Unternehmen & Branchen

„Die Nationale Wasserstrategie ist ein unverzichtbarer Etappensieg auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Umgang mit Wasser“

Wasser bedeutet Leben. Dies vor Augen fällt es schwer, dass die Ressource Wasser bis heute teils verschwendet und verschmutzt wird – gerade mit Blick auf die zunehmende Wasserknappheit rund um den Globus. Wen wundert es, wenn Peter Rummel, Director Public Policy and Advocacy von Bentley Systems, davon spricht, dass wir noch weit weg seien von einem nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Wasser. Hoffnung auf Besserung verspricht die „Nationale Wasserstrategie“. Und sonst? Bentley Systems zeigt, wie wichtig digitale Lösungen sein können, um einen zukunftsweisenden und vor allem nachhaltigen Umgang mit dem Lebenselement Wasser zu erreichen. Ein Interview mit P. Rummel verrät mehr. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem kompletten Interview, erschienen in der gis.Business 5/2023.

Wasser ist Leben. Bild: stock.adobe.com (naturego)

Herr Rummel, im März 2023 wurde die sogenannte „Nationale Wasserstrategie“ im Bundeskabinett verabschiedet. Ein klares Zeichen für einen nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Wasser?

Die Nationale Wasserstrategie ist ein großartiger Erfolg des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, kurz BMUV. Dem Ministerium ist es damit gelungen, eine Strategie aufzulegen, die das Thema Wasser in seiner ganzen Tragweite begreift und Maßnahmen definiert. Die aktuelle Aufmerksamkeit für die Wasserproblematik erinnert sehr stark an die Diskussion um den CO2-Ausstoß. Jahrzehntelang haben Experten gewarnt und erschreckend exakt vorhergesagt, mit welchen Folgen wir durch den Treibhauseffekt und die damit verbundene Erderwärmung rechnen müssen. Doch erst wenn die Erkenntnis auch weite Teile der Öffentlichkeit und der Politik erreicht hat, öffnet sich das Zeitfenster für breit aufgestellte Strategien. Mit speziellen Satelliten oder über die Verschiebung der Lage des Nordpols lassen sich Aussagen über die Massenverteilung in Deutschland bzw. weltweit treffen. Wasser spielt hier die maßgebliche Rolle. Polkappen und Gletscher schmelzen ab, die Pegel der Oberflächengewässer sinken und es gelingt erstmals, damit den Effekt der Grundwasserentnahme zu quantifizieren. Über Jahre ist messbar, dass Deutschland Wasser verliert und buchstäblich austrocknet, doch erst wenn der Rasen im Garten braun ist, wird auch die Bevölkerung unruhig. Wir sind noch weit weg von einem nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Wasser, aber es etabliert sich auf breiter Front ein solides Problembewusstsein.


Hintergründe zur Nationalen Wasserstrategie

Weitere Informationen zur Nationalen Wasserstrategie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) finden Sie auf dieser Webseite des Ministeriums.


Was zeichnet diese Wasserstrategie konkret aus?

Die Nationale Wasserstrategie zeichnet sich durch Breite und Tiefgang aus. Dem BMUV ist es erstmals gelungen, alle Akteure mit an Bord zu nehmen: Bund, Länder und Kommunen, die Wasserwirtschaft und alle wassernutzenden Wirtschaftsbereiche und Gruppen. Ziel ist es, in einem systemischen Ansatz für einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser zu sorgen. Ein Bündel von wasserbezogenen Maßnahmen in den Sektoren Landwirtschaft und Naturschutz, Verwaltung und Verkehr sowie Stadtentwicklung und Industrie sollen einen naturnahen Wasserhaushalt wiederherstellen und die Wasserwirtschaft klimaresilient stärken. Breit abgestimmt werden mit einem Mix aus Förderung, gesetzlichen Regelungen, Wissensaufbau und Dialog zehn strategische Themenfelder behandelt. Erstmals wurde die Bedeutung der zeitlichen Dimension adäquat berücksichtigt. Mit einem Zeithorizont bis 2050 wird der Anspruch deutlich, heute Pläne und Maßnahmen auf den Weg zu bringen, um den Herausforderungen in zehn, 20 Jahren und später gewappnet zu sein. Fernleitungen für Trinkwasser, Waldumbau oder städtebauliche Maßnahmen benötigen Jahrzehnte bis sie ihre volle Wirkung entfalten.


Das komplette Interview mit Peter Rummel finden Sie in der gis.Business 5/2023.


Nun ist eine Strategie das eine, die reale Umsetzung oft etwas anderes. Haben Sie Hoffnung, dass diese Wasserstrategie einen wirklichen Wertbeitrag für mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit Wasser leisten kann?

Die Nationale Wasserstrategie ist ein unverzichtbarer Etappensieg auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Umgang mit Wasser. Die Ziele sind klar formuliert, alle relevanten Bereiche werden explizit benannt und konkrete Maßnahmen geben den Weg zur Umsetzung vor. Die Mentalität, dass Wasser in bester Qualität immer und überall zu einem konstant niedrigen Preis verfügbar ist, muss ein Ende haben. Es muss preislich differenziert werden, ob Wasser als Lebensmittel genutzt wird oder lediglich für nicht lebensnotwendige Anwendungen wie den heimischen Pool. Die derzeitige Infrastruktur erlaubt ein solches Handeln leider noch nicht, weshalb dringend weitreichende Investitionen in intelligente Leitungsnetze erforderlich sind. Wasser- und Abwassergebühren müssen auf den Prüfstand gestellt und das Verursacherprinzip stärker berücksichtigt werden. Vernunft und ökologisches Bewusstsein entwickeln sich durchaus positiv, doch die Nationale Wasserstrategie braucht Unterstützung von rechtlichen Vorgaben und einer lenkenden Preisgestaltung, damit die reale Umsetzung gelingen kann.


Peter Rummel ist Director Public Policy and Advocacy bei Bentley Systems.

Bild: Bentley Systems


Keywords: Geo-IT, Geoinformation, Geo, Geoinformatik, GI, Geodaten, Wasser, Nationale Wasserstrategie