Wissenschaft & Forschung

Entscheidungshilfen im Erdbebenfall

Ein BMBF-Forschungsprojekt an der HCU Hamburg entwickelt Entscheidungshilfen im Erdbebenfall für erdverlegte systemrelevante Infrastruktur.

Durch Erdbeben zerstörtes Wohnhaus im italienischen L’Aquila. Bild: Helga Dörk/Pixelio

Neben Menschenleben und Gebäuden zerstören Erdbeben auch systemrelevante erdverlegte Infrastruktur, beispielsweise Wasserleitungen. Wissenschaftler der HCU Hamburg erforschen nun, wie sich Mithilfe digitaler, webbasierter Simulationsmodelle Schadenspotenziale und Risikostellen frühzeitig erkennen und konkrete Entscheidungshilfen für den Ernstfall entwickeln lassen. So sollen Erdbebenschäden an erdverlegten Leitungen minimiert werden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsvorhabens „Zustandsbewertung von erdverlegter systemrelevanter Infrastruktur zur proaktiven Charakterisierung von Schäden und Gewinnung von technisch realen Entscheidungshilfen“, – kurz „Zuversicht“ –, und wird an der HCU unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Ingo Weidlich im Bereich „Technisches Infrastrukturmanagement“ (Bauingenieurwesen) bearbeitet. Das Projekt ist der Fördermaßnahme „GEO:N – Geoforschung für Nachhaltigkeit“ zugeordnet. Ebenfalls beteiligt an dem Verbundprojekt sind die IAB Weimar, die EDAC Bauhaus-Universität Weimar und das Institut für Automation und Kommunikation e.V. Magdeburg.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll eine Methodik entwickelt werden, mit der sich das Ausmaß potenzieller Erdbebenschäden an kritischer Bestandsinfrastruktur im Vorfeld abschätzen lässt. Hierbei gilt es, sowohl die Gefährdungs- und Schadenspotenziale von Leitungsnetzen als auch risikomindernde Faktoren zu untersuchen. Kern des Verbundprojektes ist die Entwicklung eines digitalen Modells zur Gefährdungsbeurteilung. Zugleich sollen sich damit auch Präventivmaßnahmen planen lassen, die erdverlegte Infrastrukturen weniger verletzlich machen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zudem dazu beitragen, beim Bau beziehungsweise Wiederaufbau erdverlegter Infrastruktur möglichst ressourcenschonend und nachhaltig agieren zu können.

An der HCU werden sowohl mikroskalige Bewertungen der Rohrmaterialien vorgenommen als auch makroskalige Untersuchungen der Leitungsnetzstruktur. Zunächst werden Schadensvorgänge und Wirkmechanismen analysiert. Ausgehend davon wird die Verletzbarkeit erdverlegter Leitungen klassifiziert. Diese Daten werden abschließend in ein webbasiertes Simulationstool zur Gefährdungsbeurteilung integriert, welches auch Entscheidungshilfen zur proaktiven Schadensminderung beinhalten soll. Eine anwenderfreundliche Visualisierung soll das Verständnis für die Folgen von Erdbeben auf erdverlegte Infrastruktur verbessern und so auch einen Beitrag zur Risikokommunikation und Vorsorge leisten. Da methodische Grundlagen und anwendungsorientierte Tools geschaffen werden, stärkt das Projekt insgesamt die Geoforschung für Nachhaltigkeit.

Weitere Informationen unter www.hcu-hamburg.de

Keywords: Geodäsie, Geoinformation, Geo, Geoinformatik, GI, HCU, Erdbeben, Infrastruktur