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Coronapandemie – Abschlussbericht zur aktuellen Umfrage

Eine Ad-Hoc-Befragung der beruflichen Community sammelte Informationen über Auswirkungen der Coronapandemie auf Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

Vom Studenten bis zum Professor, vom Mitarbeiter bis zum Geschäftsführer und Behördenleiter – die Umfrage soll zu einer Einschätzung der Geo-Branche im Zuge der Coronapandemie führen. Bild: Thorben Wengert/Pixelio

Der DVW e.V. hatte sich vor Kurzem dazu entschieden, der Community kurzfristig einen Überblick über die aktuelle Lage in Geodäsie, Geoinformation. Landmanagement und benachbarten Feldern zu verschaffen.

Erste Ergebnisse wurden bereits am 3. April 2020 veröffentlicht. Nachfolgend hat man nun die endgültigen Zahlen sowie weitere Ergebnisse zusammengestellt.

Erfolgreiche Umfrage nun beendet: 1732 Teilnehmer nach neun Tagen

Die Beteiligung an der nun abgeschlossenen Umfrage war erfreulich hoch: Insgesamt wurden 1732 Fragebögen ausgefüllt. Nachfolgend sind einige aus unserer Sicht äußerst relevante Ergebnisse und Erkenntnisse dargestellt. Die angegebenen Prozentwerte haben sich gegenüber den ersten Aussagen nicht wesentlich geändert und sind daher vor allem als Aktualisierung zu sehen.

Teilnehmerstruktur: überwiegend behördlicher Bereich, aber mindestens 147 Teilnehmer je Sektor. Die Teilnehmer verteilten sich wie folgt nach Sektoren: 55 Prozent behördlicher Bereich, neun Prozent Forschung und Lehre (in absoluten Zahlen 147 Teilnehmer, davon 80 Prozent mit Lehraufgaben), 21 Prozent Vermessungsbüros und Selbstständige, 15 Prozent Unternehmen. Die Fragen waren überwiegend auf die einzelnen Sektoren zugeschnitten. Es ist daher davon auszugehen, dass die Ergebnisse recht verlässliche Einblicke in die verschiedenen Sektoren geben.

Im behördlichen Bereich lagen die Beteiligungen der mittleren und oberen Leitungsebenen bei 63 Prozent (deutlich überwiegend) und der Mitarbeitenden bei 37 Prozent. In der Forschung und Lehre lagen die Werte bei den Professoren sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitenden bei 72 Prozent (deutlich überwiegend), bei den Studierenden bei 24 Prozent und beim technischen Personal bei drei Prozent (fünf n absoluten Zahlen und daher nicht auswertbar, jedoch mit Antworten vergleichbar den Professoren und Mitarbeitenden).

Im Bereich der Vermessungsbüros und Selbstständigen lag die Beteiligung der Geschäftsleitungen bei 79 Prozent (deutlich überwiegend), bei den Bereichs-/Abteilungsleitungen bei sieben Prozent und bei den Mitarbeitern bei 12 Prozent. Im Bereich der Unternehmen gliederte sich dies wie folgt: Geschäftsleitungen bei 14 Prozent, bei den Bereichs-/Abteilungsleitungen bei 28 Prozent und bei den Mitarbeitern bei 58 Prozent (deutlich überwiegend).

Verlagerung ins Home Office als Gebot der Stunde – Umsetzung trotz Kurzfristigkeit offenbar recht erfolgreich

In den befragten Bereichen zeigt sich eine kurzfristige, aber weitreichende Realisierung von Homeoffice-Arbeitsplätzen. Nach Rückmeldung der Teilnehmer sind im behördlichen Bereich inzwischen in 42 Prozent mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Home Office (drei Prozent vor der Krise), lediglich zu sechs Prozent wird Homeoffice noch nicht genutzt (21 Prozent vor der Krise). Eine Ausnahme bilden hier die Vermessungsbüros und Selbstständigen, bei denen zwar der Homeoffice-Anteil zugenommen hat, jedoch nach wie vor 41 Prozent der Mitarbeiter dies nicht nutzen (können) – vor der Krise 70 Prozent - überwiegend aufgrund der Erfordernis der persönlichen Anwesenheit.

Über die Sektoren hinweg ist, soweit abgefragt, die Zufriedenheit mit dieser Arbeitsweise beziehungsweise mit den in Betrieben und Einrichtungen getroffenen Maßnahmen insgesamt mit Zustimmungswerten zwischen 80 Prozent und 100 Prozent sehr hoch. Dies liegt offenbar auch an der funktionierenden technischen Ausstattung und den verfügbaren Internetzugängen in weitgehend guter Qualität.

Organisation des fachlichen Austauschs bevorzugt mittels Online-Konferenztools und E-Mail-Kommunikation

VPN-Zugänge haben sich in der Telearbeit bewährt und werden auch in der aktuellen Situation zu einem großen Teil genutzt, wobei sich die Intensität in den einzelnen Sektoren unterscheidet. Online-Kommunikationstools und E-Mails sind derzeit die bevorzugten Kommunikationswerkzeuge (über 30 Prozent). Daneben kommen Kollaborationsplattformen und Telefonkonferenzen zum Einsatz, wobei es hier je nach Arbeitsbereich deutliche Unterschiede geben kann.

Digitale Lehr- und Veranstaltungsformen werden deutlich ausgebaut

Im nun anlaufenden Sommersemester an den Universitäten und Fachhochschulen werden die Veranstaltungen in großem Umfang in digitaler Form stattfinden. Erfahrungen mit digitalen Präsentations- und Interaktionsformen sind in der Lehre derzeit in einer großen methodischen Breite, aber nur bis zu etwa 20 Prozent vorhanden. Eine Ausnahme bilden dabei annotierte Veranstaltungsfolien als Skript (etwa 30 Prozent). Etwa 60 Prozent der Befragten nutzen bereits virtuelle Veranstaltungsformen, 40 Prozent haben dies geplant.

Produktivitätsrückgang aus wirtschaftlicher Sicht derzeit eher als nicht signifikant eingeschätzt

Die Produktivität geht in der aktuellen Situation sowohl im behördlichen als auch im wirtschaftlichen Bereich zurück. Der Produktivitätsverlust wird im Bereich der Wirtschaft überwiegend als nicht signifikant eingeschätzt (Vermessungsbüros/Selbstständige: 75 Prozent, Unternehmen: 69 Prozent). Im behördlichen Bereich wird der Produktivitätsrückgang hingegen zu 45 Prozent als signifikant, aber angesichts der Krise als unvermeidbar sowie zu 15 Prozent als nur in Teilbereichen signifikant gesehen. Im Hinblick auf den Umsatz gehen lediglich 18 Prozent der Vermessungsbüros/Selbstständigen sowie 25 Prozent der Unternehmen von einem spürbaren Rückgang aus.

Derzeit kaum Nutzung der staatlichen Hilfsprogramme – ambivalente Bewertung der langfristigen Auswirkungen

Die Abfrage im Bereich der Selbstständigen und der Unternehmen zeigt, dass die kurzfristig aufgelegten staatlichen Hilfsprogramme zu einem überwiegenden Teil nicht beziehungsweise derzeit nicht nachgefragt werden. Die langfristige Auswirkung der Corona-Krise auf die Firma beziehungsweise das Unternehmen bewertet etwa eine Hälfte der Befragten mit gleichbleibend beziehungsweise positiv, die andere Hälfte hingegen mit negativ bis sehr negativ.

Chancen in der Verstärkung der Digitalisierung und im innerbetrieblichen Zusammenhalt – Schwierigkeiten durch unklare Entwicklungen und erhöhten Organisationsaufwand

Die Chancen, die die aktuelle Krise bietet, werden mehrheitlich in der Verstärkung der Digitalisierung (bis über 50 Prozent) und der Stärkung des innerbetrieblichen Zusammenhalts gesehen. Die genannten Schwierigkeiten liegen vor allem in der generellen Unklarheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung (etwa 40 Prozent) und dem erhöhten Aufwand für Organisation und Abstimmung (etwa 30 Prozent).

Weitere Informationen unter www.dvw.de

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