Der Leitfaden ist ein Nachschlagewerk zu allen Belangen in der Schnittmenge zwischen Geodäsie, Geoinformation und BIM. Er richtet sich an Vermessungs- und Bauingenieure, Geodatenmanager und Planer in Unternehmen und der Verwaltung und fokussiert die praktische Umsetzung der BIM-Methode aus geodätischer Sicht. Inhaltlich bietet der Leitfaden neben Grundlagen zur BIM-Methode im Kontext von Geodäsie und Geoinformation aktuelle Praxisbeispiele aus den Bereichen BIM und Ingenieurgeodäsie sowie BIM-GIS-Integration. Ergänzt wird das Ganze um einen Katalog zu Produkt- und Dienstleistungsangeboten.
Der Leitfaden kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Ein digitales Repositorium mit weiteren Praxisbeispielen steht über den Aktivitätenkatalog des Runden Tisch GIS zur Verfügung.
Kurzinterview
Nachgehakt und nachgefragt bei Dr. Andreas Donaubauer, Lehrstuhl für Geoinformatik an der Technischen Universität München (TUM) und Ehrenmitglied des Runden Tisch GIS e. V.
„Der Leitfaden Geodäsie und BIM ist ein Nachschlagewerk zu allen Belangen in der Schnittmenge zwischen Geodäsie, Geoinformation und BIM.“
Herr Dr. Donaubauer, jüngst wurde der neue Leitfaden Geodäsie und BIM veröffentlicht, herausgegeben vom DVW, Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement und vom Runden Tisch GIS in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München, kurz TUM. Können Sie unseren Lesern die Grundzüge und vor allem Neuerungen des aktuellen Leitfadens umreißen?
Der Leitfaden Geodäsie und BIM ist ein Nachschlagewerk zu allen Belangen in der Schnittmenge zwischen Geodäsie, Geoinformation und BIM. Er richtet sich an Vermessungs- und Bauingenieure, Geodatenmanager und Planer in Unternehmen und Verwaltung und fokussiert die praktische Umsetzung der BIM-Methode aus geodätischer Sicht. Der Leitfaden liefert Antworten auf Fragen wie: Wie wirkt sich BIM auf die ingenieurgeodätischen Leistungen, die Bestandsdokumentationen sowie die Absteckung und das Monitoring aus? Welche Anforderungen ergeben sich bei der Planung, Entwurf, Bauausführung und Bewirtschaftung von Bauwerken für Geodäten? Wie können Bauwerksmodelle, also BIM, mit Gelände, Landschafts- und 3D-Stadtmodellen, Stichwort GIS, genutzt werden? Wie können mit geodätischen Methoden erhobene Punktwolken in BIM-Projekten effizient genutzt werden? Welche rechtlichen Fragestellungen gilt es zu beachten? Wie funktioniert eine zuverlässige Georeferenzierung von BIM-Modellen? Der Leitfaden nähert sich diesen Fragestellungen aus drei Richtungen: Er umreißt neutral, aus Sicht der Wissenschaft, die Grundlagen der BIM-Methode wie Informationsmanagement, Bauwerksmodellierung, Georeferenzierung und standardisierte, offene Datenformate. Die Praxis kommt mit der Vorstellung ihrer Erfahrungen aus Projekten zu Wort und schließlich liefern Firmen eine aktuelle Übersicht ihrer Produkt- und Dienstleistungsangebote. Den Leitfaden zu Geodäsie und BIM gibt es bereits seit dem Jahr 2017 und er hat mit mehr als 20.000 Downloads eine hohe Verbreitung erreicht. Für die aktuelle, auf der Intergeo 2024 vorgestellte Version 4.0 wurden vor allem die Best-Practice-Beispiele aktualisiert.
Inhaltlich nimmt der Praxisbezug im Leitfaden einen hohen Stellenwert ein. Aus welchen Branchen und Bereichen stammen die Praxisbeispiele und was können Unternehmen, aber auch Verwaltungen, von diesen Anwendungsfällen für die eigene Tätigkeit mitnehmen?
Grob gliedern lassen sich die Praxisbeispiele in die Bereiche BIM und Ingenieurvermessung sowie BIM-GIS-Integration. Auffallend ist in beiden Bereichen die große Zahl der Infrastruktur- vor allem Bahn-Projekte – vermutlich eine Auswirkung des bereits erwähnten BIM-Stufenplans des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Alle Praxisbeispiele sind nach einem einheitlichen Muster aufgebaut: Was war die konkrete Problemstellung? Wie sieht der Lösungsweg aus? Welche Erfahrungen wurden gemacht?
Mehr als 30 Praxisbeispiele sind in der aktuellen Version des Leitfadens enthalten, weitere 20 sind über ein digitales Repositorium verfügbar. Schon aufgrund der schieren Zahl an Beispielen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Unternehmen und Verwaltungen vor ähnlichen Herausforderungen wie die Autoren stehen und von deren Erfahrungen profitieren.
Haben Sie hierzu ein konkretes Beispiel aus der Anwendung?
Drei Praxisbeispiele aus der aktuellen Version des Leitfadens sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Ein Beitrag beschreibt die Nutzung von Information Delivery Manuals, IDM, als geeignete Methodik für die BIM-Einführung in einem Tiefbauamt. Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen plädieren die Autoren für eine BIM-Einführung in kleinen Schritten, die jeweils für die Nutzer eine spürbare Entlastung durch die Digitalisierung führen. Ein weiterer Beitrag zeigt, wie mithilfe einer Verknüpfung von BIM, GIS und Life Cycle Assessment, kurz LCA, automatisiert eine Ökobilanz erstellt und visualisiert werden kann. Damit lassen sich Planungsvarianten vergleichen und ökologisch bewerten. Ein drittes Praxisbeispiel zeigt die BIM-GIS-Integration für bestehende Bauwerke, im konkreten Fall eines Werksgeländes. Die Autoren beschreiben einen kompletten Workflow. Der reicht von der Bestandserfassung mithilfe eines mobilen Multisensorsystems über die Erstellung von 3D-Bauwerksmodellen bis zur Integration in ein GIS-basiertes System. Das Ganze mündet in der Implementierung einer Echtzeit-Tracking-Anwendung für Objekte wie Transportbehälter, wodurch die betriebliche Effizienz und Sicherheit verbessert werden.