Wissenschaft & Forschung

Coronapandemie: Häufiger im Auto und zu Fuß unterwegs als früher

Die Veränderungen im Mobilitätsverhalten aufgrund der Coronapandemie festigen sich. Das Auto wird häufiger genutzt. Ebenso sind viele mehr zu Fuß unterwegs.

Die Coronapandemie hat die Mobilität nachhaltig verändert: Wer unterwegs ist, nutzt seltener den öffentlichen Verkehr und steigt häufiger ins Auto oder ist zu Fuß unterwegs. Diese Veränderungen verstetigen sich nun. Das hat eine Befragung ergeben, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im November und Dezember 2021 durchgeführt hat.

Ein weiteres Ergebnis: Die deutlichsten Steigerungen gab es bei den Fußgängern. 29 Prozent der Befragten erklärten, dass sie häufiger oder viel häufiger zu Fuß gehen als vor der Pandemie. Zum Vergleich: 20 Prozent sagten, sie nutzen häufiger oder viel häufiger das Auto. Das DLR untersucht seit Beginn der Pandemie das Alltags- und Reiseverhalten der Menschen in Deutschland. Die aktuelle Erhebung ist die fünfte einer Serie.

Der positive Saldo bei den Fußgängern sei im Laufe der Pandemie kontinuierlich angestiegen. Darin spiegele sich die hohe Bedeutung der Nahmobilität, also der Mobilität im Wohnumfeld. Diese sei in der Pandemie mit einer Einschränkung vieler Aktivitäten wichtiger geworden, erklärt Dr. Claudia Nobis von DLR-Institut für Verkehrsforschung in Berlin. Von den Personen, die weniger mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, gab etwa ein Viertel (26 Prozent) an, inzwischen mehr zu Fuß zu gehen.

Öffentliche Verkehrsmittel in der Coronapandemie: „Angst vor Ansteckung tief verankert“

Die öffentlichen Verkehrsmittel sind der Verlierer der Pandemie. Das Unbehagen in kollektiv genutzten Verkehrsmitteln wie ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr), Bahn, Flugzeug oder auch Carsharing bleibt bestehen. Im Gesamtbild kommt es im Verlauf der fünf Erhebungen nur noch zu geringfügigen Veränderungen. So war bei den öffentlichen Verkehrsmitteln das Unwohlsein zu Beginn der Pandemie am stärksten ausgeprägt; im Sommer 2020 ging es leicht zurück, um im Herbst 2020 erneut anzusteigen. Seither hat es zwar etwas abgenommen. Als Gesamtfazit lässt sich jedoch verzeichnen: Die Angst vor Ansteckung und das Unbehagen in kollektiv genutzten Verkehrsmitteln hat sich tief in den Köpfen der Menschen verankert. Aktuell fühlen sich 53 Prozent der Befragten im ÖPNV unwohler oder deutlich unwohler als vor der Pandemie. Ähnliche Zahlen wurden für die Bahn (51 Prozent) oder das Flugzeug (49 Prozent) ermittelt. Beim Carsharing liegt der Wert bei 33 Prozent.

Die abnehmende Bedeutung öffentlicher Verkehrsmittel im Coronaalltag zeigt sich besonders beim Verlust der Stammkundschaft und dem rückläufigen Absatz von Zeitkarten: 27 Prozent der ehemaligen Zeitkartennutzenden haben ihr Abo inzwischen aufgegeben. 42 Prozent von ihnen nannten Corona als ausschlaggebend für die Kündigung. Die beiden Hauptargumente der ehemaligen ÖPNV-Nutzenden sind Bedenken hinsichtlich der Hygiene in den Fahrzeugen und die mangelnde Möglichkeit, Abstand zu anderen Fahrgästen zu halten. 30 Prozent der ehemaligen ÖPNV-Nutzenden gaben an, inzwischen vermehrt das Auto zu nutzen.

Ans Auto gewöhnt

Die Angewohnheit, ins Auto zu steigen und Busse oder Bahnen stehen zu lassen, hat sich verstetigt. Die aktuelle Befragung zeigt erneut, dass die Autonutzung auf einem Niveau ist, das deutlich höher liegt als vor der Pandemie. Vor der Coronapandemie hat etwa die Hälfte der Befragten ausschließlich das Auto genutzt. Der Anteil liegt aktuell bei 59 Prozent – und damit leicht unter dem Wert von 62 Prozent im Frühjahr. Generell abgenommen hat der Anteil der Personen, die im Sinne der Verkehrswende unterschiedliche Verkehrsmittel kombinieren. Vor Corona waren 31 Prozent mit einem Mix aus Auto, Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Mittlerweile hat sich der Wert bei 25 Prozent eingependelt.

Noch unentschlossen über Weihnachten

Im Jahr 2019, als Corona noch keine Rolle gespielt hat, sind 22 Prozent der Befragten über die Weihnachtsfeiertage verreist. Nach der Planung für Weihnachten 2021 gefragt, geben 14 Prozent an, dieses Jahr verreisen zu wollen. Sieben Prozent waren sich Ende November/Anfang Dezember noch unsicher. Weitere sieben Prozent wussten unabhängig von Corona noch nicht, wo sie das Weihnachtsfest verbringen. Entscheidet sich ein größerer Teil der Unentschlossenen für eine Reise, wäre das Reiseaufkommen an Weihnachten ungefähr so hoch wie im Jahr 2019. Bleiben dagegen alle Unentschlossenen zu Hause, würde das Reiseaufkommen nur gut 60 Prozent des Jahres 2019 betragen. Da die Sorge um eine schnelle Ausbreitung von Corona durch die Omikron-Variante seit Durchführung der Erhebung deutlich zugenommen hat, kann dies noch Einfluss auf die Entscheidung der Unentschlossenen haben.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

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