Wissenschaft & Forschung

Digitalisierung in der Baugrube: Georeferenzierte Vermessungsdaten per App

Vor Kurzem startete Fraunhofer IPM ein Projekt im Auftrag der Bayernwerk Netz GmbH, in dem eine digitale Lösung zur Dokumentation unterirdisch verlegter Infrastruktur entwickelt wird: Mithilfe Künstlicher Intelligenz werden automatisch georeferenzierte 3D-Daten der Bauelemente generiert.

Die automatische Bilderkennung ermöglicht die Dokumentation verlegter Erdkabel. Die Daten werden umgehend in ein 3D-Bild sowie in ein Geovermessungssystem übertragen. Bild: Uwe Moosburger, Altrofoto/Bayernwerk

Das deutsche Stromnetz ist etwa 1,8 Millionen Kilometer lang, mehr als 80 Prozent der Leitungen verlaufen unterirdisch. Dazu kommen Gasleitungen, Speedpipes für das Glasfasernetz und vieles mehr. Um eine zuverlässige Planung zu gewährleisten und Unfälle zu vermeiden, sind Netzbetreiber bei der Verlegung von Leitungen zur Erstellung genauer Lagepläne verpflichtet. Meist werden vor Ort händisch Skizzen angefertigt, die Nachbearbeitung ist zeitintensiv und aufwendig. Die Digitalisierung der Prozesse wird die Dokumentation deutlich effizienter gestalten.

Die Bayernwerk Netz GmbH – der größte Netzbetreiber Bayerns – beauftragte Fraunhofer IPM mit der Entwicklung der Software „NEXT.TrenchLog“, die eine Digitalisierung der Dokumentation ermöglicht. In einer Machbarkeitsstudie entstand bereits ein erster Prototyp, der nun ausgebaut und optimiert werden soll. Ziel sei ein automatisierter Prozess, der es erlaube, per mobilem Endgerät (Table-PC) schnell und unkompliziert verlässliche georeferenzierte 3D-Daten von Baugruben und den darin befindlichen Leitungen zu generieren, erklärt Prof. Dr. Alexander Reiterer, Leiter der Abteilung „Objekt- und Formerfassung“ bei Fraunhofer IPM.

Objekterkennung mittels künstlicher Intelligenz

Für das Projekt wird auf dem neuen Institutsgelände von Fraunhofer IPM eigens ein Freiluftlabor angelegt, in dem die Entwicklung laufend erprobt und evaluiert werden kann. Dieses Labor wird auch eingesetzt, um eine umfangreiche Bilddatenbank der Kabel und Verbinder zu erstellen. Auf Grundlage dieser Bilder wird ein Algorithmus trainiert, der die Objekte automatisch erkennt. Dieses neuronale Netz soll anhand weiterer Daten aus Feldversuchen erweitert und optimiert werden.

Die Bedeutung des neuen Tools ist groß. Es sei das weltweit erste System, das auf Künstliche Intelligenz setze, um georeferenzierte Daten für den Netzausbau zu erzeugen. Das sei ein wichtiger Schritt in die digitale Zukunft, sagt Jürgen Kandlbinder, Leiter der Innovationsplattform „Next“ (New Experience with digital Technologies) der Bayernwerk Netz GmbH und verantwortlich für das Projekt. Eine Weiterentwicklung für andere Leitungsarten wie zum Beispiel Wasser- oder Fernwärmeleitungen ist sowohl denkbar als auch möglich.

Weitere Informationen unter https://www.ipm.fraunhofer.de

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