Wissenschaft & Forschung

Satellitenbilder zeigen Schneemangel in italienischen Alpen

Forscher des DLR haben den Schneemangel in den italienischen Alpen anhand von Satellitenbildern nachweisen können.

Veränderung der Schneegrenzen im Aosta-Tal (Norditalien): Die Abbildung verdeutlicht, wie sich die Schneegrenze verändert hat. Die blauen Flächen zeigen die Schneebedeckung im März 2022. Die gelben Flächen markieren die durchschnittliche Schneebedeckung im März für die Jahre 1985 bis 2021. Bild: DLR

Die Schneegrenze in den italienischen Alpen lag im vergangenen Frühjahr durchschnittlich 400 Meter, in manchen Regionen sogar fast einen Kilometer höher als üblich; diesen Schneemangel haben Forschende im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ermittelt. Sie werteten dazu rund 15.000 Satelliten-Aufnahmen der Alpen aus 37 Jahren aus. Die Wissenschaftler haben auch untersucht, welchen Einfluss die Schneebedeckung der Alpen auf den Wassermangel in Norditalien hatte. Norditalien erlebte in diesem Jahr eine der schwersten Dürren der letzten 70 Jahre.

Die Forschenden aus dem Earth Observation Center (EOC) im DLR analysierten die Lage der Schneegrenze in neun Regionen in den italienischen Alpen, darunter das Aosta-Tal und Südtirol. Hier entspringen wichtige Zuflüsse zu Italiens größtem Strom, dem Po. Insbesondere im Frühjahr speisen sich Flüsse wie die Dora Baltea oder die Etsch zu einem großen Teil aus Schmelzwasser. Bleibt der Schnee aus, droht der bevölkerungsreichsten Region Italiens Wassermangel.

Satellitenbilder zeigen Schneemangel in italienischen Alpen

Die Schneegrenze beschreibe, ab welcher Höhe es in den Bergen eine geschlossene Schneedecke gebe. Je höher diese Grenze liege, desto weniger Schnee – und damit potenzielles Schmelzwasser – sei verfügbar, sagt Jonas Köhler, der die Studie im EOC durchgeführt hat. So lag etwa im Tessin, der Grenzregion zwischen Italien und der Schweiz, die Schneegrenze im März dieses Jahres 625 Meter über dem langjährigen Mittelwert. Dadurch war in der Region 56 Prozent weniger Schneebedeckung als üblich zu verzeichnen.

Erdbeobachtung hilft, drohende Dürren frühzeitig zu erkennen

Das Forschungsteam hat die Ergebnisse aus Aufnahmen des Erdbeobachtungssatelliten Landsat abgeleitet. Der Datensatz enthält monatliche Beobachtungen der Schneegrenze für den gesamten Alpenraum seit 1985. Landsat zeichnet sich durch eine räumliche Auflösung von 30 Metern aus. So kann Schnee auch im komplexen Gelände von Hochgebirgsregionen kartiert werden. Weil das Landsat-Archiv weit in die Vergangenheit reicht, lassen sich Zeitreihen erstellen.

Hintergrund der Dürre in Norditalien sei ein Zusammenspiel aus hohen Temperaturen und wenig Niederschlag im Winter und Frühling 2022 gewesen, auf das mehrere Hitzewellen folgten. Satellitenaufnahmen zeigten die Auswirkungen dieser Wetterlage auf die Schneebedeckung deutlich, erklärt Köhler. Italienische Behörden schränkten die Wassernutzung in Regionen wie der Lombardei und dem Piemont ein – mit Auswirkungen auf die bewässerte Landwirtschaft in der Po-Ebene. Auch in Deutschland waren die Folgen eines niederschlagsarmen Winters zu spüren: So war der Rhein aufgrund von niedrigen Pegelständen zum Teil nicht mehr schiffbar. Die Satellitendaten zeigten, dass sich die Schneegrenze in großen Teilen der Alpen um mehrere Meter pro Jahr nach oben verschiebe. Die kontinuierliche Beobachtung der Schneegrenze könne in der Zukunft dabei helfen, mögliche Dürren frühzeitig zu erkennen, ergänzt Köhler.

Weitere Informationen unter www.dlr.de

 

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