Rund 12.000 Besucher der SCEWC-Veranstaltung aus über 110 Ländern versprechen sich vom 16. bis 18. November 2021 Lösungen auf dem Weg zur Stadt der Zukunft – individuell, nachhaltig und ressourcenschonend. Ugo Valenti, Direktor des Smart City Expo World Congress, sieht die Technologie in diesem Kontext nur als Instrument im kompletten Smart-City-Prozess. Eine Aussage, die bei einem Rundgang über die Messe nicht wirklich überzeugt.
Digitale Lösungen im Vordergrund der Messe
Zu sehr stehen digitale Lösungen im Vordergrund der Messe und damit der nationalen und internatinalen Ausssteller – von Barcelona und Madrid über Belgien und Kanada bis zu den skandinavischen Ländern und Deutschland. Nicht umsonst spricht Jaume Collboni, City Council von Barcelona, von der „Digitalstadt Barcelona“. Die Millionenmetropole zählt zu den „vierzehn größten Agglomerationen Europas“ und ist eines der bedeutendsten Wirtschaftszentren Spaniens. Die ökonomische Anziehungskraft ist nicht nur für die Bürger Spaniens von Interesse. Gleichfalls zieht es jedes Jahr über acht Millionen Touristen in die Stadt. Soziale Konflikte bleiben bei dieser Gemengelage nicht aus und zeigen sich in teuren Mietpreisen, vollen Straßen und teils ungelösten Mobilitätsanforderungen – vor allem durch den Individualverkehr mit dem Auto. Davon unbeirrt sagt J. Collboni: „Tenemos un plan“ (wir haben einen Plan). Wie dieser aussehen kann, skizziert Ramón Canal von der Stadtverwaltung Barcelonas unter anderem mit einem digitalen Parksystem für die Stadt. Merklich beschleunigt wurde der digitale Prozess in Barcelona durch die Covid-Pandemie. Keine Neuigkeit mit Blick auf viele Städte, weltweit.
Und auch die Konzentration auf den individuellen Autoverkehr ist ein langes und zugleich leidiges Thema, von dem deutsche Städte und deren Verantwortliche nur zu gut wissen.
Quo vadis Mobilität der Zukunft? Bild: Andreas Eicher
Zurück nach Barcelona. Alleine könne die Stadt nach R. Canals Worten die urbanen Herausforderungen nicht stemmen. Von daher gehe es um Partnerschaften – sowohl auf operativer Ebene als auch im technischen Bereich. Entscheidend seien nach R. Canals Dafürhalten Standards im kompletten Digitalisierungsprozess.
Von Licht und Schatten mit Blick auf die Digitalisierung und den dahinterliegenden Prozessen sprachen die Teilnehmer eines „Smart City Panel“ von „Germany Works“. Im Rahmen der Diskussion zeigte sich, dass der Föderalismus nicht zwingend hilfreich sein muss, um digitale Projekte voranzutreiben. Ein entscheidender Faktor spielt das Geld, will heißen: Smart-City-Projekte stehen und fallen mit dem Budget. In diesem Zuge verweist Claus Wichmann, Amt für Digitalisierung der Stadt Heidelberg, auf die täglichen Überlegungen zwischen „nice to have“ und den „must have“ einer Stadt. Darüber hinaus fehle es nach C. Wichmanns Worten an digitaler Teilhabe. „Es muss darum gehen, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind“, so C. Wichmann. Dabei steht immer auch das Ausloten der jeweiligen Situation der Stadt im Mittelpunkt der Überlegungen. Das heißt, Digitalisierung kann die Lebensqualität von Menschen verbessern – gerade im Alter. Aber es braucht auch digitalfreie Zonen. Eine Überlegung, die in Heidelberg aktuell diskutiert wird. Damit zeigt sich, dass „smart“ nicht gleich digital sein muss. Denn um den eingangs beschriebenen Weg der „Technologie als Instrument“ Rechnung zu tragen, müssen die Menschen der Stadt stärker in den Prozess der Entscheidungsfindung eingebunden werden. Ein Weg, der mitnichten nur digital stattfinden kann. Sprich Städte und ihre Zukunftsthemen brauchen zwingend den Menschen als Mittelpunkt des Geschehens. Ein Umstand, der im Rahmen einer zu technolgiezentrierten Smart City Expo in Barcelona an vielen Stellen zu kurz kommt.