Wissenschaft & Forschung, Vermessung

Forschungszentrum für landwirtschaftliche Fernerkundung (FLF)

Mit dem erfolgreichen Start des Sentinel-2B Satelliten am 7. März 2017 ist das Quartett der hochauflösenden Fernerkundungssatelliten des Europäischen Weltraumprogramms „Copernicus “ jetzt komplett.

 

Sentinel-2 erfasst den Zustand der Vegetation und Landoberflächen. Bild: ESA

Deutschland wird nun regelmäßig alle ein bis drei Tage von zwei Radarsatelliten und zwei optischen Satelliten mit multispektralen Aufnahmegeräten überflogen und vermessen. Mit den Sentinels verfügt die landwirtschaftliche Forschung und Praxis über eine völlig neuartige Datenquelle und diese in einer bisher ungeahnten Präzision. Die riesige Menge an Rohdaten muss ausgewertet und interpretiert werden. Sie stellen einen erheblichen Mehrwert für eine Vielzahl an Fragen dar, die an den Fachinstituten des Julius Kühn-Instituts (JKI) erforscht werden und für die Ressortforschung und die Beratung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von Belang sind.

Die Nutzungsmöglichkeiten sind enorm vielfältig. Daher hat sich das JKI entschlossen, ein Forschungszentrum für landwirtschaftliche Fernerkundung (FLF) als institutsübergreifende Einrichtung zu etablieren. Das FLF ist Ansprechpartner für das BMEL sowie die Fachinstitute des JKI. Darüber hinaus soll es Anlaufstelle für andere Forschungseinrichtungen und Behörden mit Bezug zur Fernerkundung sein. Mit der Koordination des FLF ist Dr. Holger Lilienthal vom JKI-Fachinstitut für Pflanzenbau und Bodenkunde betraut. Man fange gerade erst an, das Potenzial dieser Datenfülle für ihre Fragestellungen zu erschließen, sagt Dr. Lilienthal, und es liefen bereits jetzt schon die Planungen für die nächste Generation der Sentinel-Satelliten ab 2030.

Folgerichtig sucht das JKI nach weiteren Anwendungsmöglichkeiten für die Fernerkundung im landwirtschaftlichen Bereich und beabsichtigt, diese Forschungsaktivitäten auszubauen. Denn viele interessante Forschungsergebnisse landen derzeit nach Beendigung eines Projektes in der Schublade, da die dafür zeitlich befristet eingestellten Personen nicht weiter finanziert werden können. In anderen Fällen werden Methoden nur in kleinen Untersuchungsgebieten getestet. Die Übertragung und Anwendung auf größere Regionen oder gar das gesamte Bundesgebiet findet nicht statt. Das FLF will sich dieser Ergebnisse und Methoden künftig verstärkt annehmen und geeignete Ansätze operationell für Deutschland aufbereiten.

Es wird angestrebt, die Anwendungsfelder für Fernerkundungstechnologien zu erweitern. Neben den Fragestellungen zu Aspekten der Kulturpflanzen sollen Kooperationen mit anderen Einrichtungen die Informationen zur Agrarstatistik (DeStatis), Agrarmeteorologie (Deutscher Wetterdienst, DWD) und Agrarökonomie (Thünen-Institut) entwickelt werden.

Weitere Informationen unter www.julius-kuehn.de

Keywords: Geodäsie, Geoinformation, Geo, Geoinformatik, GI, Copernicus, Sentinel, landwirtschaftliche Fernerkundung