Die These, dass 80 % aller Informationen einen Raumbezug haben, ist in der GIS-Welt weit verbreitet. Sie entstand während des Aufkommens der ersten Geoinformationssysteme und dient seitdem im gesamten Spektrum der Branche als Marketinginstrument. Jedoch findet sich bei der Recherche nach dem Ursprung der These keine Studie, die die Zahl empirisch belegt.
Dieser Artikel soll dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen. Hierfür stellen wir zwei Ansätze vor: einen netzwerk-basierten und einen kognitiven. Im netzwerk-basierten Ansatz nutzen wir die deutsche Wikipedia, deren Artikel wir als Knoten und deren interne Verlinkungen wir als Kanten eines gerichteten Graphen modellieren. Für den kognitiven Ansatz wurde ein Experiment durchgeführt, in dem Probanden die Aufgabe hatten, Informationen in die Kategorien „Direkter Raumbezug“, „Indirekter Raumbezug“ und „kein Raumbezug“ einzuordnen. Im Beitrag werden die Ergebnisse beider Ansätze vorgestellt. Eine anschließende Synthese liefert eine empirisch begründete Zahl für die „Raumbezugsthese“.
Schlüsselwörter: Raumbezug, Netzwerktheorie, räumliche Wahrnehmung, Wikipedia, Geographische Informationsgewinnung