzen von zentraler Bedeutung: Rund ein Viertel der Bruttowertschöpfung kommt aus Mint-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft & Technik). Aber die deutsche Wirtschaft kann zahlreiche Stellen nicht mehr besetzen. Für den mittel- und langfristigen Erfolg der Unternehmen kommt dies ebenso wie für den öffentlichen Dienst nahezu einer Katastrophe gleich. Langwierige Verzögerungen von Baumaßnahmen sind allenthalben spürbar und kaum noch vermittelbar. Damit sei der Fachkräftemangel, neben steigenden Energie- und Rohstoffkosten, eines der gravierendsten Risiken für die deutsche Wirtschaft, sagt VDV-Präsident Wilfried Grunau.
Hoher Engpass
Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft ist die Anzahl offener Stellen bei Ingenieuren weiter auf einem hohen Niveau. Besonders bei Berufen, die für die Themen rund um Klima und Digitalisierung wichtig sind, ist der „Engpass-Index“ viel zu hoch. Im Bereich Bau und Vermessung beträgt diese Kennziffer 485 offene Stellen je 100 Arbeitslose. Das ist der zweithöchste Index bundesweit und bedeutet für Deutschlands Wirtschaft sehr große Probleme; gleichzeitig eröffnet es dem Berufsnachwuchs die besten Arbeitsmarktchancen. Die Geodäsie gehöre zu den Berufen, in denen Innovation großgeschrieben werde, wirbt Grunau für seinen Berufsstand. Geodäten arbeiteten an den Megathemen unserer Gesellschaft wie zum Beispiel Klimawandel, Energiewende, Digitalisierung und Mobilität. Geodäten vermessen, analysieren und visualisieren unsere Umwelt und geben messbare Antworten. Mit ihren raumbezogenen Geodaten ist die Geodäsie damit im wahrsten Sinne des Wortes maßgebend.
Aktuell führt der anhaltende Fachkräftebedarf in diesem Bereich allerdings zu großen Problemen, beispielsweise beim Erhalt und dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (Stichworte: marode Brücken, Schienen und Straßen), beim Umbau der Energienetze oder auch bei der Realisierung der Mobilitätswende.
Strukturelles Problem
Wir hätten hier ein gravierendes strukturelles Problem, das seitens der Politik steuernde Rahmenbedingungen dringend notwendig mache, fordert Grunau. Der in diesem Kontext anzustoßende strategieorientierte gesellschaftliche Diskurs betrefft viele Themenbereiche, angefangen bei der Bildungspolitik bis hin zur Wirtschafts- und Sozialpolitik. Entsprechende Stichworte seien verbindlicher Technikunterricht in Schulen oder auch Zuwanderung ausländischer Fachkräfte, so Grunau.
Deutschland ist eine Industrienation, die maßgeblich auf der Leistung von Ingenieuren beruht. Das gelte es mindestens zu erhalten, besser noch auszubauen, so der Ingenieurpolitiker. Gerade die innovativsten Branchen benötigen, insbesondere auch mit Blick auf den globalen Wettbewerb, qualifizierten technischen Sachverstand.
Öffentlicher Festvortrag
Zu den Veranstaltungen des VDV-Bundeskongresses in Bayreuth werden Repräsentanten des Vermessungswesens sowie der Geoinformatik aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. Als besonderes Highlight gibt es am Freitag, 17. Mai um 10.00 Uhr im Arvena-Kongresshotel einen öffentlichen Vortrag über „Alexander von Humboldt und sein Wirken in Bayreuth“. Referent ist Dr. Adrian Roßner (Universität Bayreuth, Projektkoordinator für das HTA-Wissenschaftszentrum Kloster Speinshart). Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen unter www.vdv-online.de