Die Jade Hochschule und Denkmal3D aus Vechta forschen an einem Verfahren, um archäologische Funde aus Holz bestmöglich zu erhalten. Holzwege sind ein Merkmal Niedersachsens, da die Menschen bereits in der Bronzezeit 4500 vor Christus in einer Landschaft mit feuchten Böden und Mooren Infrastrukturen errichteten. Der Bohlenweg Pr VI im Aschener Moor in Lohne, Landkreis Diepholz, wurde in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege auf einer Länge von rund 500 Metern ausgegraben. Diese Hölzer stellen einen wichtigen archäologischen Fund dar und bedürfen zu ihrem langfristigen Erhalt einer aufwendigen Konservierung.
Archäologische Funde mittels dreidimensionaler optischer Messtechnik für die Nachwelt erhalten
Das Projekt Optikons setzt an dieser Stelle an. Mittels dreidimensionaler optischer Messtechnik wollen die beteiligten Wissenschaftler Objekte verschiedener Größe hochgenau erfassen und digitalisieren. Im kulturhistorischen Bereich werde dies insbesondere für die Dokumentation von archäologischen Stätten und Funden sowie in der Baudenkmalpflege eingesetzt, erklärt Projektleiterin Dr. Amandine Colson von Denkmal3D. Ziel ist es, die archäologischen Funde in genau dem Zustand zu erhalten, in dem sie aufgefunden wurden.
Archäologisches Holz sei einem hohen Risiko ausgesetzt und müsse nach der Bergung sofort konserviert werden, um Verformungen und Zerfall zu verhindern, erklärt Robin Rofallski, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik der Jade Hochschule. Die übliche Methode der Konservierung – eine Tränkung in Wasser und Polyethylen-Glykol – führe jedoch oft zu unerwünschten dreidimensionalen Verformungen. Angesichts der mit herkömmlichen Konservierungsmethoden verbundenen hohen Kosten und Umweltschäden sind innovative und maßgeschneiderte Lösungen erforderlich. Hier setzt das neue Forschungsprojekt an.
Verformung von archäologischen Funden erkennen
Das Potenzial dieses Verfahrens konnte etwa in verschiedenen musealen Konservierungsmaßnahmen bereits gezeigt werden, wie bei der Bremer Kogge, der Vasa in Stockholm und anderen großen Schiffsfunden. Ihr Vorhaben ziele darauf ab, durch den Einsatz optischer 3D-Messtechnik den entscheidenden Moment zu erkennen, in dem sich archäologische Nasshölzer verformen, um eine frühzeitige und angepasste konservatorische Maßnahme zu ermöglichen, erklärt Prof. Dr. Thomas Luhmann von der Jade Hochschule.
Luhmann und sein Team entwickeln eine Vermessung direkt im Konservierungsbad, um eine berührungslose Überwachung des Holzes während der Tränkung zu ermöglichen. Dies beinhaltet erstmalig die Entwicklung eines unterwasserfähigen photogrammetrischen Messsystems, welches die Verformungen des Holzes regelmäßig und teilautomatisiert überwacht, um den Zeitpunkt der Verformung genau zu erkennen. Mittels eigens entwickelter hochgenauer Kalibrierverfahren für Unterwasserkameras, welche auch die optischen Eigenschaften der Konservierungslösung einbeziehen, kann das volle Genauigkeitspotenzial optischer 3D-Messtechnik ausgeschöpft werden. Somit werden bereits geringste Holzverformungen im Submillimeterbereich messbar.
Durch den Einsatz dieser neuen und innovativen Technologie können die Wissenschaftler den Verbrauch der Konservierungsmittel und die anschließende Entsorgung deutlich reduzieren, womit sie eine geringere Umwelt- und Gesundheitsbelastung erzielen. Zusätzlich ermöglicht die gezielte Auswahl der Trocknungsstrategie, basierend auf den während der Tränkung gesammelten Daten, eine höhere Effizienz und einen objektiveren Erfolg der Konservierungsmaßnahme.
Weitere Informationen unter www.jade-hs.de/