Wissenschaft & Forschung

KI kombiniert Daten aus Erdbeobachtung und sozialen Medien für schnelle Katastrophenhilfe

Im Projekt „Aifer“ werden Daten aus Erdbeobachtung und sozialen Medien mit Methoden aus der künstlichen Intelligenz (KI) automatisiert ausgewertet und zu Lagekarten verarbeitet.

Internationale Katastrophenschutzübung in Salzburg – Vorbesprechung in der Einsatzzentrale. Bild: Rotes Kreuz Salzburg

Zum Glück war es nur eine Übung: Durch ein Sturmtief werden Teile Salzburgs und umliegende Gebiete überschwemmt, Gebäude stürzen ein, Züge entgleisen, Menschen sind in Not. Etwa 800 Beteiligte stellten sich dem Katastrophenszenario in Österreich, darunter auch Mitarbeitende aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Sie haben Methoden zur Lageerfassung und Lageauswertung entwickelt, damit wichtige Informationen den Krisenstäben bei Einsätzen schneller und umfangreicher als üblich zur Verfügung stehen.

KI kombiniert Daten aus Erdbeobachtung und sozialen Medien für schnelle Katastrophenhilfe

Die Daten- und Informationsvielfalt in Katastrophenlagen habe durch moderne Technik in den letzten Jahren enorm zugenommen. Bisher werde aber nur ein kleiner Teil dieser Daten für die Lageeinschätzung genutzt, erklärt Dr. Marc Wieland vom Earth Observation Center (EOC) im DLR. Er ist Leiter des deutsch-österreichischen Projekts Aifer (Artificial Intelligence for Emergency Response). In dem Projekt arbeiten die Forschenden mit Methoden der KI, um Informationen aus der Erdbeobachtung und aus dem Internet zu kombinieren. Dabei würden Daten von Satelliten, Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen sowie Daten aus sozialen Medien automatisiert ausgewertet, zusammengefasst und aufbereitet. Die entwickelten Verfahren sollen den Bevölkerungsschutz unterstützen, ergänzt Wieland.

Echtzeitnahe Auswertung zu einem komplexen Lagebild

Im Rahmen des Forschungsprojekts beteiligten sich das DLR, die Paris Lodron Universität Salzburg sowie das Österreichische und des Bayerische Rote Kreuz am 29. April 2023 an der Katastrophenschutzübung. Dabei wurde der Einsatz der innovativen Technologien in einem eigens eingerichteten Lagezentrum demonstriert. Experten von verschiedenen Organisationen bewerteten die Ergebnisse, während Rettungskräfte vor Ort im Einsatz waren. Die Übung sei sehr realitätsnah, sagt Dr. Konstanze Lechner vom Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) im EOC. Die Informationen aller Einsatzabschnitte seien hier dynamisch und aktuell auf Grundlage von Satellitenbildern, Drohnenbefliegungen und sozialen Medien erhoben worden. Ihre Aufgabe war, sie dann echtzeitnah auszuwerten und im Lagezentrum zu einem komplexen Lagebild zusammenzuführen. Ein Videostream im Lagezentrum zeigte Aufnahmen einer bodengestützten Kamera, ein anderer Live-Drohnenbilder. Die DLR-Mitarbeiter präsentierten außerdem ein digitales Geländemodell von einer Region aus der Katastrophenübung. Eine Drohne hatte am Vortag die Daten dafür geliefert. Das virtuelle 3D-Modell wurde aus dem DLR-Sicherheitsforschungsprojekt FOPOS (Forschung und nutzerkonforme Produkte für nationale und internationale Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) heraus entwickelt.

Die Übungsszenarien waren an vier unterschiedlichen Orten aufgebaut worden. Schwimmende Dächer im Wallersee simulierten eine überflutete Siedlung, während in Salzburg die Abrissstelle eines Verwaltungsgebäudes als eingestürztes Haus diente. In Kuchl wurde ein Chemieunfall durch einen am Bahnhof entgleisten Zug, in Oberndorf/Laufen die Rettung von Menschen aus der Salzach nachgestellt. Einheiten aus Tirol und Deutschland ergänzten die lokalen Kräfte. Im Fokus der Großübung standen laut dem Land Salzburg nicht nur Koordination und Zusammenarbeit. Es ging auch darum, „wichtige Daten zu sammeln“.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

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