Monika Rech

Germany at its best – oder: Meine Cebit 2013

Freitag, der 8. März 2013. Tag der Frauen in Deutschland. Und mein seit langem eingeplanter Cebit-Besuchstag. Natürlich mit meiner sechs Monate alten Tochter Liv im Schlepptau, weil ich sie derzeit aus guten Gründen noch nicht zuhause lassen kann.

Germany at its best – der Beweis, Liv war auf der Cebit 2013.

Ich schildere mal ganz kurz meinen Ablauf am 8. März, nur damit mal klar ist, wie Reisen mit Kind so ist. Aufstehen 6.15 Uhr. Baby mit runter nehmen, stillen, wickeln, anziehen, etc. Kaffee trinken, um 7 Uhr aus dem Haus hetzen, andere Kinder verabschieden, die heulend am Haus stehen. ICE am Hauptbahnhof kriegen, und das Kleinkindabteil suchen. Mit Kinderwagen durch das Gedränge. Kein Spaß für niemanden. Ja, es ist Cebit, ich weiß. Ich werde zweifelnd angeschaut. Nach dem Motto, weiß die nicht, dass in Hannover Cebit ist. Muss die denn gerade jetzt mit Kinderwagen und Baby im überfüllten ICE unterwegs sein? Ich habe vollstes Verständnis für die fragenden Blicke – allein: Ich fahre nicht zum Spaß. Wie jedes Jahr will ich zumindest schauen, welche Aussteller aus der GIS- und Geoecke auf der Cebit ausstellen und in welchen Projekten zumindest Koordinaten stecken.

In diesem Jahr wäre ich aber fast an der Cebit gescheitert. Nach fünf Stunden Fahrt von Köln nach Hannover Messe Laatzen, also gegen 12 Uhr mittags, und nach edlichen Verspätungen der Züge aus den unterschiedlichsten Begründungen, habe ich zig Treppen und Schwerbehindertenfahrstühle hinter mir, und zahlreiche helfende Hände, die den Wagen mit getragen haben. Am Ende des Skywalk kurz vor Halle 13, Westeingang, glaube ich, sehe ich ein großes Cebit-Plakat. Gutaussehende Mittdreißigerin räkelt sich mit Laptop auf dem Sofa und arbeitet schön von zu Hause aus. Neue Arbeitswelt "Your Team Works here" heißt der Slogan. Siemens ist der Absender der Botschaft. "Mann denke ich, ich liege voll im Trend".

Jetzt stehe ich mit meinem Presseausweis an der Akkreditierung. "Waren Sie schon mal hier". "Klar, schon oft". "Ach, da haben wir Sie ja. Viel Spaß auf der Cebit". Dann am Eingang. "Sorry, aber mit Kind können Sie hier nicht rein. Unter 16 Jahre gibt es keinen Einlass". "Aha denke ich, das muss ein Versehen sein." Und argumentiere natürlich. Ich kann verstehen, dass die keine Kids auf dem Messegelände haben wollen, die die Giveaways abgrasen. Ich kann auch nachvollziehen, dass bei dem teuren Technik-Kram Bedenken bestehen, dass Kinder etwas kaputt machen könnten. Aber, das trifft auf meine Situation nicht zu. Ich argumentiere. Neben mir steht ein verzweifelter Mann aus dem Bundesinnenmisiterium, der gleich einen Vortrag halten soll und der seinen vielleicht vierjährigen Sohn im Schlepptau hat, weil der krank nicht zu Hause bleiben konnte. Der Mann ist ziemlich verzagt, ruft im Innenministerium an, hofft, dass er Hilfe aus Berlin kriegt. Ich verlasse mich auf meinen Pressestatus, winke  mit meinem Presseausweis, lasse mich mit dem Pressesprecher der Messe verbinden. Der sagt, ich könne das Kind ja in die Kinderbetreuung geben. Ich sage, wenn ich das Kind in dem Alter in eine Kinderbetreuung geben könnte, hätte ich das in Köln getan. Er hätte das Problem in den letzten Jahren schon öfter gehabt, sagt er. Gibt mir aber dennoch eine Abfuhr. Kein Einlass für arbeitende Mutti mit Baby. Und das am Tag der Frau 2013. Ich kanns nicht fassen.

Schließlich, etwa eine dreiviertel Stunde später und und mit einem großen Fragezeichen im Kopf, schaffe ich es mit einem Trick aufs Gelände. Den darf ich nun leider nicht verraten, weil ich nicht will, dass jemand Ärger kriegt. Der arme Mann vom Innenministerium blickt mir fragend nach. Ich ziehe die Schultern hoch, hätte ihm gerne rein geholfen, aber der wird schon noch seine Hilfe von oben bekommen haben, hoffe ich.

Nun aber noch kurz zur Cebit: Allzu viel Zeit zum Recherchieren bleibt nicht. Ich treffe Bodo Bernsdorf auf dem Stand von Nordhein Westfalen. Er repräsentiert dort den AIR Verband und wundert sich eigentlich nicht darüber, dass er nicht allzuviele Gespräche mit Interessenten gehabt hat.

Im Public Sector Parc ist Wohlfühl-Cebit angesagt. Man hat Platz und wird nicht von Massen überrannt, wie das in anderen Hallen so ist. Ich entdecke brainSCC aus Merseburg und wundere mich, dass ich immer wieder auf Unternehmen stoße, die ich auch nach mittlerweile langjähriger Chefredaktioen GeoBIT/gis.BUSINESS noch nicht kenne. brain-scc ist ein kommunaler GIS-Anbieter und vor allem in Sachsen und Sachen-Anhalt aktiv. Auf der Cebit hat das Unternehmen eine App freigeschaltet, mit der man nach Handwerkern in der Umgebung suchen kann. Weniger Unbekannt ist auch Esri auf der Cebit und präsentiert den ArcGIS Server. g.on Experience ist mit FME auf der Cebit (Wir haben gerade in der gis.BUSINESS darüber geschrieben). Der, die das, GISA aus Halle ist mit ihrem Geodatenpoartal dabei. Und ein paar kleine aber feine Schmankerl habe ich noch entdeckt: Den Appjobber, das ist eine App, mit der man Geld verdienen kann, indem man kleine Jobs erledigt, die in einer Umkreissuche angezeigt werden. Der Appjobber ist übrigens aus dem Mängelmelder entstanden, in den Bürger Meldungen aus ihrer kommune an die Verwaltung adressieren können. Zwei junge Geographen haben gerade ein Unternehmen GeoMon gegründet, das von der mobilen Datenerhebung über die Analyse und das Monitoring und der Bereitstellung der Daten rund um Luftbildinterpretation in der Umweltplanung auftritt. Und weiter gefallen hat mir die Topographische Reichweitenprognose für Elektromobile Top-Reell. Das von der Hochschule Darmstadt entwickelte Tool ist von Professsor Dr. Hans-Peter Bauer und Team entwickelt worden, um die Reichweite von E-Mobilen zu erhöhen.

Ja, das wars dann auch. War ja kurz, mein Tag auf der Cebit. 

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