Wissenschaft & Forschung

Erste satellitengestützte Baumartenkarte

Kiefer und Buche aus dem All erkennen - anlässlich des Living Planet Symposium 2022 wurde die erste satellitengestützte Baumartenkarte Deutschlands präsentiert.

Die Baumartenkarte zeigt auch das kleinräumige Muster, die Heterogenität und Vielfalt der Baumarten über kurze Entfernungen, hier am Beispiel des Brodaer-Holz in Mecklenburg-Vorpommern. Bild: Naturwald Akademie

Die erste satellitengestützte Baumartenkarte Deutschlands ist online – anlässlich des Living Planet Symposium 2022 der Europäischen Weltraumorganisation ESA wurde am 27. Mai 2022 die erste frei zugänglich satellitengestützte Baumartenkarte Deutschlands präsentiert. Sie zeigt anhand von Aufnahmen aus dem All, wie die häufigsten Baumarten verteilt sind. Bisher wurden seitens des Bundes nur Karten veröffentlicht, die aufgrund von statistischen Berechnungen den Flächenanteil der Baumarten zeigten. Die neue Karte ist für die Zukunft des Waldes von großer Bedeutung. Nur mit genauer Kenntnis der Baumartenverteilung können an den Klimawandel angepasste Maßnahmen für den Naturschutz und das Waldmanagement entwickelt werden.

Die neue Karte ist Teil des online Waldmonitors der Naturwald Akademie und der Remote Sensing Solutions GmbH. Hier kann nun jeder sehen, wie die Baumarten Fichte, Buche, Kiefer, Eiche, Douglasie und Lärche in Deutschland verteilt sind.

Satellitengestützte Baumartenkarte für besseren Schutz der Wälder

Jonas Franke von Remote Sensing Solutions erklärt, wie die Satellitendaten des Europäischen Copernicus Programms helfen, wichtige Informationen über den Wald zu gewinnen. Durch die Nutzung maschinellen Lernens würden die großen Datenmengen der Sentinel-Satelliten mit Stichprobendaten aus Forstinventuren kombiniert. Dieses trainierte Datenmodell ermögliche anschließend die Berechnung der deutschlandweiten Baumartenkarte mit einer Auflösung von 10 m pro Pixel. Zugang, Verfügbarkeit, Qualität und der Umfang geeigneter forstlicher Referenzdaten variierten stark zwischen den Bundesländern. Die Bereitschaft bei den Forstverwaltungen und nationalen Behörden diese Daten zu veröffentlichen sei sehr unterschiedlich.

Der weltweit geforderte Schutz von Naturwäldern und eine klimawandelangepasste Behandlung der Wälder hänge auch von einem deutlich verbesserten Zugang zu Waldinformationen ab, erläutert Torsten Welle von der Naturwald Akademie. Mit der neuen Methode könnten aufwendige Waldinventuren, die nur alle zehn Jahre durchgeführt werden, durch satellitengestützte jährliche Waldbewertungen sinnvoll ergänzt werden. Diese Daten wären dann Entscheidungsgrundlage für, Forstexperten und Regierungsbehörden zur Entwicklung von widerstandsfähigen Wäldern.

Bisher nur Stichproben

Derzeit sind landesweite Informationen über die Verteilung der Hauptbaumarten räumlich nicht eindeutig. Sie konnten bisher nur auf der Grundlage der Stichprobenpunkte aus der alle zehn Jahre durchgeführten Bundeswaldinventur rechnerisch abgeleitet werden. Damit können die Flächenanteile der einzelnen Baumartengruppen errechnet werden. Nun haben die Naturwald Akademie und die Remote Sensing Solutions eine Methode entwickelt, die den genauen Standort dieser Baumarten anzeigt. Die Genauigkeit der Baumartenkarte hängt von der Anzahl und Verfügbarkeit von Daten aus Forstinventuren ab. Mittels Daten der Bundeswaldinventur konnte man für sieben Baumartengruppen sehr gute Ergebnisse erzielen. Bei der Fichte konnte man Genauigkeiten bis etwa 96 Prozent erzielen. Bei weniger häufiger Baumarten wie zum Beispiel Lärchen reduziert sich jedoch die Genauigkeit.

Weitere Informationen unter https://naturwald-akademie.org

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