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Geophysikalische Prospektion zum Nachweis von Siedlungsstrukturen einer Wüstung bei Hohenfelden (Thüringen)

Christina Zinke, Thomas Jahr

Nördlich von Hohenfelden (Thüringen), südlich des Freilichtmuseums Hohenfelden, befindet sich die mittelalterliche Wüstung Witteroda (verlassene und zerfallene Siedlung), deren letzte Einwohner im 15. Jahrhundert wegzogen. Da heute oberirdisch und im Luftbild die Wüstung nicht mehr erkennbar ist, sollten zerstörungsfreie Erkundungsmethoden ergründen, ob sich unter der Oberfläche noch Gebäudereste oder Wege auffinden lassen. Dazu wurden zwei geophysikalische Messgeräte gewählt – das Georadar und der Mini-Explorer als Leihgabe des Thüringer Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA). Mit beiden Methoden, die auf unterschiedliche Materialparameter ansprechen, konnten Siedlungsstrukturen identifiziert werden. Zusätzliche Bohrstockprofile belegen ab einer Tiefe von etwa 40 cm einen inhomogenen Horizont, der mit zahlreichen Kalkstein-Klasten, Resten von gebranntem Ton und kleinen Kohlestücken auf einen anthropogenen Einfluss hindeutet. Die Leitfähigkeitsverteilung, gemessen mit dem Mini-Explorer, zeigt einige Punktanomalien, die als Pfostenlöcher interpretiert werden könnten, markante rechtwinklige Lineare, die auf eine ehemalige Bebauung hinweisen, und solche Lineare, die mit ehemaligen Flurstücksgrenzen übereinstimmen. Diese sind auch mit der hochauflösenden Methode des Georadars, die einen großen Detailreichtum liefert, nachgewiesen. Mit dem Georadar konnte außerdem eine alte Wegführung eindeutig identifiziert und anhand der Intensität der Reflexionen der archäologisch interessante Tiefenbereich auf maximal 90 cm eingegrenzt werden. Wegen einer langjährigen Nutzung der Fläche als Feld, der Nutzung von Bausteinen durch die Bewohner von Hohenfelden und des Einsatzes von Naturmaterialien für den Bau, sind viele oberflächennahe Strukturen zerstört und besonders die Anomalien in der Leitfähigkeit relativ schwach, was eine Interpretation erschwert. Dennoch konnte ein anthropogen geprägter Bereich identifiziert werden, dessen Anomalien mit beiden geophysikalischen Methoden messfeldübergreifend nachgewiesen wurden.
 

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