Wissenschaft & Forschung

Neue optische Bodenstation in Oberpfaffenhofen eingeweiht

Die vielfältigen Möglichkeiten der optischen Freiraumkommunikation können mit einer neu ausgebauten Bodenstation am DLR-Standort Oberpfaffenhofen getestet werden.

 

Die neue optische Bodenstation auf dem Dach des DLR-Instituts für Kommunikation und Navigation in Oberpfaffenhofen. Bild: DLR

Vor Kurzem wurde eine neue leistungsstärkere Bodenstation am DLR-Standort Oberpfaffenhofen eingeweiht. Satelliten werden zusehends zu Netzwerkknoten des Internets. Während terrestrische Knoten über Glasfasernetze eingebunden sind, können Satelliten mit aktuellen Entwicklungen nur dann mithalten, wenn sie ebenfalls optisch vernetzt werden. Programme der europäischen Kommission wie die Secure Connectivity Initiative stützen sich ebenso auf diese Technologie wie eine Vielzahl kommerzieller Netzwerke wie Starlink oder Oneweb, die mit ihren nächsten Generationen ähnliche Entwicklungen anstreben.

Im Zentrum der Überlegungen stehen optische Satellitenlinks, wie sie am Institut für Kommunikation und Navigation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) seit mehr als 20 Jahren konzipiert, entwickelt und getestet werden. Optische Verbindungen werden zudem nicht nur für Kommunikationsnetzwerke in Betracht gezogen, sondern auch für die Quantenverschlüsselung. Diese soll das sichere Internet der Zukunft ermöglichen und die nächste Generation von Satellitennavigationssystemen. Das DLR betreibt daher seit vielen Jahren experimentelle Bodenstationen, um diese Technologien voranzutreiben.

Bodenstation in Oberpfaffenhofen mit neuem Teleskop ausgestattet

Zukünftig werde es immer wichtiger, Satelliten effizient miteinander zu vernetzen sowie den Datenaustausch zum Boden sicher und leistungsstark zu gestalten im Angesicht der immer größeren Datenmengen bei Kommunikation, Navigation und Erdbeobachtung ebenso wie vor dem Hintergrund knapper werdender Funklizenzen, sagt die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla. Die optische Freiraumkommunikation biete hier eine vielversprechende Perspektive, deren vielfältige Möglichkeiten man mit der neu ausgebauten Bodenstation in Oberpfaffenhofen austesten und weiterentwickeln werde. Insbesondere bei der Absicherung des Austauschs sensibler Daten etwa bei Kritischen Infrastrukturen im All und auf der Erde könnten sie Lösungen der satellitenbasierten Quantenkommunikation entscheiden voranbringen.

Das Kernstück der neuen optischen Bodenstation ist ein neues Teleskop mit 80-Zentimeter Durchmesser in einer „Coudé“-Anordnung, bei der das Licht des Teleskops über Spiegel direkt in ein Labor darunter geführt wird. Dies ermöglicht völlig neue Experimente, die in dieser Form bislang nicht durchgeführt werden konnten.

Datenübertragung mit Terabit-Geschwindigkeit

Optische Verbindungen zwischen Satelliten und den Empfangsstationen am Boden, wie sie bei der Anbindung von Kommunikationssatelliten an das Internet oder bei der Datenübertragung von Erdbeobachtungsatelliten an deren Daten-Prozessierungszentren eingesetzt werden, sind mit dem nötigen Weg durch die Atmosphäre eine besondere Herausforderung. Temperaturschwankungen in der Atmosphäre führen zu einer Verzerrung der optischen Satellitensignale, die Übertragungsfehler bewirken können.

Die neue Bodenstation erlaubt es, diese Phänomene genauer als bisher zu untersuchen, um Verfahren für eine fehlerfreie Übertragung auch unter schwierigen Bedingungen zu erreichen. So zielen die Arbeiten des DLR-Instituts für Kommunikation und Navigation sowohl darauf ab, Signale am Boden bestmöglich empfangen zu können, als auch die Sendesignale der Bodenstation so „vorzuverzerren“, dass sie den Satelliten im All möglichst ungestört erreichen. In bodennahen Versuchen konnte das Institut bereits 2016 eine Übertragungsrate von 1,72 Terabit pro Sekunde erreichen und 2017 eine Übertragungsrate von 13.2 Terabit pro Sekunde realisieren. Diese Datenrate würde ausreichen, um ganz Westeuropa mit einer schnellen Internetanbindung zu versorgen. Mit der neuen Bodenstation sollen solche Versuche nun auch mit Satelliten durchgeführt werden.

Quantenschlüssel aus dem All

Eine genaue Entzerrung des Satellitensignals ist zudem eine Grundvoraussetzung, um Quantenschlüssel aus dem All möglichst effizient verteilen zu können. Das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation hat dazu Vorarbeiten geleistet und bereits im Jahr 2013 zusammen mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) erfolgreiche Übertragungsversuche von einem Flugzeug zum Boden durchgeführt. Quantenschlüssel sollen künftig genutzt werden, um die verschlüsselte terrestrische Übertragung so abzusichern, dass sie Angriffen durch Quantencomputer standhalten. Eine beweisbar sichere Absicherung der Kommunikation ist insbesondere für Nutzer wie Regierungsstellen, Behörden, Banken, Versicherungs- und Industriegesellschaften von immenser Bedeutung.

Präzisere Navigation mit optischen Satellitenlinks

Satellitennavigationssysteme wie das europäische Galileo und das amerikanische GPS sind bereits heute als unabdingbare Infrastrukturen im alltäglichen Leben und Wirtschaften verankert. Sie senden präzise Zeitsignale aus. Wenn der Empfänger diese Information von mindestens vier Satelliten empfängt, die Uhren korrekt synchronisiert und die Satellitenbahnen genau bekannt sind, kann der Empfänger daraus seine exakte Position ermitteln. Um die Zeitsignale der Satelliten zu synchronisieren und die Satellitenbahnen zu bestimmen, muss heute ein komplexer Prozess auf der Basis von Messungen einer Vielzahl von Sensorstationen am Boden ablaufen. Am DLR wurde mit Kepler ein neuer Ansatz entwickelt, bei dem optische Verbindungen zwischen Navigationssatelliten eingesetzt werden. Diese optischen Verbindungen werden genutzt, um die Satelliten direkt zu synchronisieren und um die Bahnen mit nur zwei Bodenstationen exakt zu bestimmen. Dies führt nicht nur zu einer deutlichen Vereinfachung des Systems, sondern auch zu einer erheblich verbesserten Genauigkeit

Weitere Informationen unter www.dlr.de

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