Andreas Eicher

Wasser marsch!

Wasser wird knapper. Daran ändern auch die vielen Starkregenereignisse und Überschwemmungen der letzten Jahre wenig. Denn: Die Menschheit hat in den zurückliegenden Dekaden viel dafür getan, dass die kostbare Ressource Trinkwasser stetig abnimmt – sei es durch die zunehmende Versiegelung, die Wasserverschmutzung oder den unnötigen Trinkwasserverbrauch in vielen privaten Bereichen, aber auch in der Industrie. Kurzum: Viele Menschen und Unternehmen in den reichen Industrienationen leben über ihre Verhältnisse beim Trinkwasserverbrauch. Höchste Zeit, dies zu ändern.

Wasser im Überfluss – die Zeiten sind lange vorbei. Bild: Andreas Eicher

Deutsche Privathaushalte und die Industrie verbrauchen noch immer enorme Wassermengen. Fakt ist: Der Wasserverbrauch in deutschen Haushalten nimmt seit Jahren ab. Das Statistik-Portal „Statista“spricht für das Jahr 2023 von rund 121 Litern Trinkwasser pro Kopf und Tag. „Vor knapp 30 Jahren verbrauchte ein Einwohner in Deutschland durchschnittlich noch rund 147 Liter Wasser am Tag“, so Statista. Fakt ist aber auch: Gleichzeitig ist der Wasserverbrauch der Bundesbürger im weltweiten Vergleich weiterhin auf einem hohen Niveau. Statista: „Im weltweiten Vergleich zählen die Bundesbürger (…) immer noch zu den Vielverbrauchern. In vielen afrikanischen Ländern liegt der jährliche Wasserverbrauch beispielsweise unter 100.000 Liter pro Kopf.“

Extremwetterereignisse: vom Starkregen zur Dürre

Die letzten Wochen haben es erneut gezeigt: Extremwetterereignisse mit Starkregen führen zu massiven Überschwemmungen und Schäden für Privatpersonen und Unternehmen gleichermaßen. Doch bei allen Wassermassen, die sich in solchen Fällen Bahn brechen, dürfen nicht die Augen vor dem vielleicht weitaus größeren Problem verschlossen werden. Und das heißt: Wassermangel. UNICEF schreibt hierzu: „Wasserknappheit, Dürren, Überflutungen – die Welt befindet sich inmitten einer Wasser- und Hygienekrise, die maßgeblich durch den Klimawandel getrieben wird.“ Die UNICEF-Aussagen beziehen sich auf den Weltwassertag 2024. Hierzu heißt es ergänzend: „Wir erleben zwar Fortschritte in der weltweiten Wasserversorgung – in den letzten zwei Jahrzehnten haben über zwei Milliarden Menschen Zugang zu sicherem Trinkwasser erhalten. Dennoch haben auch weiterhin mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser.“ Viele afrikanische Länder plagen sich mit Dürren, aber auch vermehrt südeuropäische Staaten. Bestes Beispiel ist der Wassernotstand in Katalonien zu Jahresbeginn. „Die 1.000 Tage ohne Wasser in Katalonien“ titelte die spanische Tageszeitung „El Pais“ Mitte Dezember 2023 (Artikel mit Bezahlschranke, Anm. d. Red.). Hintergrund ist die nach El-Pais-Angaben „schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen“. Der laut des Artikels drohende Wassernotstand ist inzwischen Realität und so hat die katalanische Regierung am 1. Februar 2024 den Notstand ausgerufen – für die spanische Zeitung „El Mundo“ „die letzte Phase des Dürreplans (…)“.

Dass das Ganze ein zu großen Teilen menschengemachtes Problem ist, zeigt sich unter anderem an einem nicht enden wollenden Massentourismus der letzten Jahrzehnte in der katalanischen Küstenregion. In diesem Zuge stellt Frank Romeike, Risikomanagementexperte und Geschäftsführer der RiskNET GmbH die Frage: Wieso verbraucht ein Tourist in einem Fünfsternehotel um ein Vielfaches an Wasser wie ein Stadtbewohner? Eine klare Antwort bleiben die Verantwortlichen bis heute schuldig – denn „blindes“ Wachstum steht vor einem nachhaltigen Wirtschaften. Dass dies nicht nur kurzfristig gedacht ist, offenbaren auch andere Wirtschaftsbereiche Spaniens. So stellt sich die ökologische und mittelfristig auch die ökonomische Frage nach der Sinnhaftigkeit von Monokulturen im Agrarsektor.


Hören Sie demnächst einen neuen Podcast auf gis.Radio mit Frank Romeike – unter anderem zu den Krisen und Risiken unserer Zeit und welche Lösungswege es braucht.


Vom Für und Wider der Nationalen Wasserstrategie

Zurück nach Deutschland. Die politisch Verantwortlichen suchen nach Lösungen und fanden diese vermeintlich in einem zukunftsgerichteten Wassermanagement namens „Nationaler Wasserstrategie“. Im März 2023 verkündete das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): „Bundesregierung legt Grundstein für modernes Wassermanagement“ zur damals gerade beschlossenen nationalen Wasserstrategie. Die Ziele umreißt das BMUV so: „Mit der Strategie will die Bundesregierung die natürlichen Wasserreserven Deutschlands sichern, Vorsorge gegen Wasserknappheit leisten, Nutzungskonflikten vorbeugen, den Sanierungsstau in der Wasserinfrastruktur angehen sowie den Zustand der Gewässer und die Wasserqualität verbessern.“ In diesem Zuge nennt das Umweltministerium unter anderem zehn „strategische Themenfelder“ zum zukunftsfähigen Umgang mit dem Wasser der bis ins Jahr 2050 ausgelegten „Wasserstrategie“. Die reichen vom nachhaltigen Schutz globaler Wasserressourcen über die nachhaltige Gewässerbewirtschaftung, der Stärkung leistungsfähiger Verwaltungen und verbesserten Datenflüssen bis zum Begrenzen der Risiken durch Stoffeinträge. Dass wir mit dem Thema einer leistungsfähigen und vor allem zukunftsgerichteten Verwaltung in Gänze nicht wirklich weit sind, das dürfte hierzulande bekannt sein. Dabei bietet die Digitalisierung vielfältige Lösungen, um die genannten „Datenflüsse“ merklich zu verbessern und genaue Erkenntnisse zum Wassermanagement zu erlangen. Man muss sie halt auch flächendeckend einsetzen und sollte sich nicht in einer föderalen Kleinstaaterei verlieren. Ob und wie das gelingen kann, dafür muss die Politik klare Handlungsrahmen setzen. Solange wird noch viel Wasser den bekannten Rhein runterfließen und das Motto vorherrschen: Wasser marsch!