Wissenschaft & Forschung

Sicherheit und Komfort in der Fahrradmobilität

Das Forschungsprojekt „Essem“ erhebt Daten als Grundlage für die Verbesserung kommunaler Fahrradinfrastruktur, um Sicherheit und Komfort zu verbessern.

 

Sicherheit und Komfort in der Fahrradmobilität bieten, das ist das Ziel eines Forschungsprojekts unter Beteiligung des KIT. Bild: Urban Emotions, KIT

Fahrradmobilität in der Stadt mit Fokus auf Sicherheit und Komfort: Das Fahrrad spielt in der Verkehrsplanung eine immer wichtigere Rolle. Viele Kommunen entwickeln Konzepte, um ihre Fahrradfreundlichkeit zu erhöhen. Dazu gehören Routen, auf denen sich Fahrradfahrer sicher fühlen. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) analysieren, wann und wo Radfahrer im Stadtverkehr Stress empfinden. Ihre Erkenntnisse fließen in das Verbundprojekt Essem ein mit dem Ziel, die Fortbewegung für Radler in der Stadt angenehmer und sicherer zu machen.

Sicherheit und Komfort wichtig für Fahrradmobilität

Ob allein mit Muskelkraft oder elektrifiziert: 80 Prozent der Deutschen nutzen laut Bundesverkehrsministerium das Fahrrad in Alltag und Freizeit, 55 Prozent halten es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel. Wie wohl oder unwohl sie sich unterwegs fühlten, hänge von vielen Faktoren ab, zum Beispiel vom Straßenbelag, von der Nähe vorbeifahrender Autos, der Übersichtlichkeit von Kreuzungen und der Wartezeit an Ampeln, sagt Dr. Peter Zeile, Leiter der Forschungsinitiative Urban Emotions an der Professur Stadtquartiersplanung am Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft des KIT.

Empfehlungen für datengestützte Radverkehrsplanung

Die Fachleute aus Stadtplanung, Architektur und Soziologie von Urban Emotions sind Teil des Forschungskonsortiums Essem – Emotion Sensing für (E-)Fahrradsicherheit und Mobilitätskomfort, das all diese Faktoren und Einflüsse durch die Zusammenschau von Umfeld- und Personendaten untersucht, um vorhandene Fahrradinfrastrukturen zu bewerten. Ein Ziel des im Januar 2022 gestarteten, drei Jahre laufenden Verbundprojekts mit Partnern aus Wissenschaft, Industrie und Städten ist es, Methoden- und Handlungsempfehlungen für die datengestützte Radverkehrsplanung zu entwickeln. Unter anderem soll ein praxistaugliches, einfach handhabbares Instrument zum Bewerten von Fahrradinfrastrukturen mit Unterstützung von Emotion-Sensing-Daten entstehen. Dabei werden technische Sensoren genutzt, um die Emotionswahrnehmung zu messen.

Sensoren messen Fahrstress

Die Forscher des KIT untersuchen im Zuge von Essem, wo die Hauptverkehrsströme des Fahrradverkehrs in den teilnehmenden Städten Osnabrück und Ludwigsburg entlangführen. Darüber hinaus erheben sie 350 Datensätze von Probanden, deren Hautleitfähigkeit und Körpertemperatur – als Stressindikatoren – während ihrer Fahrradfahrten durch die beiden Modellstädte mit körpernahen Sensoren gemessen werden. In Kombination mit Geodaten und Bildern aus Action-Kameras lassen sich aus den Emotionsmessungen stressauslösende Straßen- und Verkehrssituationen erkennen. Spannend sei besonders die Frage, ob sich Orte identifizieren lassen, die bislang statistisch nicht als unfallträchtig bekannt seien, aber als brenzlig wahrgenommen würden, sagt Zeile. Die Wissenschaftler von Urban Emotions wollen in ESSEM die bereits in mehreren internationalen Messkampagnen eingesetzte grundlegende Mess-Algorithmik weiter verfeinern. Essem sei mehr als ein Bündeln einzelner Projekte, er sei überzeugt, dass es ihnen als Forschungspartnern gelinge, die Einflüsse auf die Fahrradsicherheit und den Mobilitätskomfort beim Fahrradfahren genauer zu bestimmen, so Zeile.

Weitere Informationen unter www.kit.edu

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