Wissenschaft & Forschung

Geodaten im Web verteilt bearbeiten

Disy hat gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Verwaltung in einem vom Bund geförderten Projekt Konzepte, Werkzeuge und Beispielimplementierungen geschaffen, um den internationalen Standard Web Processing Services (WPS) für die verteilte Geodatenprozessierung effektiver einsetzen zu können. Die Ergebnisse wurden in einem öffentlichen Abschlussworkshop präsentiert.

Zusammenspiel der RichWPS-Werkzeuge (Quelle: Disy Informationssysteme)

Zusammenspiel der RichWPS-Werkzeuge (Quelle: Disy Informationssysteme)

In Deutschland gibt es ca. 25.000 Windenergieanlagen und jährlich werden es mehr. Doch die Planung und der Bau solcher Anlagen sind komplex und es sind viele Akteure beteiligt. Die für die entsprechenden Planungs- und Entscheidungsprozesse benötigten Daten liegen bei verschiedensten Stellen vor und müssen zum Teil zusammengeführt werden. Dieses ermöglichen Datendienste für Download oder Kartendarstellung wie WFS und WMS. Teilweise werden die Daten aber auch direkt beim Datenbesitzer verarbeitet, sodass nur abgeleitete Entscheidungen oder Berechnungsergebnisse weitergegeben werden müssen. Dieses erfolgt durch Prozessierungsdienste. Um komplexe Geodatenverarbeitungsprozesse im Web effizient ablaufen lassen zu können, ist es erforderlich, dass sowohl verteilt vorliegende Geodaten problemlos ausgetauscht werden als auch verteilte Prozessierungsdienste gefunden, aufgerufen und zu größeren Prozessen kombiniert werden können. Diesen Vorgang regelt der internationale Standard Web Processing Services (WPS) des Open Geospatial Consortiums (OGC).

Individuelle Optimierungen vorgenommen

Im Forschungsprojekt „RichWPS – Eine Software-Umgebung für Fachanwender zur effizienteren Nutzung von Geodaten mit Web Processing Services“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, hat Disy gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Verwaltung Methoden und Werkzeuge entwickelt, um WPS einfacher und effektiver nutzen zu können. „Wie allgemein im Internet, ist auch im Umgang mit Geodaten und in Geodateninfrastrukturen der Übergang vom Daten-Web zum Dienste-Web der naheliegende nächste Evolutionsschritt. Die Standards des OGC sind hier eine wichtige Grundlage für technische Interoperabilität. Dennoch zeigen unsere praktischen Erfahrungen, dass die derzeit an einigen Stellen zu allgemein gehaltene Spezifikation von WPS einerseits zu unnötiger Komplexität führt und andererseits durch Spezifikationslücken die wirkliche Interoperabilität zwischen unabhängigen Systemen nicht fördert. Beides sind Hürden für die weitere Verbreitung und Nutzung in der Praxis. Diese Hürden möchte das Projekt RichWPS beseitigen oder zumindest reduzieren“, erläutert Disy-Geschäftsführer Claus Hofmann die Zielsetzung des Projekts.

Die im Forschungsprojekt von Disy und der Hochschule Osnabrück geschaffenen Konzepte und Werkzeuge wurden am Beispiel zweier Praxisszenarien entwickelt und getestet. Bei der Bundesanstalt für Wasserbau wurden Modell- und Messdaten von Wasserständen verglichen und beim Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein wurde ein Workflow zur Bewertung des ökologischen Zustands des Wasserkörpers im Wattenmeer mit WPS-Bausteinen realisiert. Die Werkzeuge aus RichWPS umfassen unter anderem ein grafisches Modellierungswerkzeug für verteilte Geodatenverarbeitungsprozesse mit Tests- und Optimierungsmöglichkeiten, einen transaktionalen WPS-Server zur Ausführung (Orchestrierung) zusammengesetzter Prozesse, clientseitige Module zum Umgang mit heterogenen Daten und zum mobilen Einsatz sowie eine Weiterentwicklung der WPS-Präsentationsdirektiven (WPS-PD) zur Steuerung der clientseitigen Darstellung von WPS-Ergebnissen.

Ergebnisse in Abschluss-Workshop vorgestellt

Ende Februar 2015 wurden die Projektergebnisse in einem öffentlichen Abschluss-Workshop über 30 interessierten Teilnehmern aus der Verwaltung, Forschung und Wirtschaft vorgestellt. Ebenso wurde der Rückfluss von Erkenntnissen und Vorschlägen in die OGC-Standardisierung sichergestellt. Die Projektergebnisse sind teilweise als Open Source verfügbar und fließen sukzessive in die Disy-Produktentwicklungen ein. Schon zur Projektlaufzeit wurden die Cadenza-Fähigkeiten zum Umgang mit OGC-Datendiensten erweitert.

Weitere Informationen unter www.disy.net

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