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Vektorassoziierte Krankheiten im Klimawandel - Risiken in einem ehemals endemischen Malariagebiet Nordwest-Deutschlands?

Winfried Schroeder, Gunther Schmidt

Der Ausbruch vektorassoziierter Krankheiten wird durch verschiedene Faktoren bedingt. Einer davon sind geeignete klimatische erhältnisse, die sowohl die Entwicklung des Überträgers als auch des Erregers selbst zulassen. Auch wenn die Küstenregionen Niedersachsens bis in die 1950er Jahre endemische Malariagebiete waren, sind aktuelle Daten über das Vorkommen von Vektoren und Erregern in Deutschland derzeit kaum vorhanden. Deshalb sollte geklärt werden, ob eine neue autochthone Übertragung des Malariaerregers Plasmodium vivax unter den gegebenen Lufttemperaturen in Niedersachsen möglich ist und wie sich die potenzielle Übertragungsdauer bei einer angenommenen Klimaerwärmung nach den IPCC-Szenarien für die Jahre 2020, 2060 und 2100 ändern würde. Das Übertragungspotential einer Plasmodium vivax-Ausbreitung in Bezug zur monatlichen Durchschnittstemperatur wurde durch Anwendung einer Formel für die Basic Reproduction Rate (R0) in einem GIS ermittelt. Es konnte gezeigt werden, dass im Zusammenhang mit den steigenden Monatsmittelwerten der Temperatur auch das Risiko einer Malaria-Übertragung wächst. Daher besteht für Niedersachsen die Gefahr eines erneuten Ausbruchs der Malaria tertiana, sofern weitere Riskofaktoren für eine Einschleppung und Übertragung der Krankheit ausgeblendet werden.

 

Artikelauszug / Extract:

Für den Ausbruch der von Vektoren (Zwischenwirt oder Transportwirt, z.B. Stechmücken, Ratten, oder Kakerlaken) übertragenen Krankheiten müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Der Vektor muss in ausreichender Dichte vorkommen. Infektionsquellen müssen vorhanden sein. Die klimatischen Bedingungen müssen eine ausreichende Lebensspanne des Vektors zulassen und für die Entwicklung des Erregers im Vektor geeignet sein. Es bedarf geeigneter Lebensräume (Habitate) sowie Blutwirte. Infektionen können auf zweierlei Weise aus Endemiegebieten ins Land gelangen: durch Vektoren und durch Reservoirwirte, im Falle der Blauzungenkrankheit (BTD) durch Verschleppung infizierter Gnitzen und durch den Import virämischer Wiederkäuer. Gnitzen können z.B. mit Windunterstützung verdriftet oder über den Warentransport / Personenverkehr (z.B. in Schiffen, LKW, Flugzeugen) eingeschleppt werden.

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