Wissenschaft & Forschung

Messkampagne „Swabian Moses“ sammelt Daten zum Hagelunwetter

Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) werten im Rahmen der Messkampagne „Swabian Moses“ Unwetterdaten aus.

Aufzug der Superzelle am 23. Juni 2021 (ca. 17:34 Uhr) am Hauptstandort der Messkampagne Swabian Moses in Rottenburg am Neckar. Bild: Melissa Körlin, KIT

Mit mehreren Tausend Blitzeinschlägen, Hagel bis zu fünf Zentimetern Durchmesser und Starkniederschlägen, die zu zahlreichen überfluteten Fahrbahnen und zu Hochwasser an kleineren Flüssen führten, zog am Nachmittag des 23.06.2021 ein schweres Hagelunwetter über den Süden Deutschlands. In den seit Tagen vorherrschenden feucht-warmen Luftmassen entstand nördlich von Villingen-Schwenningen gegen 16:00 Uhr eine „Superzelle“. Während der nächsten drei Stunden zog diese genau entlang des Neckartals. Durch den schweren Hagelschlag, der sich in einer Schneise mit über zehn Kilometern Breite zum Teil mehr als zehn Zentimeter hoch auftürmte, kam es in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Esslingen zu zahlreichen Schäden. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und weiterer beteiligter wissenschaftlicher Einrichtungen konnten das Unwetter auf ihrer in genau diesem Raum aktuell laufenden Messkampagne „Swabian Moses“ unmittelbar beobachten und wertvolle Daten sammeln.

Swabian Moses untersucht extreme Wetterereignisse

Superzellen hätten eine lange Lebensdauer und seien immer mit Hagel, Starkniederschlägen und schweren Sturmböen verbunden, sagt Atmosphärenforscher Jannik Wilhelm vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT, einer der Koordinatoren von Swabian Moses. Glücklicherweise treten diese Ereignisse bei uns vergleichsweise selten auf. In Baden-Württemberg den Analysen zufolge rund acht Mal pro Jahr. Dabei handelt es sich um große Gewitterkomplexe, die aufgrund der Änderung des Horizontalwinds mit der Höhe rotieren.

Ihre Datenanalysen zeigten, dass die Region südlich von Stuttgart und die Schwäbische Alb der Schwerpunkt von Hagelgewittern in ganz Deutschland sei, erläutert Professor Michael Kunz vom IMK, Mitkoordinator der Kampagne. Das Unwetter erinnere an den Hagelsturm vom 28. Juli 2013, der Schäden von über einer Milliarde Euro verursachte und damit eine der teuersten Naturkatastrophen Deutschlands war. Damals waren die Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern aber deutlich größer. Man rechnet nun daher mit deutlich geringeren Schadensummen, die aufgrund der großen betroffenen Fläche aber durchaus in den hohen zweistelligen Millionenbereich gehen könnten.

Die Wetter- und Klimaforschenden des KIT waren während des Unwetters zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Die Superzelle zog direkt über ihr mobiles Observatorium „KITcube“ in Rottenburg am Neckar und konnte so genau untersucht werden. Der „KITcube“ liefert detaillierte Informationen über den Zustand der Atmosphäre bei der Entstehung und Entwicklung von Gewittern.

Ziel ist es, die Entstehung von extremen Wetterereignissen wie schweren Gewittern oder Hitzeperioden besser zu verstehen und ihren Zusammenhang mit dem Klimawandel herauszuarbeiten. Daher habe man mehr als genug Daten gesammelt, um daraus in den nächsten Jahren neue Erkenntnisse bezüglich der Entstehung und Intensivierung von Gewittern sowie deren Folgen ableiten zu können. Die Feldmesskampagne Swabian Moses läuft noch bis Ende September, dann mit einem besonderen Blick auf Hitzewellen.

Weitere Informationen unter
www.kit.edu
www.swabianmoses.de

 

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