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Intergeo-Round-Table: Intergeo findet statt

„Die Intergeo 2020 findet statt“ - diese Botschaft verkündete Christoph Hinte als Intergeo-Organisator.

Die Teilnehmer des Intergeo-Round-Table. Bild: Hinte Messe- und Ausstellungs-GmbH / Intergeo

Der Round Table der Intergeo ist alljährlich das Mid-Year-Event, um Entwicklungen der Branche in einer Expertenrunde zu diskutieren. Das Credo der Teilnehmer der erstmals virtuellen Veranstaltung: Unsere Welt braucht mehr Digitalisierung und mehr Vernetzung, um Herausforderungen besser zu meistern. Aber auch: „Wir wollen unsere Themen live zeigen und ihre enorme Bedeutung weitergeben – auf der Intergeo 2020 in Berlin!“

„Die Intergeo 2020 findet statt“, diese Botschaft vom Intergeo-Organisator Christoph Hinte zu Beginn der Round-Table-Diskussion zeichnete frohe Mienen auf den Bildschirm. Die Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft nahmen die Botschaft mit Freude auf, denn Unternehmen und Institutionen sehnen die Messe als erstes Live-Event des Jahres 2020 herbei, um ihre Neuheiten zu präsentieren.

Das Hygiene- und Abstandskonzept sei gerade in der Abstimmung. Neben der Live-Veranstaltung werde man in diesem Jahr zusätzlich erstmals einen virtuellen „Zwilling“ liefern. Konferenz und Messe würden ihre digitale Abbildung finden. Hinte ist optimistisch: Man erwarte, dass man durch diese zusätzliche Virtualisierung mindestens so viele Besucher auf die Messe bekommen werde wie in den Jahren zuvor.

Die Industrie ist am Zug

„Wo stehen wir in der Geo-IT in Sachen Digitalisierung und Vernetzung“ stieg Moderatorin Christiane Salbach vom DVW in die Diskussionsrunde ein. Professor Dr. Jörg Blankenbach, Leiter des Geodätischen Instituts der RWTH Aachen, stellt klar: Große bislang voneinander getrennt existierende Konzepte wie GIS (Geographische Informationssysteme) und BIM (Building Information Modeling) nähern sich zunehmend an. Konkret heißt das beispielsweise, dass in der aktuellen Version des offenen BIM-Standards IFC nun eine Georeferenzierung integriert ist. Sprich: Modelle des Hoch- und Tiefbaus können nun auch an ihre Geo-Koordinaten angedockt werden.

Die Aussagen der Industrievertreter stoßen in dieselbe Richtung. Obwohl im Detail aus unterschiedlichen Lagern betonen Michael Mudra von Digital Solution Provider Hexagon, Ralf Mosler von BIM- und CAD-Haus Autodesk und Janos Faust von Geospatial-Unternehmen Trimble, dass die Realität nun auf eine gemeinsame Datenbasis gestellt muss. Raus aus den Silos und barrierefreie Kommunikation über Softwaregrenzen, Ecosysteme und nicht zuletzt über Mentalitäten hinweg.

Oliver Milzarek von DB Systel packt die Diskussion aus Sicht des IT-Dienstleisters für die Deutsche Bahn AG noch pragmatischer an: Ohne Simulation und Visualisierung gehe bei Projekten der Deutschen Bahn nichts mehr – bis zum kleinsten Bahnbogen. Daher müsse man liefern. Die Rahmenbedingungen stimmten. Die Zeit sei da! Die Deutsche Bahn weiß, dass BIM die zentrale Basis ist, um nachhaltig zu planen, zu bauen und zu betreiben. Und auch in Sachen Transparenz ist der digitale Zwilling unschlagbar. Wenn man die Daten richtig vernetze, sauge man in allen Bauphasen den Honig daraus und habe auch in 80 Jahren – bei Bahnobjekten wie Tunneln eine realistische Lebensdauer – noch einen Nutzen daraus.

Corona pusht Digitalisierung

Über Nacht habe sich die Einstellung zur Digitalisierung verändert, stellt Trimble-Vertreter Faust die Situation seit Beginn der Corona-Pandemie dar. Die Ernsthaftigkeit in der digitalen Transformation habe spürbar zugenommen, beispielsweise arbeiteten Planungsbüros nun nahtlos virtuell an ihren Projekten weiter. Wer 24/7 auf eine automatisiert erhobene und mit KI ausgewertete aktuelle und vernetzte Datenbasis zugreifen könne, sei nun klar im Vorteil, betont auch Hexagon-Mitarbeiter Mudra. Mosler von Autodesk bestätigt diese Trends und weist darauf hin, dass in der derzeitigen Krise Unternehmen innerhalb kürzester Zeit raus aus den klassischen Arbeitsmodellen gehen und auf Technologien setzen, die BIM- und GIS-Workflows komplett neu vernetzen.

Green Deal – Was die Geo-IT-Branche gesellschaftlich bedeutet

Das Motto der diesjährigen Intergeo lautet: „Geoinformation for a smarter World“. Die Branche ist ein Kernelement des „Green Deals“, bei dem eine ökologische Wende der Gesellschaft eingeleitet werden soll. Klimakrise und Ressourcenhunger legen in Zeiten von Corona eine Mikropause ein – dramatisch bleiben sie dennoch. Dass die Geo-IT-Branche hier Einiges beisteuern kann, darin war sich die Runde einig. Beim Flottenmanagement werden bis zu 20 Prozent Treibstoff eingespart, Methoden des Precision Farming bringen allein in Deutschland eine Effizienzsteigerung von 30 Prozent. Bei der Rohstoffgewinnung, aber auch bei der Bauplanung hin zu mehr Energieeffizienz, einer optimaleren Energieausnutzung oder sogar der Simulation verschiedener Bauverfahren zeige die Branche ihre gesellschaftliche Wirkung. Blankenbach wies auf die extreme Komplexität der Prozesse beim Klimawandel hin. Der Mensch könne die permanent wachsende Datenbasis allein nicht mehr auswerten, da müsse man auf die unterstützende Wirkung von Algorithmen und künstlicher Intelligenz vertrauen, um die richtigen Entscheidungen einzuspielen.

Appell an die Politik

Abschließend appellierten die Teilnehmer des Intergeo-Round-Table 2020 einhellig für eine stärkere Wahrnehmung durch die Politik. Während jeder Einzelne Geodaten in Form von Corona-Dashboards als Kernelement der Kommunikation und des Verstehens von Zusammenhängen nutzt, fördere die Politik die Entwicklung der Branche immer noch stiefmütterlich. Dabei sei an der gesellschaftlichen Relevanz der Branche kaum mehr vorbeizusehen.

Die Intergeo, die 2020 als Kombipaket aus Liveveranstaltung und virtuellem Zwilling stattfinden wird, wird sich dieser Aufgabe verantwortungsbewusst annehmen. Man sei Impulsgeber für Entwicklungen und Märkte und werde als solche die Branche auch in diesen besonderen Zeiten tragen, so Messe-Organisator Hinte.

Weitere Informationen unter www.intergeo.de

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