Wissenschaft & Forschung

ESA-Ministerratskonferenz in Paris

Deutschland zeichnet im Rahmen der ESA-Ministerratskonferenz vier Milliarden Euro mit den Schwerpunkten Erdbeobachtung und Satellitenkommunikation.

ESA-Ministerratskonferenz 2022 in Paris Blick in den Verhandlungsraum, in dem die Regierungsvertreter der 22 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation ESA die europäischen Raumfahrtprogramme der nächsten Jahre beschlossen haben. Bild: DLR

Regierungsvertreter aus 22 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation ESA tagten Ende November in Paris und zeichneten insgesamt 16,9 Milliarden Euro für Raumfahrtprogramme, darunter zur Erdbeobachtung und Satellitenkommunikation, für die nächsten Jahre. Die Ministerratskonferenz ist das höchste politische Entscheidungsgremium, das im Schnitt alle drei Jahre den inhaltlichen und finanziellen Rahmen für die Raumfahrtprogramme der ESA festlegt.

An der Spitze der deutschen Delegation standen Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck und die Koordinatorin für die deutsche Luft- und Raumfahrt, Dr. Anna Christmann (MdB), begleitet von Vertretern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Ebenfalls am Verhandlungstisch in Paris dabei war Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR, der mit seinem Team in Bonn die deutschen Positionen der Konferenz vorbereitet und mit der Bundesregierung abgestimmt hat. Deutschland hat in Paris den Vorsitz im ESA-Rat von Frankreich übernommen und wird die nächste Konferenz im Jahr 2025 ausrichten.

Insgesamt zeichneten die ESA-Mitgliedsstaaten ein Budget von 16,9 Milliarden Euro. Deutschland trägt davon vier Milliarden Euro (laufende wirtschaftliche Bedingungen, rund 3,5 Milliarden Euro gemischte wirtschaftliche Bedingungen), (20,8 Prozent) und ist damit mit Frankreich (18,9 Prozent) und Italien (18,2 Prozent) stärkster Partner der ESA.

Erdbeobachtung und Klimaschutz

Deutschland ist international führend in der Erdbeobachtung – sowohl wissenschaftlich, technologisch als auch in der Nutzung und Verarbeitung von Daten zur Analyse des Systems Erde. Mit rund 185 Millionen Euro (30 Prozent) behält die Bundesrepublik ihre Führungsrolle im operationellen europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Hier geht es konkret um Weiterentwicklung und Erweiterung des Systems um neue Sentinel-Satelliten und Dienste für Klimaüberwachung und Klimaschutz, Landwirtschaft, Mobilität, Sicherheit und Katastrophenvorsorge. Das Programm liefert essenzielle Daten für die Umsetzung des „European Green Deal“, des Pariser Klimaabkommens und für Klima-Anpassungsmaßnahmen. Deutschland stellt die größte Gruppe an Copernicus-Nutzern.

Im neuen Programm „Climate-Space“ liegt der Fokus auf der satellitenbasierten Klimaforschung, und zwar auch auf regionalem und lokalem Level. Die Ergebnisse aus Climate-Space sollen mit Schwerpunkt Klima und Atmosphäre unter anderem in die Copernicus-Dienste einfließen, die derzeit in Bonn am Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage angesiedelt werden. Zusammen mit dem ebenfalls neuen Programm Digital Twin Earth unterstützt Deutschland mit insgesamt rund 23 Millionen Euro die Simulation von Klimadaten.

Zudem beteiligt sich Deutschland mit rund 347 Millionen Euro am Programm Futureeo. Neben den wissenschaftlichen Earth Explorer Satelliten haben auch die Wettersatelliten der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten (Eumetsat) und die meisten ihrer Messinstrumente sowie auch die Sentinel-Satelliten des Copernicus-Programms hier ihre Ursprünge. Das Programm öffnet die Tür zu neuen Märkten, indem es verstärkt auf New Space-Ansätze sowie innovative Technologie wie Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen setzt. Das gibt auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie Start-ups die Chance, mit Dienstleistungen globale Märkte zu adressieren.

Der ESA-Satellit „Aeolus“ ist der erste Satellit, der mit seinem Doppler-Lidar-Instrument seit August 2018 Windfelder und ihre Bewegung weltweit in verschiedenen Höhenschichten in der gesamten Atmosphäre misst und erfasst. Mit Aeolus 2 soll aus diesem Testsatelliten nun ein Programm werden. Zwei Satelliten sollen im Zeitraum 2030 bis 2040 routinemäßig globale 3D-Windfelder messen, um unsere Wettervorhersage deutlich zu präzisieren. Im Vorbereitungsprogramm von Aeolus 2 ist Deutschland mit nationalen Mitteln des BMDV an der Entwicklung des Lasertransmitters beteiligt.

Das Programm „InCubed-2“ zielt auf privatwirtschaftliche kommerzielle Erdbeobachtungsaktivitäten mit kurzer Laufzeit – die Bundesrepublik beteiligt sich hier mit rund zehn Millionen Euro. Incubed-2 (Investing in Industrial Innovation 2) setzt einen Rahmen, um flexibel und agil mit der europäischen Erdbeobachtungsindustrie zusammenzuarbeiten. Incubed-2 soll so die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie bei Komponentenfertigung, Missionsbetrieb, Plattform- und Bodensegmenttechnologien sowie Datenzugang steigern, damit innovative Ansätze europäischer Anbieter auf dem Weltmarkt konkurrieren können. Programminhalte werden auf industrielle Vorschläge hin ausgewählt.

Satellitenkommunikation

In der Satellitenkommunikation (Artes-Programme) geht es um die Unterstützung von innovativen Technologien und Produkten für den weltweit wachsenden, kommerziellen Markt von Telekommunikationssatelliten. Ein zentraler Fokus in Deutschland liegt auf dem Rahmenprogramm Wettbewerbsfähigkeit (Core Competitiveness, 50 Millionen Euro), und damit in der Unterstützung der Industrie und Zulieferer in einem sich stark wandelnden Marktumfeld. Weitere deutsche Schwerpunkte liegen in der strategisch relevanten Schlüsseltechnologie (Laser-)Kommunikation (rund 41 Millionen Euro) und in Entwicklungen für den Zukunftsmarkt satellitenbasierter Sicherheitslösungen inklusive Quantenschlüsselverteilung (QKD) mit rund 39 Millionen Euro.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

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