Wissenschaft & Forschung

Nationales Forum für Fernerkundung und Copernicus

Ende Juni fand das „Nationale Forum für Fernerkundung und Copernicus“ zum gleichnamigen europäischen Erdbeobachtungsprogramm statt.

Nahmen am „Nationalen Forum für Fernerkundung und Copernicus“ teil (v.l.n.r.): Dr. B. Schmied, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft; Dr. C. Rohleder, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz;S. Schnorr, Bundesministerium für Digitales und Verkehr; J. Seifert, Bundesministerium des Innern und für Heimat; E. Hamdouch, DG Defis, Europäische Kommission; Dr. J. Aschbacher, ESA; Dr. W. Pelzer, DLR. Bild: Nationales Forum für Fernerkundung und Copernicus/Dirk Michael Deckbar/Event Consult GmbH

Unter dem Motto „Copernicus. digital. nachhaltig.“ wuden beim „Nationalen Forum für Fernerkundung und Copernicus“ mit rund 800 Teilnehmenden in Berlin praxisnahe Anwendungsbeispiele aus dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus vorgestellt, Herausforderungen diskutiert und Visionen für künftige Einsatzmöglichkeiten des Satellitennetzwerks aufgezeigt.

Nationales Forum für Fernerkundung und Copernicus mit Zukunftsthemen

Neben den Nutzungsmöglichkeiten für öffentliche Einrichtungen wurden auch Forschungsergebnisse und privatwirtschaftliche Anwendungen präsentiert. Copernicus liefere Daten, die für den Umwelt- und Klimaschutz unerlässlich seien. Darüber hinaus flössen die Copernicus-Daten zum Beispiel in die Entwicklung digitaler Zwillinge ein, betont Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Das diesjährige Motto „Copernicus, digital, nachhaltig“ greife die Schwerpunkte der amtierenden Bundesregierung auf und verdeutliche, wie relevant Erdbeobachtung sowohl für die digitale Gesellschaft als auch für das Monitoring der Treibhausgas-Emissionen sowie für die Unterstützung der gesetzten Klima- und Nachhaltigkeitsziele sei.

Das Nationale Copernicus-Forum wird von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) organisiert. Es hat sich zu einer Leuchtturmveranstaltung für Erdbeobachtungs-Anwendungen entwickelt.

Copernicus für den digitalen Aufbruch

Ein Blick in die Zukunft: Es ist der 21. Juni 2030 im Stadtplanungsamt Bonn. Die tagesaktuellen Satellitendaten werden automatisch und in Echtzeit in den digitalen Zwilling der Stadt gespielt. Sobald neue Informationen ankommen, werden sie direkt und automatisiert verarbeitet. Der digitale Zwilling entsteht aus tausenden verschiedenen Satelliten-, Verkehrs-, Stadt-, Klima- und Umweltdaten, auf die die gesamte Stadtverwaltung freien Zugriff hat. Künstliche Intelligenz unterstützt den Auswertungsprozess. Manuelle Bearbeitung ist nicht erforderlich, denn die Experten überwachen nur die Modellintegrität.

Mit VR-Brillen treffen sich die Stadtplaner nachmittags am Rhein, um sich die Auswirkungen eines potenziellen Hochwassers in 3D anzuschauen. Durch Anpassung der Regenmengen und Temperatur sehen sie in Echtzeit, wie sich der Wasserstand verändert und wie hoch die Überflutungen sein werden. Dazu erhalten sie Informationen zur Eintrittswahrscheinlichkeit, welche Gebiete wie lange betroffen wären und welche gezielten Maßnahmen getroffen werden sollten. Wird so die Verwaltung in zehn Jahren aussehen? Oder ist das doch noch eine ferne Utopie? Welchen Beitrag Copernicus leisten kann, um zukünftige Bedürfnisse und Herausforderungen in einer modernen Verwaltung bestmöglich zu beantworten, war unter anderem Thema des diesjährigen „Nationalen Forums für Fernerkundung und Copernicus“.

Monitoring der Klima- und Nachhaltigkeitsziele

Satellitendaten sind eine elementare Grundlage, um den Klimawandel und dessen Folgen sichtbar und messbar zu machen. Das europäische Copernicus-Programm leistet hierzu einen zentralen Beitrag. Durch das operationelle Monitoring der Erdoberfläche und der Atmosphäre schafft es eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für politische Entscheidungen.

Eine wesentliche Rolle wird hierbei auch der deutsche Hyperspektralsatelliten Enmap (Environmental Mapping and Analysis Program) spielen, der am 1. April 2022 gestartet ist. Die Mission liefert hochqualitative Aufnahmen in über 242 Spektralkanälen für ein nachhaltiges Landwirtschafts- und Biodiversitätsmanagement. Die Methoden und Anwendungen, die mit Enmap entwickelt werden, fließen in die Nutzungsvorbereitung der Copernicus-Hyperspektralmission „Chime“ ein. Diese Sentinel Expansion-Mission soll gegen Ende des Jahrzehnts starten und Anwendungen im Bereich Umweltschutz, Pflanzengesundheit und Ertragsvorhersagen unterstützen.

Beim Copernicus Forum beschäftigten sich gleich mehrere Beiträge mit diesem Themenkomplex. Neben Fortschritten bei der Erfassung von Stadtgrün wurde auch der Einsatz von Fernerkundungsdaten für eine nachhaltige Gestaltung der Landwirtschaft sowie die Potenziale von EnMAP für das Umweltmonitoring beleuchtet.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

Keywords: Geodäsie, Geoinformation, Geo, Geoinformatik, GI, Raumfahrt, Erdbeobachtung, Copernicus, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Digitalisierung