Öffentliche Geodaten

„OpenStreetMap“ - eine stille und nützliche digitale Revolution

500 Mitgestalter des ehrenamtlich erstellten Kartenwerks trafen sich Ende September in Heidelberg. Ihr Motto: „Freie Projekte benötigen freie Daten“.

Der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann. Bild: Sebastian Berger

Ein besonderes Beispiel der digitalen Mitgestaltung ist die OpenStreetMap (abgekürzt: OSM). Heidelberg war vor Kurzem das Zentrum der OSM-Community. Rund 500 Mapper aus der ganzen Welt kamen in der Universitätsstadt am Neckar zusammen, um sich im Rahmen der jährlichen internationalen Konferenz „State of the Map“ (SotM) über die Weiterentwicklung des digitalen Kartenwerks auszutauschen. Denn ausschließlich Ehrenamtliche entwickeln die Karte im Rahmen einer weltweiten Community weiter.

Vor 15 Jahren habe es für digitale Geräte nur sehr teure Kartendaten gegeben, die aber meist veraltet, unvollständig und in ihrer Nutzung rechtlich stark eingeschränkt gewesen seien, so Guillaume Rischard, Mapper bei OpenStreetMap. Da habe man die Karten selbst gemacht. OpenStreetMap sei eine stille und nützliche digitale Revolution der Bürger.

Die internationale OSM Community besteht aus Mappern (die die Daten erfassen) und Entwicklern (die passende freie Software entwickeln). Die diesjährige Konferenz wurde an der Universität Heidelberg veranstaltet, welche die Veranstaltung unterstützt – auch die Forschung untersucht die Möglichkeiten und Herausforderung nutzergenerierter Geodaten. Die Zahl und Bandbreite der Nutzer wächst ständig. Dazu zählen: die öffentliche Hand, Nicht-Regierungs-Organisationen oder namhafte Firmen wie Facebook und Microsoft. Im Umfeld der Konferenz fanden weitere Treffen statt, etwa „HOT Summit“ des Humanitarian OpenStreetMap Teams (HOT). Dort sind vor allem Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz oder Ärzte ohne Grenzen vertreten, die aktuelle Geodaten und Karten für Ihre Arbeit in Entwicklungsländern benötigen.

Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg war Platin Sponsor der Veranstaltung. Verkehrsminister Winfried Hermann, MdL, war bei der Konferenzeröffnung mit einer Videobotschaft präsent. Er sieht in dem Projekt große Chancen: OSM sei eine Karte von Bürgern für Bürger. Diese Karte sei nicht nur sehr genau und zuverlässig, sondern auch ein zutiefst demokratisches Projekt: Es diene nicht der effizienten Gewinnerzielung, sondern sei eine gesellschaftliche Initiative auf breiten Schultern – ein Stück öffentliche, digitale Infrastruktur.

Landeseinrichtungen wie die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg oder die Landesstelle für Straßentechnik beteiligten sich an der Konferenz. Verschiedene digitale Mobilitätslösungen des Landes Baden-Württemberg bauen auf OSM auf. Der Radroutenplaner Baden-Württemberg beispielsweise nutzt OSM als Hintergrundkarte. In der elektronischen Fahrplanauskunft (EFA-BW) wird das Wegenetz der offenen Karte für Reiseauskünfte verwendet, um Bürgern die gesamte Mobilitätskette zu beschreiben, OSM liefert zudem den Kartenhintergrund. Ferner beteiligt sich die landeseigene Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) aktiv an der Pflege und weiteren Verbesserung von OSM. Die Tochtergesellschaft des Landes wird der OpenStreetMap-Community Daten und Fotos von allen Haltestellen und Bahnhöfen bereitstellen, um den mobilen Nutzern bessere Orientierung zu ermöglichen.

Weitere Informationen unter www.openstreetmap.org

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