Vermessung

Mobile Digitalisierung von Kulturgut

Katastrophen wie der Brand des Dachstuhls der Notre-Dame rücken die Bedeutung vom Erhalt des menschlichen Kulturerbes in den Fokus der Öffentlichkeit. Für Bücher und Inschriften gibt es schon lange Dokumentenscanner, die Schriften zweidimensional verewigen. Aber wie digitalisiert man eigentlich einen Globus?

Evaluierten den "CultArm3D-P" ausgiebig: Andreas Christoph (FSU), Antje Jakob (Thüringer Staatskanzlei), André Karliczek (FSU). Bild: Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dieser Frage gehen Wissenschaftler im Rahmen des Efre-Innovationsprojekts „cultur3D“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) nach. Um Globen in Thüringer Kultureinrichtungen in 3D zu digitalisieren, holen sie sich Unterstützung vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD. Der am Institut entwickelte Scanarm „CultArm3D-P“ arbeitet vollautomatisch und digitalisiert sowohl Geometrie als auch Textur. So wird der virtuelle Globus nicht nur rund, sondern präsentiert auch Kontinente und Ländergrenzen detailgetreu in Auflösungen bis zu 20 Mikrometer. Die Objekte können dabei aktuell einen Durchmesser von bis zu 50 Zentimeter und eine Höhe von bis zu 80 Zentimeter haben – der Arm umkreist sie vollständig autonom, in Kombination mit einem Glasdrehteller wird der Globus optimal positioniert und erlaubt dabei auch Aufnahmen der Unterseite des Objektes.

Am 3. Juli wurde der Roboterarm, der sich bereits im Vorserienstatus befindet, öffentlich in Jena vorgestellt. In Anwesenheit der Staatskanzlei Thüringen - vertreten durch Antje Jakob und den kommissarischen Bibliotheksdirektor Michael Lörzer - wird eindrucksvoll demonstriert, in welchem Maße die vollautomatisierte 3D-Digitalisierung die Konservierung von Kulturgut vorantreiben kann. Ein weiterer Vorteil des „CultArm3D-P“ ist seine Mobilität: In wenigen Schritten ist er eingepackt und kann an einem anderen Ort wiederaufgebaut werden. Damit ist er nicht nur für große Institutionen interessant, sondern auch für kleinere Museen, die sich kein eigenes Digitalisierungszentrum leisten können und ihre wertvollen Artefakte bislang über weite Strecken transportieren müssten.

Weitere Informationen unter www.igd.fraunhofer.de

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