Wissenschaft & Forschung, Vermessung

Sentinel-6 beobachtet globalen Anstieg der Meeresspiegel

Am 21. November 2020 soll der achte Satellit des europäischen Copernicus-Programms, Sentinel-6 „Michael Freilich“, mit einer Falcon-9-Trägerrakete starten. Die Mission soll den Anstieg des Meeresspiegels überwachen und außerdem den Seegang sowie die Meeresströmungen in den Ozeanen erfassen.

Vatnajökull-Gletscher auf Island. Bild: ESA

Mit Sentinel-6 „Michael Freilich“ soll nun ein neuer Klimawächter die Erde aus dem All beobachten. Der Klimawandel sei eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, erklärt Dr. Walther Pelzer, Vorstand für das Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Sentinel-6 werde dazu beitragen, den globalen Anstieg des Meeresspiegels kontinuierlich und zuverlässig zu überwachen. Mit der Mission baue man daher ihre führende Rolle in der weltraumgestützten Klimabeobachtung weiter aus. Neben der Höhe des Meeresspiegels erfasst der Satellit außerdem den Seegang sowie die Meeresströmungen in den Ozeanen. Der Satellit soll mindestens bis zum Jahr 2025 betrieben werden. Danach wird der baugleiche Sentinel-6B Satellit die Messreihe fortführen.

Meeresspiegel-Anstieg beträgt mehr als drei Millimeter im Jahr

Aktuell steigt der Meeresspiegel weltweit durchschnittlich um etwas mehr als drei Millimeter pro Jahr - Tendenz steigend. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs wird auf die Effekte schmelzender Eisschilde und Gletscher zurückgeführt, der Rest durch die Wärmeausdehnung der Ozeane bei steigenden Temperaturen. Durch die Mission wolle man erfahren, wie sich der Meeresspiegel in Zukunft weiterentwickle, sagt Dr. Jörn Hoffmann, Programmleiter für Copernicus im DLR Raumfahrtmanagement. Anhand der Satellitendaten lasse sich etwa beurteilen, ob politische Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels Wirkung zeigten und wie gut globale Klimamodelle die Entwicklung des Meeresspiegels vorhersagten.

Außerdem soll Sentinel-6 den Seegang und die Meeresströmungen beobachten. Diese Informationen erlauben Rückschlüsse auf den Wärmetransport in den Ozeanen, der direkten Einfluss auf das globale Klima hat - so ist etwa der warme Golfstrom verantwortlich für das relativ milde Klima in Nordeuropa. Die Informationen sind eine wichtige Eingangsgröße für Modellberechnungen zur Klimaentwicklung. Sämtliche Daten von Sentinel-6 werden für die Nutzer kostenfrei zur Verfügung stehen.

Sechs wissenschaftliche Instrumente beobachten die Ozeane

Aus einer Umlaufbahn in rund 1300 Kilometern Höhe wird Sentinel-6 die Erde mit Hilfe von sechs wissenschaftlichen Instrumenten an Bord beobachten. Poseidon-4 ist das Hauptinstrument des Satelliten. Das Radar-Altimeter misst den Meeresspiegelanstieg bis auf wenige Zentimeter genau. Über längere Zeitreihen wird es so möglich, die langfristigen Änderungsraten im Zehntel-Millimeter-Bereich pro Jahr zu ermitteln. Außerdem liefern die Messungen Information zu Meerestopographie und Wellengang.

Ein Mikrowellen-Radiometer, AMR-C, ermittelt den atmosphärischen Wasserdampf zwischen Erde und Satellit, um mit Hilfe dieses Wertes die Höhenmessungen von Poseidon-4 zu präzisieren. Die Instrumente "Doris and GNSS-POD" sowie ein Laser Reflektor-Array (LRA) dienen dazu, die Satellitenbahn genau zu bestimmen. Die exakte Bahninformation ermöglicht es erst, die genaue Meeresspiegelhöhe zu erfassen. Ein Star-Tracker ermittelt die Position von Sentinel-6. Mit einem Radio-Okkultations-Empfänger werden Temperatur und Feuchtigkeit in den verschiedenen Atmosphärenschichten bestimmt.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

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