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Geoinformatik: Wissenschaftliche Disziplin oder alter Wein in neuen Schläuchen?

Manfred Ehlers

Die Geoinformatik ist die wissenschaftliche Disziplin, welche die Methodik zum Umgang mit Geoinformation entwickelt. Je nach Ausrichtung und Herkunft werden dabei verschiedene Schwerpunkte in der Ausprägung der Geoinformatik gesetzt. Diese können geodätischer, geographisch-planerischer oder informationstechnologischer Art sein und Schwerpunkte in der Erfassung, Modellierung und Präsentation von Geodaten, der geographischen Analyse, der digitalen Planungserstellung oder der Entwicklung von raumbezogenen Datenbankmodellen und Algorithmen aufweisen. Entscheidend ist dabei, dass sich das Gesamtbild der Geoinformatik nicht als Flickenteppich einzelner unverknüpfter Gebiete darstellt, sondern als ein verzahnter integrierter Gesamtansatz zur Erfassung, Speicherung, Analyse, Modellierung und Präsentation/Visualisierung von Geo-Prozessen.
Die Geoinformatik ist daher in ihrer Gesamtheit nicht Teil der Geographie, Geodäsie oder der Informatik, sondern eine eigenständige (neue) wissenschaftliche Disziplin. Der Beitrag diskutiert – ausgehend von der wachsenden Bedeutung der Disziplin – internationale und nationale Entwicklungen und stellt eine Anzahl von Geoinformatik-Initiativen vor. Beispielhaft werden die Entwicklung des Instituts für Geoinformatik und Fernerkundung an der Universität Osnabrück behandelt und seine BSc- und MSc-Studiengänge präsentiert. Die vielfachen Initiativen führen schließlich zur lange überfälligen Gründung einer wissenschaftlichen Gesellschaft für Geoinformatik (GfGI).

 

Artikelauszug / Extract:

1. EINFÜHRUNG
Die Notwendigkeit des Wandels unserer Gesellschaft von der Industriegesellschaft zur Wissens- und Informationsgesellschaft ist allenthalben bekannt. Wissen auch in Form raumbezogener Informationen (oder kurz: Geoinformation) über sein Hoheitsgebiet und seine Ressourcen zu sammeln und zur Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben sowie für wirtschaftliche, politische und auch persönliche Entscheidungsprozesse bereitzustellen, stellt eine wichtige Aufgabe dar. Der Wert von Geoinformation hat ein hohes Marktpotential und der wirtschaftliche Nutzen spiegelt sich bereits heute in vielen Anwendungen wider. Die Bedeutung des Rohstoffs „Geodaten“ nimmt daher immer weiter zu und dient als Grundlage für raumbezogene Entscheidungen in Bereichen der Immobilienwirtschaft, Funknetzplanung, Fahrzeugnavigation, Versicherungswirtschaft oder auch der regionalen Planung von Leitungen, Gewerbestandorten und Absatzplanungen in regionalen und überregionalen Bereichen.

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