Wissenschaft & Forschung

Chancen und Risiken automatisierter LKW-Transporte

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat Potenziale und Auswirkungen des automatisierten und vernetzten Fahrens für den Straßengüterverkehr untersucht. Autonom fahrende LKW können ein Lösungsansatz für den drastischen Fahrermangel in der Logistikbranche sein.

Fahrerloser LKW: In einer Studie hat das DLR Chancen und Risiken automatisierter LKW-Transporte untersucht. Bild: DLR

Geringe Gewinnspannen und ein drastisch anwachsender Fahrermangel setzen deutsche Unternehmen im Bereich der Straßenverkehrslogistik seit Jahren unter Druck. Deshalb hat das DLR gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg im Forschungsprojekt „ATLaS“ (Automatisiertes und vernetztes Fahren in der Logistik) die Potenziale und Auswirkungen des automatisierten und vernetzten Fahrens für den Straßengüterverkehr untersucht.

Das DLR-Institut für Verkehrsforschung in Berlin befragte für die Studie Logistikfirmen aus dem Raum Berlin und Brandenburg, welche Anforderungen und Erwartungen sie an automatisiert fahrende LKW haben. Gleichzeitig untersuchten die Wissenschaftler die Potenziale und Auswirkungen dieser Technologie für die Branche und das gesamte Verkehrssystem.

Autonom fahrende LKW als Lösung für Fahrermangel

Die befragten Unternehmen sehen in autonom fahrenden LKW vor allem eine Lösung für den stetig wachsenden Fahrermangel. Dafür muss die Technologie allerdings spätestens in zehn Jahren verlässlich einsatzbereit sein und sich eng an den Anforderungen der Nutzer orientieren. Zudem schätzen die Teilnehmer der Studie, dass sich durch fahrerlose Transporte 30 bis 40 Prozent der Kosten sparen und sich so die Margen erhöhen lassen. Zwei Anwendungsszenarien der Fahrzeughersteller sind für die Logistikunternehmen hingegen wenig relevant: Automatisierte LKW können sicher in Konvois fahren, also mit einem deutlich kleineren Abstand als bisher. So verringern sich der Luftwiderstand und damit der Kraftstoffverbrauch. Auch die Idee des automatisierten Transporters als „mobiles Büro“ – das dem Fahrer die Möglichkeit bietet, während der Fahrt zum Beispiel Termine zu verwalten oder mit Kunden zu sprechen – trifft in der Branche auf wenig Resonanz.

Hohe Investitionskosten: Konzerne im Vorteil gegenüber dem Mittelstand

Bei komplexen Innovationen wie dem automatisierten und vernetzten Fahren ist vor allem zu Beginn damit zu rechnen, dass die Technik einige ‚Kinderkrankheiten‘ haben wird. Vor allem die mittelständischen Logistikunternehmen sind jedoch auf sehr robuste und zuverlässige Fahrzeuge angewiesen. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wollen und können diese Unternehmen keine millionenschweren Investitionen in eine aktuell noch relativ unsichere Technologie tätigen. Nur die großen, weltweit aktiven Firmen können diese Innovationsleistung erbringen und davon profitieren. Es könnte also zu einer einschneidenden Marktkonsolidierung in der Logistikbranche zum Vorteil der ‚Global Player‘ kommen. Will die Politik dem etwas entgegensetzen, gilt es, die mittelständischen Unternehmen gezielt zu unterstützen. Nur so können diese den technologischen Wandel ebenfalls mitgehen und für sich nutzen – so die Bilanuz des DLR.

Weitere Verlagerung von der Schiene auf die Straße?

Im Rahmen der Studie erarbeiteten die Forscher zudem Szenarien für die Technikeinführung. Eine zentrale Erkenntnis: Automatisiert fahrende LKW werden die Verlagerung des Transports von der Schiene auf die Straße weiter deutlich vorantreiben. Fahrerlose Transporte auf Autobahnen werden wesentlich günstiger sein als der Schienenverkehr. Bis zu zwei Drittel des Güterverkehrs könnten sich von der Schiene auf die Straße verlagern.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

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