Genauere Erdbeobachtungsdaten könnten nicht nur wissenschaftliche Analysen verbessern, sondern auch Landwirten helfen, Klimarisiken besser einzuschätzen und ihre Felder effizienter zu bewirtschaften. In einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal PNAS erklären die Forschenden, dass besonders kleine landwirtschaftliche Betriebe von diesen präziseren Daten profitieren könnten. Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) hat an der Arbeit mitgewirkt.
Bessere Satellitendaten für die Landwirtschaft gefordert
Erdbeobachtung mit Satelliten liefert wertvolle Daten für die Forschung, indem sie Veränderungen in der Landnutzung, Bodenfeuchte oder Kohlenstoffspeicherung großflächig und kostengünstig erfasst. Diese Informationen sind entscheidend, um den Einfluss des Klimawandels zu analysieren und nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden zu entwickeln.
Auch in der landwirtschaftlichen Praxis sind Satellitenbilder zunehmend unverzichtbar. Sie helfen dabei, Felder effizienter zu bewirtschaften – etwa durch gezielten Düngemitteleinsatz oder die frühzeitige Erkennung von Trockenstress. In Zukunft könnten sie mit Künstlicher Intelligenz verknüpft noch gezieltere Empfehlungen für Düngung und Bewässerung liefern.
„Für eine nachhaltige Landwirtschaft benötigen wir präzisere Daten zu Erträgen, Bodenqualität und Klimarisiken“, erklärt Dr. Esther Shupel Ibrahim vom Zalf, eine der Mitautorinnen der Studie. „Leider sind kommerzielle Satellitenbilder oft teuer oder schwer zugänglich.“
Die Grafik verdeutlicht, wie stark sich kleinbäuerliche Feldgrößen zwischen Ländern unterscheiden – in Nigeria (l.) befinden sich 93 kleine Felder in einer Fläche, die in Deutschland (r.) von nur einem Feld eingenommen wird. Bild: Google Earth
Datenlücke schließen – kleine Betriebe unterstützen
Hochauflösende Satellitendaten werden hauptsächlich von privaten Unternehmen wie Maxar Technologies, Planet Labs und Airbus Defence and Space erfasst. Ihre Satelliten liefern Bilder mit einer Auflösung von bis zu 30 cm, sind jedoch meist kostenpflichtig. Im Gegensatz dazu bieten öffentliche Programme wie Landsat (NASA/USGS) oder Copernicus Sentinel (ESA) frei zugängliche Daten, allerdings mit geringerer Detailgenauigkeit.
Während große Agrarbetriebe bereits in der Lage sind, solche Daten kommerziell zu erwerben und für die Präzisionslandwirtschaft zu nutzen, bleibt der Zugang für kleine Betriebe oft eingeschränkt. Eine Öffnung der Archive könnte dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und allen Landwirten den Zugang zu moderner Technologie zu ermöglichen.
Offene Daten für bessere Entscheidungen
Die Studie zeigt, dass 84 % der UN-Nachhaltigkeitsziele derzeit nicht erreicht werden. Besonders problematisch ist dies für Ziel 2: „Kein Hunger“, welches die globale Mangelernährung sowie Fragen der Ernährungssicherheit beschreibt. Die Produktivität vieler kleinbäuerlicher Betriebe weltweit stagniert oder sinkt sogar. Dabei könnten bessere Daten helfen, Anbaumethoden zu optimieren und Ernteausfälle zu reduzieren.
Der freie Zugang zu hochauflösenden Satellitenbildern könnte die Forschung erheblich voranbringen und gleichzeitig Landwirten direkt zugutekommen. Durch genaue Informationen über Bodenfeuchte, Pflanzengesundheit oder Dürregefahr ließen sich Ernteerträge steigern und Verluste minimieren.
„Eine nachhaltige Landwirtschaft beginnt mit Wissen“, betont Shupel Ibrahim. „Wenn wir die richtigen Daten haben, können wir gezieltere Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz entwickeln.“
Weitere Informationen unter www.zalf.de/