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Goldenes Lot 2017 für Dr. Jörn Lauterjung

Für seine herausragenden Aktivitäten im Rahmen der Projektkoordination zur Entwicklung des Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean ist Dr. Jörn Lauterjung am 3. November stellvertretend für sein gesamtes Team vom Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) mit dem Goldenen Lot ausgezeichnet worden.

Die Preisübergabe (v.l.): Hagen Graeff (Laudator), Jörn Lauterjung (Preisträger) und Wilfried Grunau (VDV-Präsident) – Bild: U.Wille

Die globalisierte Gesellschaft vergisst nur allzu gern, wie fragil unser System Erde ist und wie leicht es durch Naturkatastrophen getroffen werden kann. Allein tragische Ereignisse machen diese Verwundbarkeit immer wieder bewusst – wie beispielsweise der Tsunami im Indischen Ozean an Weihnachten 2004: Es war eine der größten Naturkatastrophen des 21. Jahrhunderts und begann am Morgen des 26. Dezember 2004 nahe der Insel Simeuluë im indischen Ozean: In 30 Kilometern Tiefe gab es ein gewaltiges Erdbeben mit einer Magnitude von 9,3. Es war das drittstärkste aller bislang registrierten Beben. Auf einer Länge von 1200 Kilometern kam es zu enormen Verwerfungen und unvorstellbare Wassermassen gerieten in Bewegung. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 800 Kilometer pro Stunde schoben sich Billionen Tonnen Wasser kaskadenartig gegen die Küste und vernichteten Häuser, Dörfer und Städte. Mehr als 250.000 Menschen in vierzehn Ländern verloren ihr Leben, fünf Millionen Menschen bedurften der sofortigen Hilfe und 1,8 Millionen wurden obdachlos.

Im Osten des Epizentrums wurden Indonesien, Malaysia und Thailand ohne Vorwarnung von den Wassermassen getroffen – im Westen erreichten die Flutwellen Sri Lanka und Indien, überspülten die Malediven. Ihre zerstörerische Kraft reichte bis nach Somalia. Gut sechs Stunden brauchte das Wasser vom ersten Beben bis an die afrikanische Küste. Zeit genug, die Menschen zu warnen, sollte man meinen. Doch weil es kein funktionierendes Warnsystem gab, weder eingeübte Notfallpläne noch trainierte Katastrophenschützer, rissen die Fluten die Menschen auch Stunden nach dem ersten Beben ahnungslos in den Tod. Seither ist der Begriff Tsunami in der Weltöffentlichkeit zum Synonym für Schrecken geworden.

Deutschland und die internationale Staatengemeinschaft reagierten mit sofortiger Unterstützung. Über die sofortige Flutopferhilfe hinausgehend, erteilte die Bundesregierung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren unter Federführung des Deutschen Geoforschungszentrums GFZ den Auftrag zur Entwicklung eines Tsunami-Frühwarnsystems für den Indischen Ozean. Zum Projektkoordinator dieses „German-Indonesian Tsunami Early Warning System (GITEWS)“ wurde Dr. Jörn Lauterjung bestellt.

Aufgrund der besonderen Bedingungen Indonesiens mit seinen extrem kurzen Vorwarnzeiten konnte das Projektteam nur bedingt auf die Erfahrungen bisher existierender Frühwarnsysteme zurückgreifen Letztlich führte diese Herausforderung zur Entwicklung eines der modernsten Tsunami-Warnsysteme der Welt.

Weitere Informationen unter www.vdv-online.de

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